Land sagt Nein zu beruflichem Gymnasium

Gerolstein · Absage aus Mainz: An der Berufsbildenden Schule (BBS) in Gerolstein wird kein berufliches Gymnasium installiert. Begründung: Erstens reichten die Schülerzahlen nicht aus, zweitens würden dadurch die drei bestehenden Gymnasien im Kreis geschwächt. Dennoch will der Kreis nochmals einen Versuch unternehmen.

Gerolstein. "Natürlich sind wir enttäuscht, ist doch klar. Aber Absage ist Absage. Und deshalb denken wir derzeit nicht über einen neuen Antrag nach." Mit diesen Worten kommentiert Heinz Brauns, Schulleiter der BBS in Gerolstein, die Absage von Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) zum Antrag des Kreises, ein berufliches Gymnasium an der BBS zu installieren. Ahnen hatte den Antrag vor allem mit dem Rückgang der Schülerzahlen in der Vulkaneifel abgelehnt. In ihrem Schreiben an den Kreis als Schulträger der BBS heißt es: "Es ist keine stabile Nachfrage für den Bildungsgang berufliches Gymnasium an der Berufsbildenden Schule Gerolstein zu erwarten, ohne nicht gleichzeitig den Bestand bereits bestehender Bildungsangebote zu gefährden." Damit sind die drei Gymnasien im Kreis gemeint: das St.-Matthias-Gymnasium in Gerolstein (SMG), das Thomas-Morus-Gymnasium (TMG) und das Geschwister-Scholl-Gymnasium in Daun (GSG). Allein die Zahlen der Oberstufenschüler aus den vergangenen drei Schuljahren zeigen laut Ministerium bereits einen Rückgang von 58 Schülern. Besuchten 2009/2010 noch 823 Schüler die Oberstufe waren es 2010/2011 noch 806 und 2011/2012 nur noch 765. Davon gehen 337 aufs SMG, 174 aufs TMG und 254 aufs GSG. Auch die Bevölkerungsprognosen gehen laut Ministerium von einer deutlichen Abnahme der Zahl der Jugendlichen im Kreis aus.
"Damit ist keine Basis vorhanden, dass zukünftig für ein berufliches Gymnasium an der Berufsbildenden Schule Gerolstein eine ausreichende Anzahl von Schülern rekrutiert werden kann", heißt es weiter. Das wären jährlich mindestens 50 pro Fachrichtung.
Schulleiter Brauns sieht das ein wenig anders. Angesprochen auf das Argument, andere Schulen würden von einem beruflichen Gymnasium geschwächt, sagt er: "Das sehe ich erstens nicht so und sage zweitens: Ich bin für einen Wettbewerb in der Bildungslandschaft."
Neuer Anlauf ist geplant


Zum anderen sieht er nach wie vor gute Gründe, ein solches Bildungsangebot in der Vulkaneifel zu schaffen. "Das hat auch etwas mit Chancengleichheit des ländlichen Raums gegenüber größeren Städten zu tun. Denn ansonsten müssen die Kinder von hier weiterhin nach Wittlich oder Trier fahren." Zudem gebe es eine "bedeutende Schülergruppe, die aus reiner Not aufs Gymnasium geht, aber bei uns viel besser aufgehoben wäre", sagt Brauns. Daher sieht er das berufliche Gymnasium auch als ein Angebot, dass die Realschulen plus im Kreis stärken würde.
Landrat Heinz Onnertz als Vertreter des Schulträgers der BBS und sogleich Antragsteller zeigte sich ebenfalls enttäuscht vom ablehnenden Votum aus Mainz. Dennoch kündigte er an: "Wir werden nochmals einen Antrag stellen."Extra

Das berufliche Gymnasium ist ein dreijähriger Bildungsgang in der Sekundarstufe II (Klassen 11-13) in Vollzeit, der neben den allgemeinbildenden Fächern auch ein berufsbezogenes Fach, wie Wirtschaft und Technik umfasst. Für den Besuch wird die Mittlere Reife vorausgesetzt. Ziel ist der Erwerb des Abiturs, das den Zugang zur Universität ermöglicht. mh

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