Landkreis Vulkaneifel: Kinderärzte machen weiter

Gerolstein/Daun · Um die Versorgungslage im Kreis nicht zu gefährden, haben Friedemann und Dominique Bertholdt ihren Ruhestandsplan zurückgestellt.

 Weil die Suche nach einem Nachfolger bisher vergeblich war, führt der Gerolsteiner Kinderarzt Friedemann Bertholdt gemeinsam mit seiner Ehefrau die Praxis erst mal weiter. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Weil die Suche nach einem Nachfolger bisher vergeblich war, führt der Gerolsteiner Kinderarzt Friedemann Bertholdt gemeinsam mit seiner Ehefrau die Praxis erst mal weiter. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Foto: Brigitte Bettscheider (bb) ("TV-Upload Bettscheider"

Gerolstein/Daun Von einem Überangebot an Kinderärzten kann im Kreis Vulkaneifel nicht die Rede sein. Derzeit gibt es vier, zwei in Daun, zwei in Gerolstein. Und drei von ihnen sind im Rentenalter: Dominique und Friedemann Bertholdt und ihr Dauner Kollege Reinhold Jansen.
Seit mehr als zwei Jahren suchen die Bertholdts Nachfolger für ihre 1981 gegründete Praxis (siehe Info). Bisher vergeblich.
So haben die beiden 67-Jährigen schon mehrmals von ihrem Entschluss, in den Ruhestand zu gehen, Abstand genommen. Ursprünglich war der Plan, Ende 2014 aufzuhören. Dann verlängerten sie bis Mitte 2016 und nochmals bis Ende dieses Monats.
"Wir hatten die Eltern schon über die Schließung informiert", erzählt Friedemann Bertholdt, "und es war viel Betroffenheit und Ratlosigkeit zu spüren." Hätten sich die Eltern doch nach Daun, Prüm, Mechernich oder Bitburg orientieren müssen. "Aber wir sind ja mit Leib und Seele Kinderärzte und würden diesen Beruf jederzeit wieder wählen", betont Bertholdt. Und verweist darauf, dass, wenn er und seine Frau ohne Nachfolgeregelung und auch noch ihr Kollege Jansen in absehbarer Zeit aufgehört hätten, Martina Holz (37), die in Daun vor eineinhalb Jahren die Praxis von Hildegard Slabik-Münter übernommen hat, die einzige Kinderärztin im Landkreis wäre - "das wäre nicht zu schaffen", weiß Bertholdt.
Wenn auch die bürokratischen Rahmenbedingungen sich in den Jahrzehnten ihrer Tätigkeit immer mehr zum Negativen verändert hätten - "die Arbeit mit den Kindern macht uns nach wie vor Freude", betont er. Und sagt: "Um die medizinische Versorgungslage für die Kinder nicht zu gefährden, haben wir uns entschieden, die Praxis auf alle Fälle bis Ende dieses Jahres und eventuell auch noch 2018 weiterzuführen." Gleichzeitig wird die Suche nach einem oder zwei Nachfolgern weiterhin mit Nachdruck betrieben. Sollten sie damit erfolgreich sein, zögen die Bertholdts sich sofort zurück, würden höchstens noch zur Einarbeitung zur Verfügung stehen. Sein Kollege in der Kreisstadt, Reinhold Jansen, freut sich darüber, dass es in der Praxis in Gerolstein zumindest vorübergehend weitergeht, "denn das entlastet uns ja auch hier in Daun." Entwarnung will der 67-Jährige, der vorhat, noch zwei bis drei Jahre weiterzumachen, aber trotz dieser guten Nachricht noch nicht geben. "Für den Kreis Vulkaneifel braucht es eine langfristige, tragfähige, verlässliche Kinderarzt-Versorgung."
Warum es so schwierig ist, die Praxis neu zu besetzen? Bertholdt nennt als Gründe, dass wegen zurückgehender Geburtenzahlen weniger Kinderärzte ausgebildet würden. Diese wiederum bevorzugten die Großstadt. Und 70 Prozent der Kinderärzte seien Frauen, die aus familiären Gründen häufig nur in Teilzeit arbeiten möchten - "und das ist eben in Kliniken oder Praxen in großen Städten besser zu handhaben als auf dem Land", erklärt er.GESCHICHTE DER KINDERARZTPRAXIS

Extra

(bb) Am 2. Januar 1981 hatte sich der Kinderarzt Friedemann Bertholdt auf Initiative des damaligen Stadtbürgermeisters Hans-Günter Geiser in der Gerolsteiner Hauptstraße niedergelassen. Bertholdts Ehefrau Dominique ist seit 1993 mit in der Praxis. 1997 erfolgte der Umzug in die Sarresdorfer Straße. Das Ehepaar Bertholdt hat drei erwachsene Kinder.

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