Kyll ist nicht genug: Stadt Gerolstein plant weiteres Renaturierungsprojekt

Gerolstein · Die Stadt Gerolstein will zusätzlich zur Kyll auch den Peschenbach renaturieren. Denn: Auch für dieses Vorhaben gibt das Land 90 Prozent Zuschuss. Hauptaugenmerk der Kommune liegt auf dem Abriss der ehemaligen Drahtfabrik, unter der der Bach hindurchfließt. Das Areal der Industriebrache soll Baugebiet werden.

 Der Peschenbach in Gerolstein soll renaturiert werden. Die größte Herausforderung dabei ist das Areal der ehemaligen Drahtwarenfabrik am Auberg, wo der Bach in Rohren unterhalb der maroden Gebäude verläuft. TV-Foto: Mario Hübner

Der Peschenbach in Gerolstein soll renaturiert werden. Die größte Herausforderung dabei ist das Areal der ehemaligen Drahtwarenfabrik am Auberg, wo der Bach in Rohren unterhalb der maroden Gebäude verläuft. TV-Foto: Mario Hübner

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Gerolstein. Seit Jahren gibt es in Gerolstein bereits die Idee, nun soll sie - auch dank hoher Förderung - realisiert werden: Die Stadt Gerolstein will zusätzlich zur Kyll im kommenden Jahr auch den Peschenbach renaturieren. Bis Ende Juni muss das Projekt beim Umweltministerium angemeldet sein - zunächst nur mit Kostenschätzung und grober Projektbeschreibung. Bis Ende November muss dem Land als Zuschussgeber spätestens mitgeteilt werden, was konkret gebaut wird und was dies kosten wird. Gleiches gilt für den zweiten Abschnitt des Kyllumbaus sowie den Ausbau des Stausees in Müllenborn, die ebenfalls im nächsten Jahr realisiert werden sollen.

"In der Bauausschusssitzung am 22. Juni wird entschieden, mit welchen Ansätzen wir in die jeweiligen Projekte reingehen", sagt der Erste Beigeordnete der Stadt Gerolstein, Klaus Jansen, der derzeit Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz urlaubsbedingt vertritt.Land übernimmt 90 Prozent


Wie teuer die Renaturierung des Peschenbachs wird, ist momentan noch unklar. Das beauftragte Planungsbüro Max und Reihsner aus Wittlich, das bereits vor drei, vier Jahren einmal eine diesbezügliche Aufstellung gemacht hat, ging seinerzeit von 550 000 Euro aus.
"Reihsner hat den Auftrag, den Plan samt Kostenaufstellung zu aktualisieren", sagt Jansen. Klar ist aber bereits, dass das Land 90 Prozent der Kosten übernimmt, da das Projekt im Rahmen des Gewässer-Renaturierungsprogramms Blau plus realisiert wird.

Finanziell am aufwendigsten wird vermutlich die Renaturierung im Bereich der ehemaligen Drahtfabrik, wo der Bach in Rohren unter den Gebäuden verläuft. "Von einem Ministeriumsvertreter wurde uns bereits signalisiert, dass wir einen Teil des Gebäudeabrisses ins Projekt einbeziehen können, für den Großteil des Abrisses aber müssen wir uns andere Fördermöglichkeiten suchen", sagt Jansen. Dann gehe es aber nicht mehr um 90, sondern allenfalls um 60 Prozent Bezuschussung. In Angriff genommen werden der Abriss der größtenteils maroden Gebäude aber auf jeden Fall im kommenden Jahr. "Das Vorhaben hat für die Stadt eine hohe Bedeutung. Nachdem es schon seit Jahren im Blick ist, wollen wir es jetzt endlich anpacken und im Bereich Drahtfabrik endlich in den Griff kriegen", sagt der Beigeordnete.

Die Industriebrache soll weichen, um neues Bauland in Innenstadtnähe zu schaffen. Und um einer langjährigen Forderung der Anwohner nachzukommen. Denn in den Gebäuden wurden über Jahre Zehntausende alter Reifen gelagert, und noch immer hortet ein Mieter dort Hunderte alter Elektrogeräte. Damit soll bis zum 30. Juni aber endgültig Schluss sein. Nachdem der Mieter mehrere Räumungsaufforderungen und Fristen der Stadt ignoriert hat, hat die Stadt zum 30. Juni die Räumung juristisch verfügt. "Wenn die Sachen dann nicht raus sind, lassen wir sie abtransportieren", kündigt Jansen an.

Ein weiterer absehbarer Knackpunkt ist die vermutliche Verunreinigung des Bodens an einigen Stellen der Industriefläche. "Wir rechnen da schon noch mit etwas und werden natürlich Probebohrungen und eine Untersuchung des Bodens veranlassen. Dafür müssen aber die Hallen weg", sagt Gerolsteins Bauamtsleiter Carsten Schneider.Grober Zeitplan steht


Einen groben Zeitplan hat Beigeordneter Jansen auch bereits im Kopf: "Wir wollen im Herbst ausschreiben und gute Preise zu erzielen und einem zeitigen Frühjahr 2017 mit dem Projekt starten. Alles unter der Voraussetzung, dass es keine Auflagen durch das Ministerium gibt, die zu einer zeitlichen Verzögerung führen würden."

Neben dem Industrieareal, durch die der Bach fließt, gibt es drei weitere Bereiche. Von der Mündung in die Kyll bis zum Kreisheimatmuseum verläuft der Bach ebenfalls unterirdisch in Röhren, unter anderem unter den Bahngleisen und der Sarresdorfer Straße (B 410) hindurch. Und im Bereich von Auberg und Lindenstraße befinden sich viele Mauern relativ nahe am Bachbett. Demgegenüber am unproblematischsten ist der Verlauf des Baches durch das Baugebiet Gerolstein-Nord, wo das Bachbett durchgängig weite Grünflächen säumt.

Neben der Gewässerrenaturierung und der Nutzbarmachung des Industrieareals Drahtfabrik verfolgt die Stadt ein weiteres Ziel mit dem Projekt: "Es gibt die Idee, einen Fußweg parallel zum Peschenbach zu schaffen, um so eine schöne Fußverbindung von Gerolstein-Nord und vom Auberg in die Stadt zu schaffen", sagt Jansen.

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