Kunst ohne Scheuklappen

Kunstliebhaberin durch und durch: Thea Greif, Betreiberin des Kleinen Landcafés in Kerpen, hat seit Eröffnung vor neun Jahren bereits 100 Kunstausstellungen in ihrem Café veranstaltet.

 „Ich will den Raum verwandelt sehen, sonst wird es mir rasch zu trist“: Thea Greif, Betreiberin des Kleinen Landcafés in Kerpen, hat bereits 100 Kunstausstellungen in ihrem Café veranstaltet. TV-Foto: Mario Hübner

„Ich will den Raum verwandelt sehen, sonst wird es mir rasch zu trist“: Thea Greif, Betreiberin des Kleinen Landcafés in Kerpen, hat bereits 100 Kunstausstellungen in ihrem Café veranstaltet. TV-Foto: Mario Hübner

Kerpen. Das Kleine Landcafé in Kerpen, das Thea und Günter Greif vor neun Jahren eröffnet haben, verströmt seinen ganz eigenen Charme. Was es von anderen Cafés abhebt, bleibt manches Mal verborgen und wird nur im Unterbewusstsein wahrgenommen, tritt ein anderes Mal aber eindringlich und farbenfroh zutage: die Kunst, die seit jeher die Wände des Cafés ziert.

Hin und wieder acht, mittlerweile aber alle vier Wochen wechseln die Künstler und somit die Werke - sowie die von Thea Greif angefertigten Tischkärtchen mit Infos zur aktuellen Ausstellung. Und das seit neun Jahren. "Dass es einmal 100 Ausstellungen werden, hätte ich anfangs nie gedacht", sagt Thea Greif. Die Idee, ein Forum für Künstler zu schaffen, sei aber "von Anfang an dagewesen"; nicht nur ihrer eignen Vorlieben wegen, sondern auch aus einem ganz profanen Grund. "Ich will den Raum verwandelt sehen, sonst wird es mir rasch zu trist", sagt die 48-Jährige.

Wie jedoch den Wunsch Realität werden lassen? "Anfangs hatte ich so meine Zweifel. Wo sollten schließlich all die Künstler herkommen?", erinnert sie sich.

Doch das Problem hat sich rasch gelöst - und ins Gegenteil verkehrt. Nachdem sie den in Kerpen lebenden belgischen Künstler Guy Genette noch selbst gefragt hatte, ob er als erstes bei ihr ausstellen möchte (und ihm nun auch die Ehre zuteil wurde, die 100. Ausstellung zu bestreiten), konnte sich Thea Greif vor Anfragen kaum mehr retten. "Bis zum Jahresende 2000 hatte ich schon 15 bis 20 Künstler an der Hand, somit stand der Plan bis Ende 2001", berichtet sie.

Fortan sei es eher das Problem gewesen, jeden zum Zug kommen zu lassen. Da das irgendwann nicht mehr klappte, veranstaltet sie regelmäßig im Sommer den "Petit Montmartre", eine Werkstattschau samt Ausstellung von Künstlern im Café und angrenzendem Garten. Um den Kontakt unter den Künstlern zu intensivieren, wurde zudem der Künstlerstammtisch ausgerufen - jeweils am Eröffnungsabend einer neuen Ausstellung.

Nur in welcher Reihenfolge ausstellen? "Wichtig war und ist mir, dass keine zwei ähnlichen Ausstellungen aufeinanderfolgen. Ich will die Abwechslung", sagt Thea Greif, die selbst eher abstrakte Kunst mag. "Dennoch hat hier jede Stilrichtung und Technik eine Chance", betont sie und gibt ihre ganz persönliche Definition von Kunst wider: "Kunst ist, wenn ein Bild wirkt."

Auch seien die Zeiten vorbei, in denen "mich Kunstkenner, und solche, die sich dafür halten, belehren wollten, was ich aufhängen sollte und was auf gar keinen Fall", sagt die 48-Jährige und gibt eine Anekdote zum Besten: "Als es wieder einmal soweit war, dass jemand eine Niveau-Diskussion angezettelt hat, habe ich umgehend den Kindergarten angerufen, und kurz danach hingen die Bilder bei mir."

Das blieb kein Einzelfall, und so hat es mit den "guten Ratschlägen" mittlerweile auch ein Ende. "Ich denke, ich bin akzeptiert und man hat erkannt, was ich will", sagt Thea Greif nicht ohne Stolz.

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