Sachbeschädigung Unbekannte beschädigen Gedenkkreuz bei Kerpen

Kerpen  · Auf dem Eifelsteig ist eine Gedenktafel, die an einen abgestürzten Piloten erinnern und als Mahnmal dienen soll, beschädigt worden. Ihr Stifter Johann Meyer betreibt ein Museum in Berndorf und engagiert sich gegen den Krieg.

Eine aufmerksame Wanderin, die auf dem Eifelsteig  bei Kerpen unterwegs war, meldete die Sachbeschädigung einer Metall-Tafel, die zum Gedenken an einen gefallenen Soldaten aufgestellt war. Aus dem Polizeibericht geht hervor, dass dieses Objekt in der Vergangenheit schon einmal beschädigt wurde. Weiterhin wurde festgestellt, dass das Metall der Tafel verbogen wurde und der Schriftzug mit Graffiti übersprüht wurde. Johann Meyer, Historiker aus Berndorf, hat das Kreuz 1996 gestiftet. Jetzt steht er fassungslos davor, denn es wurde  gewaltsam verbogen und zu Boden gestürzt -– zudem mit einem schwarzen Schriftzug beschmiert.

Es handelt sich nicht um ein gesprühtes Graffiti, schon gar nicht um Street-Art, sondern um eine mit einem breiten schwarzen Marker mit zackiger Schrift geschriebene Botschaft: „Sch...Nazi Kein Vergessen“. Etwas weiter am Eifelsteig ist ein amtliches Verkehrszeichen zu sehen. Ebenfalls in der gleichen gezackten Schrift mit vermutlich demselben Stift verunstaltet. „Alerta Antifascista“, ein Slogan der Antifa.

Nach TV-Anfrage bei dem stellvertretenden Leiter der Polizeiinspektion Daun, Sven Lehrke,  war die Beschädigung des Verkehrszeichens noch nicht bekannt. „Gottseidank gibt es in unserem Bereich nur eine verschwindend kleine Anzahl derartiger Delikte“, so Sven Lehrke. Er wird die neuen Erkenntnisse in die Ermittlungen aufnehmen.

Der 1. Beigeordnete aus Berndorf, Paul Becker, bestätigt, dass das Gedenkkreuz in der Vergangenheit schon einmal abgebrochen wurde. Es befindet sich von Berndorf kommend, in der Kerpen zugehörigen Gemarkung, beschreibt er den Standort. Die neue Beschädigung hat er sich noch nicht angesehen. Links- oder rechtsradikale Aktionen sind ihm nicht bekannt. Dem zuständigen Ortsbürgermeister von Kerpen, Leo Emondts wurden auch zusätzliche Kritzeleien auf Bänken gemeldet.

Das schlichte Metallkreuz erinnert an einen Menschen, der hier am 3. Dezember 1944 gestorben ist. Sein Name war Hugo Voss. Er war zwanzig Jahre alt. Todestag und die weiteren Daten „3. Staffel JG4 , ME109“ stellen die Verbindung zum Zweiten  Weltkrieg her. „Zum Gedenken an den umgekommenen jungen Piloten und als Mahnung, dass Kriege nur Unglück, Zerstörung  und Tod bringen, habe ich es hier angebracht“, erklärt Johann Meyer. „Daran soll es  – und auch weitere auf anderen Absturzstellen  für getötete Piloten der Alliierten und  Deutsche  – immer erinnern.“

Damals sei es hart bestraft worden, wenn man nicht in die Partei wollte. Sogar wenn eine  Ehefrau kein Mitglied des Bund Deutscher Frauen  sein wollte, wurden Sanktionen erlassen. „Da wurde vom Ortsgruppenführer auch schon mal das dringend für einen Bau benötigte Wasser verweigert“, erzählt er und zeigt die Absturzstelle des Kriegsflugzeuges von Hugo Voss. „Hier ist er runtergekommen. Ich habe ihn genau gehört, als er noch in der Luft war. Mein Vater und mein Bruder waren als erste am Flugzeugwrack. Ich war damals zehn Jahre alt.“ Die Kriegserlebnisse seiner Kindheit haben Johann Meyer nicht mehr los gelassen, ihn geprägt. Er steht für staatsbürgerliche Aufklärung und Abwehr verfassungswidriger und verfassungsfeindlicher  Bestrebungen, setzt sich für Aufklärung und Berichterstattung des Zeitgeschehens sowie die militärhistorischen und wissenschaftlichen Forschung ein. 

1993 gründete der Maschinenschlosser mit zwanzig Gleichgesinnten eine Arbeitsgemeinschaft „Luftkrieg über der Eifel“. Die Gruppe hat sich  das Suchen nach abgestürzten oder abgeschossenen Kampfflugzeuge, die verborgen in der Erde liegen, zur Aufgabe gemacht. „Wir wollten die Schicksale der Piloten aufklären und den Angehörigen helfen, Fragen nach dem Verbleib  der jungen Menschen zu beantworten. „Mit Verherrlichung des Krieges hat dies absolut nichts zu tun“, stellt der Sammler der Wrackteile nachdrücklich fest.

In seinem kleinen Museum in Berndorf fühlt man sich auf neutralem Boden. Keine Kriegspropaganda – dafür aber Modelle von Militärflugzeugen aus aller Welt, Baupläne, Fotos, hunderte von Einzelteilen, die der Technikfan genau zuordnen kann.

Jeder, der von ihm registrierten 168 Flugzeugabstürze in Gerolstein, Berndorf, Hillesheim, Mayen, Wittlich bis hin nach Belgien, stellt für ihn ein Schicksal dar. Die Suche war oft sehr schwierig. Hinweise von Zeitzeugen wurde nachgegangen. „Anhand von Serien-Nummern auf gefundenen Flugzeugteilen konnten wir die Flugzeugtypen ermitteln.“ mit Detektivarbeit erhielten sie die Daten des dazugehörigen Piloten. Diesen folgten oft besonders emotionale Erlebnisse mit Familienangehörigen, Verwandten, Freunden.

 Betroffen steht Johann Meyer vor dem beschädigten Kreuz.

Betroffen steht Johann Meyer vor dem beschädigten Kreuz.

Foto: Clara Zins-Grohe

In Fachzeitschriften wurde über die erfolgreichen Recherchen der AG „Luftkrieg über der Eifel“, insbesondere über Johann Meyer international berichtet. Durch sein Engagement hat er sich Wertschätzung erarbeitet. Die Ehrennadel des Landes Rheinland Pfalz wurde ihm am 15. November 2019 für langjährige ehrenamtliche Tätigkeit verliehen. Die Vernetzung mit anderen Historikern in In- und Ausland funktioniert. Man unterstützt sich gegenseitig in Forschungsarbeiten und manchmal hilft auch der Zufall, Licht in Vergangenes zu bringen.

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