Kunst Künstlerin Irene Lösener stellt in der Galerie am Pi aus

Weißenseifen · In der Galerie am Pi in Weißenseifen zeigt die Künstlerin Irene Lösener, was sie als Teil ihres Lebens bezeichnet: Kunst aus der Familie.

 In Christiane Hamanns (rechts) Galerie "Am Pi" in Weißenseifen sind zurzeit die Kunst von Irene Lösener (links) sowie familiäre Fundstücke zu sehen

In Christiane Hamanns (rechts) Galerie "Am Pi" in Weißenseifen sind zurzeit die Kunst von Irene Lösener (links) sowie familiäre Fundstücke zu sehen

Foto: Brigitte Bettscheider

Wer zurzeit Christiane Hamanns Galerie am Pi betritt, wird über ein am Boden ausgelegtes und mit Fragen und Hinweisen beschriftetes Band aus Vlies durch die aktuelle Ausstellung mit dem Titel „Vergänglichkeit und Ewigkeit“ geführt.

„Was siehst Du? Was denkst Du?“ Beinahe provozierend mögen einem Fragen wie diese von Irene Lösener erscheinen. Denn man sieht sehr viel. Und entsprechend beginnen die Gedanken zu kreisen.

Im ersten Raum sind unter anderem bemalte Bastmatten von wunderbarer Farbigkeit, Töpferarbeiten kindlichen Charakters, filigrane Zeichnungen auf Kalenderblättern und ein Karton mit Kohlestaub versammelt – Objekte, die von Irene Lösener und ihren Kindern stammen. „Wer sagt denn, dass Kinderkunst nichts in einer Ausstellung verloren hat?“, fragt die Künstlerin. Es liegen auch Originale sowie Schuber mit dem doppelbändigen Werksverzeichnis ihres Vaters aus: Albrecht Lösener (1930 bis 2006) war Richter von Beruf und gegenstandsfreier Maler und Erfinder einer eigenen Kurzstrichfolgen-Technik, einer sehr feinen Zeichensprache.

„Alles ist Kunst, und alles hat Ästhetik“, so lautet Irene Löseners Credo. „In meiner Kunst geht es um den ästhetischen Reiz des Materials, seine Verwandlung und Ausstrahlung“, erklärt die Künstlerin, die aus Köln stammt, an der dortigen Universität Kunst und Sozialwissenschaft studierte und heute in Nettersheim bei Euskirchen freischaffend lebt. Die Liste der Ausstellungen, die sie allein oder mit anderen bestückte, ist ansehnlich. Noch nie habe sie aber an einem so besonderen Ort wie Weißenseifen ausgestellt, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Hier atme alles Kunst, meint sie. Und beschreibt ihre Vorgehensweise so: „Es gibt kein wertloses Material, also eigentlich auch keinen Müll.“ Sie habe noch nie Papier oder Farbe gekauft, seit sie vor 40 Jahren mit der künstlerischen Arbeit begonnen habe. Zu ihren Vorbildern gehöre der Aktionskünstler Joseph Beuys. In Weißenseifen übrigens kein Unbekannter; dort sei er in den 1950er bis 1970er Jahren häufig zu Gast gewesen bei seinem Freund Günther Mancke, dem Gründer der Künstlersiedlung im Eifelwald, wie Christiane Hamann zu berichten weiß.

Doch zurück zur Ausstellung. Was auf den ersten Blick übervoll wirkt, entwickelt sich bei näherem Betrachten zur Komposition aus Kunstobjekten, Fundstücken und geschenkten Gegenständen nach dem Prinzip „Aus Vergänglichem entsteht Neues“. Wer den zweiten Raum der Ausstellung betritt, gelangt in eine andere Zeit und Realität. Hier hat Irene Lösener Gegenstände aus den Haushaltsauflösungen ihrer Familie arrangiert und installiert. „Alles aus dem Leben meiner Vorfahren gegriffen“, sagt sie mit Blick auf Handtaschen, Häkeldecken, Teller, einen Schulatlas aus dem Jahr 1891 und so weiter und so fort.

„Eine mutige, innovative Ausstellung mit Nachhaltigkeitscharakter“, bringt es Galeristin Christiane Hamann auf den Punkt. Eine Ausstellung, für deren Besuch man sich reichlich Zeit nehmen sollte, lautet die TV-Empfehlung. Das Meiste steht zum Verkauf: Exponate von Irene Lösener ebenso wie die familiären Fundstücke und die Bände mit Albrecht Löseners bemerkenswerter Kunst.

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