Kreis zahlt für Bahnbetriebswerk

Der Vulkaneifelkreis beteiligt sich mit 180 000 Euro am Ausbau des ehemaligen Bahnbetriebswerks Gerolstein. Das hat der Kreistag beschlossen. 2,4 Millionen werden investiert, von denen das Land 85 Prozent trägt.

Daun/Gerolstein/Pelm. Schon nach den ersten Redebeiträgen war klar: Die Entscheidung des Kreistags, ob sich der Kreis am Ausbau des Bahnbetriebswerks (BBW) beteiligen soll, würde mehr sein als nur ein formaler Akt, und in der Tat entwickelte sich eine emotionsgeladene Diskussion.

Landrat Heinz Onnertz erklärte, als das Land im Februar signalisiert habe, dass es 85 Prozent der Kosten übernehme, habe er zugesagt, erklärte Onnertz. Und das nicht nur wegen der Erhaltung des Denkmals BBW, sondern auch mit Blick auf Aufträge an hiesige Unternehmen und Sicherung von Arbeitsplätzen. Er räumte ein, er sei "vorgeprescht" mit der Zusage, aber aus seiner Sicht habe es keine Alternative gegeben, sonst "wäre das Geld weg gewesen."

CDU-Fraktionschef Herbert Schneiders sah aber noch Diskussionsbedarf, so großen, dass er an diesem Abend der Beteiligung nicht zustimmen könne: "Es sind noch viele Fragen zu klären. So fehlt mir beispielsweise ein Gesamtkonzept." Rückendeckung für Onnertz gab es von SPD, FWG und FDP. Georg Linnerth (SPD) lobte das Engagement des Landrats in dieser Sache. Die Region könne sich glücklich schätzen, eine bedeutende Institution wie das BBW mit großem Zukunftspotenzial zu haben, auch deshalb solle man nicht "kleinkariert" an das Thema herangehen. Ulli Meyer (Linke) und zahlreiche Fraktionsmitglieder von BUV und CDU sahen hingegen viele offene Fragen. Gordon Schnieder (CDU) sagte, es müsse ganz klar geregelt sein, dass das Geld des Kreises nicht verschwinde, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern würden.

Lange sah alles nach einer Vertagung der Entscheidung aus, die Wende kam nach gut drei Stunden Beratung. Nach einer Sitzungsunterbrechung erklärte BUV-Fraktionsvorsitzender Peter Lepper, dass seine Fraktion dem Gesamtpaket nun doch zustimmen werde. Er erwarte aber von der Verwaltung, dass künftig vor solchen Entscheidungen "allumfassend" informiert werde. Mit 22 Stimmen von SPD, FWG, FDP und BUV wurde das Paket beschlossen, gegen die Stimmen der fast kompletten CDU-Fraktion und von Ulli Meyer. Die Christdemokraten wollten nur dem ersten Schritt, der Beteiligung des Kreises am ersten Bauabschnitt mit 1,34 Millionen Euro Investitionssumme, zustimmen. Der Kreis hat nun seine Hälfte des kommunalen Beitrags zugesichert, die fehlenden 7,5 Prozent soll die Verbandsgemeinde (VG) Gerolstein tragen. Der VG-Rat entscheidet darüber in seiner Sitzung am 24. November.

Meinung

Überzeugendes Argument

Heinz Onnertz hat sich ganz weit aus dem Fenster gelehnt, und wenn auch letztlich in seinem Sinne entschieden worden ist, hat nicht viel gefehlt, und er wäre dabei ordentlich auf die Nase gefallen. Dass er die Chance, dass das Land für das Bahnbetriebswerk Geld gibt, ergriffen hat, ist aber nachvollziehbar und keine "einsame Entscheidung", denn auch Gerolsteins VG-Bürgermeister und CDU-Mann Matthias Pauly war dabei mit im Boot. An ihm ist es nun, im Vorfeld der VG-Ratssitzung Überzeugungsarbeit zu leisten, damit es dort erst gar keine "Hängepartie" geben kann. Das dürfte nicht so schwer fallen, denn eine Investition von 2,4 Millionen Euro auf Gerolsteiner und Pelzer Beritt ist ein sehr überzeugendes Argument. s.sartoris@volksfreund.deExtra Das von 1928 bis 1930 erbaute Bahnbetriebswerk (BBW) Gerolstein-Pelm ist das einzige noch erhaltene und funktionsfähige seiner Art im nördlichen Rheinland-Pfalz. Besonders prägnant ist der Rundlokschuppen mit Drehscheibe. Als die Anlage Mitte der 1990er Jahre nicht mehr von der Bahn genutzt wurde, verfiel sie zusehends. Erst als sie 2004 in den Besitz der gemeinnützigen "Bahnbetriebswerk Gerolstein gGmbH" überging, wurde der Verfall gestoppt und mit der Sanierung des seit 1995 unter Denkmalschutz stehenden Komplexes begonnen. Der Lokschuppen wurde zwischenzeitlich schon mehrfach als Veranstaltungsort genutzt, so bei einem Klaus-Lage-Konzert, bei der Ausstellung "Eifelschätze" und bei der Eröffnung des Krimifestivals "Tatort Eifel". Beim weiteren Ausbau geht es in einem ersten Bauabschnitt (mit einem Investitionsvolumen von 1,35 Millionen Euro) vor allem um neue Strom-, Gas- und Kanalanschlüsse.

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