Kraftakt für Kreis und Kommunen - Integrationsministerin besucht Asyl-Unterkunft in Steineberg

Steineberg · Die Flüchtlingswelle aus Syrien stellt auch den finanziell angeschlagenen Kreis Vulkaneifel vor große Herausforderungen: Allein im vierten Quartal 2013 sind 159 Asylbewerber angekommen. Hauptanlaufstelle ist das Jugendzentrum Steineberg. Das hat nun die rheinland-pfälzische Integrationsministerin Irene Alt (Bündnis 90/Die Grünen) besucht, um sich ein Bild von der Unterbringung der Asylbewerber im Landkreis Vulkaneifel zu machen.

Steineberg. "Sie leisten beeindruckende und fruchtbare Arbeit", bescheinigte Irene Alt, rheinland-pfälzische Ministerin für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen (Bündnis 90/Die Grünen), nach dem gut zweistündigen Besuch den etwa 20 Zuhörern und Gesprächspartnern.Bitte um Aufstockung


Diese haben beruflich, politisch oder ehrenamtlich mit der Integration von Asylbewerbern und Ausländern im Landkreis Vulkaneifel zu tun. Darunter Christa Karoli als Sprecherin des Vereins "Forum Eine Welt", Michael Fasen und Guido Hanawald vom Migrationsdienst des Caritasverbands Westeifel, Dietmar Engeln, Leiter der Abteilung "Soziales" bei der Kreisverwaltung, sowie Eva Pestemer und Dietmar Johnen (MdL), die als Spitzenkandidaten der Grünen für den Kreistag kandidieren und den Besuch in die Wege geleitet haben. "Sie haben ein bemerkenswertes Netzwerk aufgebaut", betonte Irene Alt und versprach: "Ich stehe an Ihrer Seite".
Zunächst hatte Hubert Braun vom Vorstand des "Jugendzentrums Steineberg " die Geschichte der 1972 von "Zauberpater" Johannes Lennartz gegründeten Einrichtung skizziert (siehe Extra).
Aktuell seien sieben der 15 Plätze für vorübergehende Unterbringung von Asylbewerbern belegt, sagte Braun. "Wenn es uns nicht sofort gelingt, eine geeignete Wohnung zu finden, sind wir sehr dankbar für diese Möglichkeit", erklärte Dietmar Engeln, dessen Abteilung erste Kontaktstelle für Asylbewerber ist. Allein im vierten Quartal 2013 seien 159 Asylbewerber in den Landkreis Vulkaneifel gekommen, im ersten Quartal 2014 weitere 25. "Damit steht der Kreis vor einer enormen personellen und finanziellen Herausforderung", sagte Engeln und richtete sich mit der Bitte um Aufstockung an die Ministerin.
Tatsächlich bedeute die Zuweisung von Asylbewerbern für die Kommunen einen Kraftakt, räumte Irene Alt auch mit Blick auf Sprachkurse und Traumatherapien ein. Als bisherige Schwerpunkte der humanitären Flüchtlingspolitik ihres Ministeriums nannte sie die Abschaffung der Residenzpflicht, wonach Asylbewerber sich frei in Rheinland-Pfalz bewegen dürfen, und die Umstrukturierung des Abschiebegefängnisses in Ingelheim. Vorstöße gebe es bezüglich der Optionspflicht (doppelte Staatsangehörigkeit) und der Erhöhung der Leistungen für Asylbewerber. Oberstes Ziel sei in jedem Fall, die Flüchtlinge in Wohnungen anstatt in Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen, betonte sie.
Dann nahm Irene Alt die Einladung einer syrischen Asylbewerberin - dreifache Mutter und hochschwanger - zur Besichtigung ihrer Unterkunft an: ein einfaches Zimmer mit drei Betten, einer Couch, einem Stuhl und einem Fernseher sowie einem Bad. Doch stehe der Umzug in eine Wohnung in Daun unmittelbar bevor, sagte Dietmar Engeln.Extra

Das Jugendzentrum Steineberg ist heute ein internationales Begegnungszentrum für Jugendgruppen, Schulklassen, Behinderte, hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche, Familien und Alleinerziehende (106 Plätze) sowie Erstaufnahmestation für Asylbewerber (15 Plätze). Der Kölner Redemptoristenpater Johannes Lennartz (1923 bis 1999) hatte zunächst den ehemaligen Bauernhof in eine Erholungsmöglichkeit für Jugendliche aus sozialen Brennpunkten der Großstadt umgewandelt (1972), dann das Objekt um einen Saal mit Bühne, Kegelbahn, Spieleraum und Lehrküche (1982) erweitert und zuletzt ein Behindertenschwimmbad (1993) und eine hauseigene Kapelle (1998) installiert. Zur Realisierung trugen im Wesentlichen Lennartz\\' Einnahmen als "Zauberpater" sowie Geld- und Sachspenden und ehrenamtliche Arbeit bei. Seit der Gründung verzeichnete das Jugendzentrum rund 500 000 Übernachtungen. Im zurückliegenden Jahrzehnt fanden in Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung etwa 500 Asylbewerber hier vorübergehend Unterkunft, bis geeignete Wohnungen zur Verfügung standen. Dem Vorstand des Trägervereins gehören Hubert Braun (Mechernich/Kreis Euskirchen), Rudolph Franzen (Steineberg) und Bruno Weiler (Mehren) an. Kontakt und Info: www.jugendzentrumsteineberg.de. bb

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