Kreissparkasse: Chef-Sessel noch frei

Daun/Gerolstein · Eine Personalfrage gelöst, die andere noch offen: Der Verwaltungsrat der Kreissparkasse (KSK) Vulkaneifel hat den Vertrag von Vorstand Helmut Sicken (55) vorzeitig um fünf Jahre verlängert - bis Ende 2018. Bei der Frage, ob Sicken oder Dietmar Pitzen ab Januar 2013 Vorstandsvorsitzender der KSK wird, halten sich alle Beteiligten noch bedeckt.

 Helmut Sicken (links) oder Dietmar Pitzen (rechts)? Wer von beiden Vorstandschef der KSK Vulkaneifel wird, ist noch offen. Fotos: Alexander Schumitz (2), dpa (1)

Helmut Sicken (links) oder Dietmar Pitzen (rechts)? Wer von beiden Vorstandschef der KSK Vulkaneifel wird, ist noch offen. Fotos: Alexander Schumitz (2), dpa (1)

"Ich bin erfreut und stolz." Mit diesen Worten kommentiert Helmut Sicken die Entscheidung des Verwaltungsrats der Bank, seinen Ende 2013 auslaufenden Vertrag vorzeitig um weitere fünf Jahre zu verlängern - bis Ende 2018. Sicken wertet die Entscheidung, die nach TV-Informationen einstimmig war, als Bestätigung seiner Arbeit - vor allem im vergangenen Jahr. "Das ist so hervorgehoben worden", sagt der 55-Jährige.

Nachdem der Verwaltungsrat Ende vergangenen Jahres überraschend und ohne Nennung von Gründen den Vertrag des langjährigen Vorstandsvorsitzenden Dieter Grau nicht verlängert hatte, kam es zu massiven politischen Verwerfungen im Kreis sowie juristischen Auseinandersetzungen. In der Bank musste Sicken mehr als ein halbes Jahr die Geschäfte weitgehend alleine führen. "Nebenbei" kümmerte er sich federführend um den zwölf Millionen teuren Umbau des KSK-Hauptsitzes in Daun, der im Frühjahr startete. Sicken sagt rückblickend: "Neun stressige Monate."Kein klares Bekenntnis


Erst ab August kehrte für Sicken wieder Normalität ein, als der vom Verwaltungsrat unter 27 Bewerbern als Grau-Nachfolger ausgewählte, ehemalige Dauner Volksbankdirektor Dietmar Pitzen (40) seine Arbeit bei der KSK Vulkaneifel begann. Obwohl der Verwaltungsrat eindeutig einen neuen "Vorsitzenden des Vorstands" suchte, wie es auch in der Zeitungsanzeige veröffentlicht wurde, durfte Pitzen seine Arbeit lediglich als einfaches Vorstandsmitglied aufnehmen. Der Grund: Bis zum Auslaufen seines Vertrags Ende 2012 hat Dieter Grau - obwohl beurlaubt - dieses Amt noch inne. Und es kann nicht doppelt vergeben werden.

Auf die Frage, ob Pitzen nicht automatisch ab Januar 2013 den Vorsitz der Sparkasse übernimmt, gibt es aber keine klare Antwort. Vielmehr wird stets von einer anstehenden Wahl gesprochen - sowohl von der neuen Verwaltungsratsvorsitzenden Astrid Schmitt als auch von den Kreistagsfraktionen, die "ihre" Mitglieder im Verwaltungsrat haben oder dem Gremium selbst angehören (siehe Extra). So sagt die Vorsitzende Schmitt lediglich: "Der Verwaltungsrat hat Anfang Dezember seine letzte Sitzung in diesem Jahr und dann steht logischerweise auch diese Frage zur Entscheidung an."

Und auch die beiden KSK-Vorstände halten sich zurück. Dietmar Pitzen sagt: "Der Verwaltungsrat wird in der Frage, wer Vorstandsvorsitzender wird, entscheiden. Soweit ich weiß, gibt es keine Vorabsprachen. Mehr sage ich nicht dazu." Und Sicken sagt auf die Frage, ob er Ambitionen auf den Vorsitz hat, ausweichend: "Wir sind beide noch nicht gefragt worden." Auf die Frage, ob er möglicherweise nicht antrete und somit eine Wahl überflüssig sei, sagt er: "Es wird zu einer Wahl kommen."Meinung

Chef-Frage ist überflüssig
Nach der Feuertaufe der vergangenen Monate besteht kein Zweifel daran: Helmut Sicken kann Kreissparkasse. Auch als Chef. Mit seiner ruhigen, verbindlichen und diplomatischen Art sowie einem enormen Arbeitspensum hat allen voran er es geschafft, die durch den unbegründet vom Zaun gebrochenen Streit um die Personalie Grau ins Schlingern geratene Kreissparkasse Vulkaneifel wieder auf Kurs zu bringen. Und nebenbei hat er noch federführend die größte Investition in der Geschichte der Bank zu managen: den zwölf Millionen Euro teuren Umbau des Hauptsitzes in Daun. Chapeau! Doch die eigentliche Frage ist nicht, ob Sicken KSK-Chef kann. Sondern: Warum wird sie überhaupt noch einmal gestellt? Denn es gibt absolut keinen Zweifel daran, welchen Posten der KSK Verwaltungsrat ausgeschrieben und auf welchen Job sich Dietmar Pitzen beworben hat und unter 27 Kandidaten von eben diesem Verwaltungsrat ausgewählt wurde: den des Vorstandsvorsitzenden. m.huebner@volksfreund.deExtra

Die Entscheidung des Verwaltungsrats der KSK Vulkaneifel hat für Helmut Sicken und die KSK Vulkaneifel finanzielle Auswirkungen. Hätte Sicken bei einer versagten Vertragsverlängerung lediglich eine einmalige Abfindung in Höhe des Jahresgrundbetrags - bei ihm 186 000 Euro - erhalten, stehen ihm nun dauerhaft Pensionsansprüche zu. Laut der Vergütungsrichtlinien des Sparkassenverbands Rheinland-Pfalz erhält ein Vorstandsmitglied erst dann Pensionsleistungen, wenn dessen jeweils fünf Jahre laufender Vertrag mindestens einmal verlängert wurde. Die jährlichen Pensionsleistungen: 90 Prozent des derzeitigen Grundgehalts von 186 000 Euro machen 168 000 Euro. Bei einer Beschäftigung zwischen sechs und zehn Jahren gibt es davon 40 Prozent: 67 000 Euro. Mit zunehmender Beschäftigungsdauer steigt dieser Satz auf bis zu 55 Prozent. mh

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