Kreuze erinnern an Munitionsopfer

Der Zweite Weltkrieg endete in Europa vor 65 Jahren. Aber noch immer künden Spuren und Reste in der Landschaft von seinen Auswirkungen, so auch in Daun und Umgebung.

Daun-Rengen. Da recken gesprengte Bunker und Flakstellungen ihre Betontrümmer in die Luft. Da wachsen Hecken über die kilometerlangen "Drachenzähne" des Westwalls. In Bombentrichtern sammeln sich Äste, Zweige und Grundwasser. In Wäldern verfallen Schützengräben, und Kampfmittelräumdienste vernichten noch alljährlich tonnenweise Munitionsreste.

In vielen Eifel-Gemeinden finden sich Bildstöcke und kleine Kapellen, Zeichen des Dankes wegen Errettung aus Todesgefahr.

Aber genauso künden bis heute noch zahlreiche Mahn- und Gedenkkreuze an die Opfer, die der Krieg mit sich brachte. Auch im Rengener Wald steht am Wegesrand im Dickicht von Bäumen, solch ein Kreuz, das erschreckend und mahnend zugleich an menschlichen Wahn erinnert.

Es ist ein Unfallkreuz aus Basalt, in Stammform mit steinernen Efeuranken verziert. Es steht auf einem gemauerten Steinsockel, und eine schwarze rechteckige Steintafel erklärt mit ihrer Inschrift den Errichtungsgrund: "Hier verunglückten am 29.9.1945 Karl Rose - Richard Thielen aus Daun".

Im Gemeindewald Rengen befanden sich mehrere Munitionslager, darunter auch das Depot mit Namen "Maria", nahe bei Waldkönigen. Zwei Dauner Männer, der Bäcker- und Konditormeister Christoph Karl Rose, 40 Jahre alt, und der 19-jährige Kaufmannsgehilfe Richard Thielen, waren dort zur Räumung eingesetzt. Viele Wagenladungen Munition hatten sie bereits aus dem Lager geschafft.

Es war Samstag, 29. September 1945. 17 Uhr. Feierabend. Doch bei der letzten Fuhre rutschte ein Wagenrad ab, überfuhr wohl einen Zünder, der dort im Straßengraben versteckt lag. Es kam zu einer Explosion, die den voll beladenen Wagen und die beiden Männer bis zur Unkenntlichkeit zerriss.

Eine mächtige Rauchwolke stand hoch über dem Wald, und der Knall war bis nach Daun zu vernehmen. Ihn hörte auch die Mutter Thielen in Daun. Voller Sorgen meinte sie noch zur Nachbarin: "Es wird doch hoffentlich nichts den Unsrigen passiert sein!" Doch ihre Hoffnung war vergebens.

Ungesicherte Kriegsmunition verursachte viele Todesfälle und Verstümmelungen im Vulkaneifelkreis.

So auch in Dreis, wo noch immer ein schlichtes Holzkreuz zwischen zwei Birken am Wegesrand von einer Tragödie kündet. Dort befand sich mitten in einer Wiese ein von Deutschen zurückgelassener Schuppen voller Munition.

Er war ordnungsgemäß verschlossen und mit einem Zaun umgeben. Alle Bewohner wussten von dem gefährlichen Inhalt des Schuppens, und der Ortsbürgermeister hatte Verbote ausgesprochen.

Aber am 23. August 1945 drangen drei Jugendliche in dieses Munitionsdepot ein. Es kam zu einer gewaltigen Explosion, die das Dorf erschütterte. Es gab nichts mehr zu retten. Ernst Josef Probst, Werner Ullrich und Helmut Keul, alle 1931 geboren, waren tot.

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