Kunstprojekt  Bürgerschaftsprojekt berührt mit  Gedanken der Philosophen

Daun · Der ohnehin mit Aussichtspunkten gesegnete Dauner Philosophenweg ist um eine Attraktion reicher. Auf Initiative von Franziskus Wendels sind 16 ausgediente Grabsteine mit Zitaten versehen und entlang des Waldwegs platziert worden.

 Franziskus Wendels (Zweiter von rechts) - hier mit den Jurymitgliedern Jutta Schulte-Gräfen (rechts), Martina März (Dritte von rechts) und Sigrid Rößler (Vierte von rechts) - eröffnete das Philosophenweg-Projekt im Rahmen einer Wanderung mit unterhaltsamen Stopps an den Steinen.

Franziskus Wendels (Zweiter von rechts) - hier mit den Jurymitgliedern Jutta Schulte-Gräfen (rechts), Martina März (Dritte von rechts) und Sigrid Rößler (Vierte von rechts) - eröffnete das Philosophenweg-Projekt im Rahmen einer Wanderung mit unterhaltsamen Stopps an den Steinen.

Foto: Brigitte Bettscheider

Richtig klasse findet es Franziskus Wendels, dass an der Einweihung des Projekts „Philosophen für den Philosophenweg“ so viele teilnehmen. Denn um die 80 Menschen allen Alters folgen an diesem Vormittag von der Wehrbüschkapelle aus dem Kölner Künstler mit Zweitwohnsitz in seiner Geburtsstadt Daun.

Lassen sich von ihm auf dem zwei Kilometer langen Rundweg die Vorgeschichte und den Verlauf und ein paar Anekdoten erzählen und einen Einblick in die Finanzierung geben. Lachen mit ihm, werden von den Sprüchen zum Nachdenken inspiriert und kommen untereinander ins Gespräch.

Bei einem Spaziergang zusammen mit seiner Mutter Wiltrud Wendels sei vor einigen Jahren die Idee geboren worden, die Menschen auf dem Philosophenweg mit Gedanken von Philosophen in Berührung zu bringen, erinnert er an den Beginn. „Dann kam eins zum anderen, und es wurde ein echtes Bürgerschaftsprojekt daraus“, resümiert er. Der damalige Stadtbürgermeister Martin Robrecht habe sein Okay gegeben – es dürfe aber nichts kosten, sei die Bedingung gewesen.

 Nach einem Aufruf im Trierischen Volksfreund reichten sodann im Laufe eines Jahres fast 100 Einheimische und Gäste 228 Sprüche und Aphorismen ein,  meldeten sich Stifter von Grabsteinen (von denen allein auf dem Dauner Friedhof bis zu 30 im Jahr abgebaut werden) sowie Sponsoren für die Gravuren, die Steinmetze aus der Vulkaneifel zu einem Freundschaftspreis vornahmen.

Mit dem Lions Club (LC) Daun stellte sich Wendels eine Organisation an die Seite, die das Projekt nicht nur großzügig unterstützte, sondern auch die gesamte finanzielle Abwicklung inklusive Ausstellen von Spendenquittungen übernahm. „Eine Kooperation wie im Bilderbuch“, bringt es nun bei der Einweihung im Gespräch mit dem TV der aktuelle LC-Präsident Manfred Stumps auf den Punkt. Die Stopps an den Steinen sind dank Franziskus Wendels’ Moderation informativ, unterhaltsam, persönlich, berührend, je nach dem, was er in den Blick nimmt.

In seiner Jugend habe er seine Mutter wegen der Unordnung in seinem Zimmer mit einem Wort von Nietzsche beschwichtigt, sagt Wendels mit einem Augenzwinkern in Richtung des Steins mit der Gravur: „Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stein gebären zu können.“ Er erzählt, dass seine Tochter Ruth den Standort des Steins mit Heraklits Worten „Panta Rhei – Alles fließt“ ausgesucht habe – an der Stelle des Wegs nämlich, von wo aus der Kurpark mit seinen Wasserspielen am besten zu sehen sei. Er stellt als die letzten Arbeiten des kürzlich verstorbenen Steinmetz Peter Pantenburg die Steine mit den Sprüchen „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit“ (Kierkegaard) und „Leben ist Problemlösen“ (Popper) vor. Und zitiert am Ende einen Spruch von Gorch Fock, dem Schriftsteller und Namensgeber von Segelschulschiffen der deutschen Marine. Dieser Spruch ist zwar (noch) auf keinem Stein am Philosophenweg zu finden, könnte aber nach Wendels’ Meinung über dem ganzen Projekt stehen: „Du kannst dein Leben nicht verlängern, nicht verbreitern, nur vertiefen.“

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