Krippenbauer aus Leidenschaft

Im 100-Seelen-Dorf Gelenberg arbeitet Ralf Dickel den Sommer über an weihnachtlichen Symbolen, denn im Winter ist die große, nicht beheizbare Werkstatt zu kalt. Der Krippenbauer aus Leidenschaft erlaubt dem TV dennoch einen Blick in sein Refugium, das außer ihm so genau wahrscheinlich nur der Pfarrer Klaus Kohnz, die Gelenberger Kinder und Wallfahrer kennen.

Gelenberg. (bjö) Die Figuren der größten Krippe in der Gelenberger Werkstatt sind etwa 1,60 Meter hoch. Die prächtigen Heiligen Drei Könige dienen dem Neugeborenen in der Krippe ihre Gaben an. Neben dem knienden Caspar steht Ralf Dickel. Mit seinen weißen Haaren, dem Bart und den blauen Augen könnte der Krippenbauer Teil seiner Figuren und Werke sein. Wenn da nicht die taubenblaue Weste mit der Aufschrift "Pink Floyd" wäre, die den Betrachter zurück in die Wirklichkeit führt. Der 62-Jährige nimmt das Jesuskind vorsichtig in seine Hände. Liebevoll legt er es zurück in die Wiege. "Die Figuren sind so groß, sie gehören eigentlich in eine Kirche", erklärt Dickel.

Die Werkstatt mit ihren 180 Quadratmetern ist geräumig genug für weitere rund 50 Krippen und Schaukästen von der Römerzeit bis in die jüngere Geschichte. Dickel nimmt sich auch selbst auf die Schippe. Sein unverkäufliches "Heiligtum" zeigt eine bis zur Drehbank detailgetreue Darstellung einer Schreinerei.

Um die Krippen und Stuben zu bestücken, hat Dickel kistenweise Figuren und Zubehör gestapelt. Er drückt allem seinen Stempel auf: "Für alle vier Seiten der 1000 Schindeln des Kirchdachs habe ich 4000 Mal den Fräser angesetzt", erzählt er.

Ein weiterer Ausdruck seines Hangs zur Perfektion ist seine Werkstatt. Die Instrumente von Ralf Dickel sind griffbereit disponiert, ähnlich der Skalpelle in einem Operationssaal. Zwinge um Zwinge hängen am Regal aufgereiht. Die Werkbank ist historisch. Selbst die Holzsägen sind sauber und sehen aus wie aus dem Ei gepellt. Staub ist ebenso wenig zu finden wie Sägespäne. Dickel lächelt über die eigene Ordnungsliebe: "Ich bin pingelig." Die Sorgfalt reicht bis ins kleinste Detail. Die winzigen Instrumente, die er drechselt, feilt und bemalt, sind kleiner als ein Streichholz und präzise nach dem Original gefertigt. "Das Stecheisen ist etwa zwei Zentimeter lang", schätzt der 62-Jährige.

62-Jähriger lebt seit 15 Jahren in der Vulkaneifel



Er überlässt nichts dem Zufall. Ihm ist sogar die Rundumsicht wichtig: "Meine Krippen sollen von allen Seiten ansehnlich ein." Nicht alle Holzarten sind ihm Recht, nur die leichten: "Eiche ist einfach zu schwer." Krippen mit der Darstellung der christlichen Weihnachtsgeschichte sind seit dem 16. Jahrhundert bekannt. Der ehemalige Kaufmann aus Brilon im Sauerland werkelt hingegen seit etwa zehn Jahren an seinen Ställen. Seit 15 Jahren hat er sein Haus in der Vulkaneifel. Die Leidenschaft zur Landschaft und zur Krippenbauerei sind die beste Therapie gegen Krankheiten. "Die Arbeit hält mich gesund", sagt er. Besonders im Sommer. Da hat er Saison, nicht nur wegen der nicht beheizten Werkstatt. "Ich brauche die Zeit, um die Kunstwerke zu fertigen", erzählt Dickel.

Das wissen seine Anhänger und kommen durch die offene Tür. Sein beständigsten sind die Gelenberger Kinder und der Pfarrer Klaus Kohnz: "Ich bewundere die Leidenschaft, die eigene Ausdruckskraft, die Dickel in seine Krippen legt."

Andere Besucher sind Wallfahrer. Dickel: "Wenn die Pilger nach Barweiler gehen, dann schauen sie bei mir vorbei."

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