Kurswechsel: Landrat an der Spitze

Daun · Der Landrat ist erstmals seit 15 Jahren wieder Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses - des einzigen Kreisgremiums, das unabhängig vom Kreistag eigene Entscheidungsbefugnis hat. Die CDU hat den parteilosen Landrat Heinz-Peter Thiel vorgeschlagen, er ist mit 14 zu einer Stimme gewählt worden.

 Nach 15 Jahren ist wieder ein Landrat Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses: der parteilose Heinz-Peter Thiel. TV-Foto: (Archiv)/Klaus Kimmling

Nach 15 Jahren ist wieder ein Landrat Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses: der parteilose Heinz-Peter Thiel. TV-Foto: (Archiv)/Klaus Kimmling

Daun. Heinz-Peter Thiel ist neuer Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses des Kreises Vulkaneifel. Mit seiner Wahl (14 Ja-Stimmen, eine Gegenstimme) ins Amt endet ein 15-jähriges Intermezzo, in dem der Landrat nicht mehr diesem Gremium vorstand.
Ein Blick zurück: Unter Landrat Heinz Onnertz war vieles plötzlich anders im Kreis Daun (später Vulkaneifel): Als er 1999 als parteiloser Kandidat an die Spitze des Kreises gewählt wurde und somit die jahrzehntelange Dominanz der CDU durchbrochen war, saß der Stachel tief bei den Schwarzen - und zwar bis zu Onnertz\' vorzeitigem Ausscheiden am 31. März 2013.
Ihre Macht gänzlich abgeben wollte die CDU nach 1999 verständlicherweise aber nicht. Und da sie nach wie vor stärkste Kraft im Kreistag war, konnte sie weiterhin in bestimmten Bereichen sagen, wo es langgeht. Wie im Jugendhilfeausschuss - dem einzigen Kreisgremium, das unabhängig vom Kreistag eigene Entscheidungsbefugnis hat. Dort hatte die CDU damals neun von 15 Sitzen. Die absolute Mehrheit. Zum Vorsitzenden wurde daher erstmals nicht der Landrat gewählt. Bis 1994 war der Chef der Kreisverwaltung kraft Amt Vorsitzender, danach konnte er aus den Reihen des Gremiums gewählt werden. Die Tradition wurde 1994 aber fortgeführt: Das Gremium wählte Landrat Albert Nell bis 1999 zu seinem Vorsitzenden.
Anders die Situation 1999: Die CDU wollte ihren Kandidaten Werner Arenz, ehemaliger Bürgermeister der Verbandsgemeinde Obere Kyll, durchsetzen. Alles war klar, Arenz im TV auch bereits im Vorfeld der Sitzung zum designierten neuen Ausschussvorsitzenden ausgerufen. Das aber passte einigen Ausschussmitgliedern nicht. Allen voran beschwerte sich Kreisjugendfeuerwehrwart Ferdinand Diederichs aus Gerolstein und meinte, dass er ja nicht mehr erscheinen müsse, wenn bereits alles im Vorfeld entschieden würde. Noch heute erinnert er sich gut an diese legendäre Sitzung, seine erste im Jugendhilfeausschuss: "Diese Auffassung teilten offensichtlich mehrere Mitglieder und auch zwei Vertreter der CDU. Da war auf einmal richtig Tumult."
Die Folge: Arenz bekam nur sieben der 15 Stimmen. Gleiches Spiel im zweiten Wahlgang. Dann eine Sitzungsunterbrechung. Die SPD schickte den parteipolitisch ungebundenen Ferdinand Diederichs ins Rennen, der nach eigenem Bekunden "davon völlig überrascht" war, die CDU Hans-Jakob Meyer aus Oberbettingen (nachdem der ebenfalls vorgeschlagene Alois Manstein nicht kandidieren wollte). Das Ergebnis: Diederichs erhielt acht, Meyer sechs Stimmen (ein CDU-Ausschuss-Mitglied hatte die Sitzung schon verlassen).
Und es ging munter weiter: Bis auf den letzten Drücker hatte Onnertz offengelassen, ob er gegen Arenz antreten werde. Dies tat er letztlich nicht, obwohl er sich als ehemaliger Jugendrichter in der Materie auskannte. Er begründete seinen Verzicht damit, dass die Arbeit des Ausschusses aus der politischen Auseinandersetzung herausgehalten werden solle - und kandidierte dann trotzdem gegen CDU-Mann Hans-Jakob Meyer um den Stellvertreterposten. Onnertz siegte mit sieben zu fünf Stimmen bei zwei Enthaltungen.
2004 sowie 2009 wählte das Gremium auf Betreiben der CDU deren Mitstreiterin Sieglinde Schmitz, die bis zur Kommunalwahl 2014 das Amt innehatte. Stellvertreter war zuletzt CDU-Mann Friedbert Wißkirchen.
Nun, 2014, hat die CDU, die sechs der 15 stimmberechtigten Mitglieder des Ausschusses stellt und gemeinsam mit der ihr nahestehenden FDP und BUV (jeweils eine Stimme) über die Mehrheit verfügt, diese Linie verlassen. Sie hat den Landrat als Kandidaten für den Vorsitz vorgeschlagen - und fast alle sind dem Vorschlag nachgekommen. Thiel, der keinen Gegenkandidaten hatte, wurde mit 14 Stimmen bei einer Gegenstimme gewählt. Sein Kommentar nach dem Urnengang: "Ich nehme die Wahl sehr gerne an und bedanke mich für das Vertrauen." Zu seinem Stellvertreter wählte das Gremium anschließend CDU-Mann Friedbert Wißkirchen mit 13 zu einer Stimme (bei einer Enthaltung).
Der frühere Vorsitzende Diederichs, der die Wahlleitung übernommen hatte, sagte: "Mit der Wahl des Landrats als Vorsitzendem wird dem Ausschuss das Gewicht verliehen, das er verdient."Extra

Neben den 15 stimmberechtigten Mitgliedern gehören dem Jugendhilfeausschuss 14 beratende Mitglieder aus den Bereichen Schule, Jugend, Soziales an. Zu den Aufgaben des Gremiums gehören unter anderem: Angelegenheiten der Jugendhilfe, Jugendhilfeplanung (hier besonders in den vergangenen Jahren immer wieder auf der Tagesordnung die Kindertagesstättenbedarfsplanung sowie Kreiszuschüsse bei Baumaßnahmen in Kitas), Erörterung aktueller Problemlagen junger Menschen und ihrer Familien, Anregungen und Vorschläge für die Weiterentwicklung der Jugendhilfe sowie Sportstättenförderung. red

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