Kostspieliger Kyrill

Im Landkreis Vulkaneifel sind eine viertel Million Festmeter Holz dem Sturm "Kyrill" Mitte Januar zum Opfer gefallen. Der Schaden macht insgesamt acht Millionen Euro aus, wovon 4,3 Millionen Euro die Aufarbeitungskosten und 3,7 Millionen Euro der Preisverfall auf dem Holzmarkt ausmachen. Die Forstämter treffen Vorkehrungen gegen weitere Sturmschäden.

 Ralf Moll, Förster in Bongard, ist zuständig für die fünf Polder zu je 2000 Festmeter Windwurfholz, die in Folie eingeschweißt am Barsberg lagern. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Ralf Moll, Förster in Bongard, ist zuständig für die fünf Polder zu je 2000 Festmeter Windwurfholz, die in Folie eingeschweißt am Barsberg lagern. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Daun. (vog) Nach den ersten Bestandsaufnahmen nach dem Sturm Kyrill am 18. und 19. Januar 2006 waren die Forstämter (FA) noch von wesentlich geringeren Mengen Sturmholz ausgegangen. Durch sogenannte Nachwürfe stieg der Schaden um rund ein Drittel auf mittlerweile 250 000 Festmeter (FM) im Landkreis Vulkaneifel. Die viertel Million FM macht ein Sechstel der Menge landesweit aus.Zügige Aufarbeitung der Sturmschäden

"Mehr als die Hälfte der 40 Millionen FM bundesweit fielen in Nordrhein-Westfalen", erklärt Michael Zander, Büroleiter des FA Gerolstein. Im Kreisvergleich steht das FA Gerolstein sehr gut da. Von den 85 000 FM Windwurfholz sind 95 Prozent aufgearbeitet und bereits 75 000 FM verkauft. Zander: "Wir hatten etliche Aufträge in petto und konnten zügig aufarbeiten, weil wir einen soliden Stamm an Arbeitskräften haben sowie drei Holzeinschlagunternehmen in unserem Beritt ansässig sind." Das FA Gerolstein hat - anders als das FA Daun (6000 FM) und das FA Hillesheim (1500 FM) - kein Holz mehr, um es auf den auf Wunsch der Landesforstverwaltung reaktivierten Nasslagerplatz Densborn zu bringen (der TV berichtete). Die Forstämter tun sich schwer, den Kyrill-Schaden konkret zu beziffern. Zander: "Die Bewertung ist schwierig, weil neben dem Rückgang der Holzpreise noch Instandsetzungskosten für Wege, der Aufwand für Wiederbewaldung und das Risiko für Folgewürfe kaum abzuschätzen sind." Martin Manheller, Leiter des FA Hillesheim, wird konkreter. Er schätzt die Kosten für die Aufarbeitung in seinem Beritt auf 1,2 Millionen Euro. Manheller: "Wir sind seit 15. Februar mit nichts anderem mehr beschäftigt. Das heißt, die 25 Mitarbeiter des Forstamtes sowie einige Lohnunternehmer." Manheller nennt auch konkrete Ansätze für den Preisverfall: Es handelt sich um 15 Euro je FM. Da das verkaufte Holz in unterschiedlichen Qualitäts- und Preisgruppen veräußert wurde, ermittelt er den durchschnittlichen Verkaufserlös von 55 Euro je FM.Einzig im FA Daun wagt niemand eine Zahlenprognose. Davon ausgehend, dass kreisweit die gleichen Ansätze gelten, stehen den mittlerweile erzielten Verkäufen von 11,3 Millionen Euro (FA Daun 4,2, FA Gerolstein 4,3, FA Hillesheim 2,8) acht Millionen Euro Schaden (4,3 Millionen Euro Aufarbeitungskosten und 3,7 Millionen Euro Preisverfall) gegenüber. Zander kommentiert: "Die Waldbewirtschaftung ist eben nicht nur eine Sparkasse." Karl-Ludwig Pentzlin, Leiter des FA Daun, bleibt auch skeptisch: "Auch wenn wir bisher durch die Witterung wesentlich weniger Käferholz als im Vorjahr haben, müssen wir mit weiterem Käferholz rechnen." Die Forstexperten schließen unisono auch weitere Nachwürfe in den von Kyrill angerissenen Beständen in den kommenden Jahren nicht aus. Nach der Aufarbeitung der Sturmschäden gilt die Aufmerksamkeit der Pflege und Wertsteigerung jüngerer Bestände. Martin Manheller erklärt dazu: "Die instabilen Nadelwaldbestände, vor allem in Plateau-Lagen, sollen durch stabile Mischwälder ersetzt werden." Dazu gehören beispielsweise vier Hektar am Nordhang des Hochkelberges. Außerdem wird nach Manhellers Einschätzung die Fichte immer mehr der Douglasie in den Eifelwäldern weichen. Er sagt: "Die Douglasie ist stärker. Beispielsweise an der Domäne Richtung Birgel sind die Douglasien 40 Meter hoch, und sie haben bisher jedem Sturm getrotzt."

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