Künftige Nutzung des Gewerbeparks offen - Gerüchte um Flüchtlingsunterkunft dementiert
Gerolstein · Es ist still geworden um die Umnutzung des innerstädtischen Areals des Gerolsteiner Brunnens, wo Ende 2013 der Betrieb bis auf kleine Restbereiche vollständig eingestellt wurde. Inzwischen kommen Gerüchte auf, dass das Areal Flüchtlingsunterkunft werden könnte. Das Unternehmen entkräftet diese - indirekt.
Gerolstein. Der ehemalige Hela-Baumarkt in Wittlich wird gerade zu einer Unterkunft für 1500 Flüchtlinge umgebaut, und auch im Kreis Vulkaneifel wird seit Monaten händeringend nach Unterkunftsmöglichkeiten für den Zustrom der Flüchtlinge gesucht - zuletzt wurden ein Seniorenheim in Jünkerath und die Burg Kerpen dafür vom Land angemietet (der TV berichtete).
Auch in Gerolstein kursieren seit geraumer Zeit Gerüchte, große, leer stehende Gebäude wie das ehemalige Hotel Calluna und die Hallen des Gerolsteiner Brunnens in der Brunnenstraße, wo Ende 2013 der Betrieb fast vollständig eingestellt wurde, könnten derart umgenutzt werden. Denn von den Überlegungen, auf dem Areal Geschäfte und touristische Infrastruktur anzusiedeln, hört man schon lange nichts mehr. Es ist still geworden um das wichtige Infrastrukturthema.
Daher hat der TV beim Gerolsteiner Brunnen nachgehakt.Logistik bleibt auf Gelände
Auf die Frage "Gibt es Ihrerseits Überlegungen, die leer stehenden Gebäude dem Land als Flüchtlingsunterkunft anzudienen?" lässt Unternehmenssprecherin Heike Görres wissen: "Die Gebäude der Mineralwasserzentrale mit zugehörigen Quellen und der Marketinglogistik bleiben auf dem Gelände bestehen. Für die übrigen Gebäude sind wir dabei, den Abriss zu beantragen. Da das Areal über die Quellnutzung und die Mineralwasserzentrale weiterhin Produktionsstandort ist, kann es zum jetzigen Zeitpunkt nicht zugänglich gemacht werden. Auf die telefonischen Nachfragen "Und zu einem anderen Zeitpunkt?" sowie "Was passiert mit der Mineralwasserzentrale, wenn auf dem Areal ein Discounter gebaut wird und Kunden kommen?" gibt es keine Antworten.
Auf die Frage, warum man so lange nichts gehört habe, heißt es, dass das Unternehmen mit Rathaus, Planungsgesellschaft und Behörden weiterhin daran arbeite, "das Gelände in der Brunnenstraße im Sinne einer attraktiven Stadt weiterzuentwickeln und zu gestalten". Und solch ein "komplexer Entscheidungsprozess" koste eben Zeit.
Exakt ein Jahr ist es her, dass Stefan Kutscheid, Chef des vom Gerolsteiner Brunnen beauftragten Planungsbüros Faco aus Bitburg, letztmalig in der Öffentlichkeit Ideen für die Umnutzung des Areals ins Gespräch gebracht hat. Sein Vorschlag, einen Discounter als "Frequenzbringer" anzusiedeln, wurde nicht als der große Wurf gewertet - weder vom Stadtrat noch von den Bürgern oder dem Gewerbeverein.
FWG-Fraktionsvorsitzender Heinz Weber nennt den Vorschlag "maximal drittklassig". Er setzt daher wie der gesamte Stadtrat auf ein Stadtentwicklungskonzept, das das Brunnenareal sowie weitere angrenzende Bereiche einbezieht.
Was den zeitlichen Fortgang und die Entwicklung angeht, herrschen unterschiedliche Auffassungen im Rat. Für SPD und Grüne wird dem Projekt nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Grünen-Sprecher Horst Lodde sagt: "Ursächlich hierfür ist offensichtlich eine Überlastung der Stadtspitze und der Verwaltung … und das Fehlen einer klaren Zielrichtung." Hingegen sehen die Vorsitzenden der CDU- und der FWG-Fraktion, Helmuth Hauth und Heinz Weber, keine Eilbedürftigkeit angesichts der Wichtigkeit des Vorhabens.
