Konkurrenz vor der Haustür

Damit an der Realschule plus in Ulmen eine Fachoberschule (FOS) eingerichtet werden kann, wird mit der Verbandsgemeinde (VG) Kelberg eine Kooperation angestrebt. Dort aber hat die Eigenständigkeit des Schulstandorts nach wie vor Priorität.

 Eine gemeinsame Fachoberschule mit Kelberg am Standort Ulmen – das können sich die Ulmener vorstellen. Die Kelberger indes reagieren reserviert auf diesen Vorschlag. Foto: dpa; TV-Montage: Birgit Keiser

Eine gemeinsame Fachoberschule mit Kelberg am Standort Ulmen – das können sich die Ulmener vorstellen. Die Kelberger indes reagieren reserviert auf diesen Vorschlag. Foto: dpa; TV-Montage: Birgit Keiser

Daun/Kelberg/Ulmen. Karl Häfner, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kelberg, sieht dem "Umarmungsversuch" der Nachbar-VG Ulmen (Kreis Cochem-Zell) in Sachen Schulkooperation gelassen entgegen. Wenn sein Amtskollege Alfred Steimers - wie vom VG-Rat Ulmen beauftragt - voraussichtlich in dieser Woche um einen Gesprächstermin bittet, wird Häfner nicht kategorisch ablehnen: "Gespräche haben wir bislang nie verweigert. Allerdings gibt es Grundsatzbeschlüsse, die auch in einem solchen Gespräch für uns nicht zur Disposition stehen."

Er verweist auf den Beschluss des VG-Rats Kelberg, dass die Schulstandorte Kelberg (Grund- und Realschule plus) sowie Uersfeld (Grundschule) erhalten bleiben sollen. "Klar ist: Wir werden nichts zustimmen, was die beiden Standorte gefährdet."

Hintergrund des Ulmener Vorstoßes: Ende Juni hatte das Bildungsministerium in Mainz den Antrag auf Einrichtung einer FOS in Ulmen zum Schuljahr 2011/2012 abgelehnt.

Begründung: Für eine FOS sei die Realschule plus Ulmen zu klein. Größer seien die Chancen mit einem Partner aus einer Nachbar-VG.

Ulmener Antrag schon einmal abgelehnt



Und das soll nach der Vorstellung des Ulmener Rats Kelberg werden. Eine FOS in Ulmen stärke auch die Schule in Kelberg, erklärte Steimers in der jüngsten Sitzung des VG-Rats Ulmen.

Begründung: Nach dem Besuch ihrer Heimatschule könnten Kinder aus Kelberg nach Ulmen wechseln und dort an der Fachoberschule Fachabitur machen. Steimers sagt: "Damit könnte Kelberg werben."

Aber Ulmen steht mit seinem Vorhaben nicht allein da: Auch in Daun wird nach dem Zusammenschluss von Real- und Hauptschule zur Realschule plus (ab dem Schuljahr 2011/2012) eine FOS mit dem Schwerpunkt Gesundheit angestrebt.

2012 kann der Kreis als Träger der Realschule plus einen Antrag auf Angliederung einer Fachoberschule stellen. Sollte das genehmigt werden, könnte in Daun ab 2013 eine berufsorientierte Alternative zur allgemeinen Hochschulreife geboten werden.

Schon vor gut zwei Jahren hatten die Ulmener um Kelberg als Partner für die Einrichtung einer Integrierten Gesamtschule (IGS) geworben.

Allerdings vergeblich: Die Kelberger lehnten ab, und eine IGS bekamen die Ulmener auch nicht.

Hätten sie allerdings den Zuschlag dafür bekommen, hätte in Ulmen das reguläre Abitur gemacht werden können, ein Angebot, das viele Kinder aus der 3300-Einwohner-Stadt schon seit Jahrzehnten in den beiden Gymnasien in Daun nutzen.

Meinung

Daun im Vorteil

Dass die Ulmener alles versuchen, ihrer Realschule plus mit der Erweiterung um eine Fachoberschule eine langfristige Perspektive zu verschaffen, ist legitim, die Aussichten gehen aber gegen null. Denn mit Daun hat Ulmen eine übermächtige Konkurrenz. Mit der Möglichkeit, das Fachabitur machen zu können, wäre das Angebot am Schulstandort in der Kreisstadt praktisch komplett und eine echte Alternative für viele Schüler (und Eltern). Und zwei Fachoberschulen in einer Entfernung von nicht mal 20 Kilometern wird es kaum geben. Ganz klar: Wenn sich Ulmen und Daun bewerben, ist die Kreisstadt deutlich im Vorteil. s.sartoris@volksfreund.deEXTRA Die Fachoberschule (FOS) ist eine höhere Schule der Jahrgangsstufen 11 und 12, die mit der Fachhochschulreife abschließt. Voraussetzung zum Besuch der Fachoberschule ist die mittlere Reife (Realschulabschluss/Fachoberschulreife) oder ein vergleichbarer Abschluss. Die 11. Klasse der Fachoberschule besteht zumeist aus einem Firmen- oder Behördenpraktikum und dem Besuch der Fachoberschule. Die 12. Klasse besteht ausschließlich aus Schulunterricht, der im Klassenverband erfolgt.

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