Einigkeit herrscht jedoch seit Anfang an darüber, dort keinen kleinflächigen Einzelhandel zuzulassen, da dadurch ein Ausbluten der Innenstadt befürchtet wird. Und darüber, dass das 36 000 Quadratmeter große Areal, von dem etwa 28 000 Quadratmeter für Neuansiedlungen zur Verfügung stehen sollen, eine große Chance für Gerolstein birgt: als Bereich für zusätzliches Gewerbe und/oder touristische Nutzungen. Nicht aber als Flüchtlingsunterkunft (siehe Extra).Extra
Dezember 2010: Der Gerolsteiner Brunnen gibt bekannt, dass er sein Werk in der Innenstadt bis Ende 2013 räumt und für eine anderweitige Nutzung zur Verfügung stellt. Planer Stefan Kutscheid vom beauftragten Büro Faco aus Bitburg nennt erste Nutzungsvorschläge. Frühjahr 2011: Bürger und Politiker sammeln Ideen: Komfortwohnungen, Park am Wasser mit Außengastronomie und Abenteuerspielplatz, Flächen für Gewerbe- und Dienstleistungen, Sprudelmuseum, Stadt- sowie Spiel- und Spaßhalle. April 2012: Einwohnerversammlung: Es herrscht Vorfreude auf Neuansiedlungen, aber auch Angst vor einem Ausbluten der Hauptstraße. April 2012: Gewerbeverein mahnt, kein Sortiment wie in der City zuzulassen. Oktober 2014: Der Gerolsteiner Brunnen informiert, dass bis auf den Trakt neben dem Straßenverkehrsamt alle Gebäude abgerissen werden. Stadtbürgermeister Bongartz (CDU) kündigt an, dass die Planung für das Areal unter Beteiligung der Bürger 2015 erfolgen, die Bagger 2016 anrollen sollen. Oktober 2014: Der neue Stadtrat von Gerolstein gibt den formalen Startschuss für die Umgestaltung des Areals sowie der angrenzenden Flächen. Das ist die Grundlage, um Landesfördermittel zu bekommen. Was dort angesiedelt wird, ist aber weiterhin offen. Stadtbürgermeister Bongartz: "Es ist höchste Zeit, dass es nun losgeht." Spätsommer 2014: Es sickert durch, dass das Planungsbüro Faco die Ansiedlung eines Discounters favorisiert. Ende Oktober 2014: Die FWG schlägt den Bau eines Hotels, von Ferienwohnungen und einer Stadthalle vor. November 2014: Faco-Chef Kutscheid macht sich öffentlich für die Ansiedlung eines Discounters stark. Damit stößt er auf Ablehnung. Danach herrscht lange Zeit Ruhe zum Thema. mhExtra
ZUR NUTZUNG DES AREALS:Helmuth Hauth (CDU): Für uns ist wichtig, Betriebe oder auch Dienstleister anzusiedeln, die ein zusätzliches Angebot darstellen und als Magnet zusätzliche Kunden nach Gerolstein bringen. Uwe Schneider (SPD): Die SPD bleibt bei ihren vor einem Jahr dargestellten Vorschlägen, eine vielfältige Nutzung zu ermöglichen. Stichworte sind: Thema "Wasser", Familienangebote, Kyll-Renaturierung, Radweg, Gastronomie, Hotel, Wohnungen, Supermarkt. So wäre auch eine Aufwertung der Hauptstraße möglich." Heinz Weber (FWG): Es wäre schön, wenn es gelänge, in einem ein bis zwei Jahre dauernden Prozess die Ziele einer langfristigen Stadtentwicklung zu konkretisieren. Vorher wollen wir keine festgelegte Nutzung favorisieren und sind vielmehr für alle Ideen offen. Horst Lodde (Grüne): Ich kann mir von der Grünen Wiese, über einen Öffentlichkeitsbereich, einen Einkaufsbereich mit einer anteiligen Wohnbebauung bis hin zu einem Seminarhotel mit Gastronomiebetrieb alles vorstellen und bin auch nicht auf einen Bereich festgelegt. Es muss nur ein stimmiges Gesamtkonzept (z.B. Tourismus, Bildung, Wirtschaft; Initiativen hierzu wurden bereits unternommen) vorgelegt werden, um auch im Bereich der Hauptstraße möglichst nur Gewinner zu haben. ZUM THEMA FLÜCHTLINGSUNTERKUNFT:Helmuth Hauth (CDU): "Nach meiner Einschätzung sind diese Gebäude wirklich nicht zu einer menschenwürdigen Unterbringung geeignet." Uwe Schneider (SPD): Aus unserer Sicht gibt es für größere zentrale Flüchtlingsunterkünfte im Gerolsteiner Land keinen Bedarf. Wenn man auf dem Gelände Wohnungen bauen könnte, die für alle geeignet sind, wären wir damit einverstanden. Heinz Weber (FWG): Dass die leer stehenden Gebäude als Unterkünfte oder Erstaufnahmeeinrichtung genutzt werden, ist denkbar, aber nicht wünschenswert - weder für die Hilfesuchenden noch für den Ort. Horst Lodde (Grüne): Die Frage nach einer Flüchtlingsunterkunft auf dem Brunnenareal ist hypothetisch. Wenn sich das Gebäude grundsätzlich eignen würde, dürfte man sich dieser Fragestellung nicht verweigern. Für eine begrenzte Zeit, um die Not der Flüchtlinge lindern zu können, kann ich es mir vorstellen. FDP-Einzelkämpferin Gudrun Will sagt: "In Anbetracht der finanziellen Situation der Stadt muss sorgfältig mit dem Thema umgegangen werden." mh