Umwelt Landwirte diskutieren in Gerolstein über Klimaschutz und Artensterben

Gerolstein · Klimaschutz, Artensterben, Agrarpolitik: nur einige der Themen, über die bei einer Tagung von Kreisbauernverband Daun und Katholischer Landvolkbewegung (KLB) in Gerolstein diskutiert wurde.

 Volles Haus, gut gelauntes Podium: Vor allem mehr Wertschätzung für die Bauern war das Anliegen der jährlichen Agrartagung von Kirche und Bauernverband, zu der Saarlands Umweltminister Reinhold Jost, Moderator Klaus Greichgauer und der Trierer Weihbischof Franz Josef Gebert nach Gerolstein gekommen waren.

Volles Haus, gut gelauntes Podium: Vor allem mehr Wertschätzung für die Bauern war das Anliegen der jährlichen Agrartagung von Kirche und Bauernverband, zu der Saarlands Umweltminister Reinhold Jost, Moderator Klaus Greichgauer und der Trierer Weihbischof Franz Josef Gebert nach Gerolstein gekommen waren.

Foto: TV/Angelika Koch

Die Tagesordnung war  ambitioniert: Milchexporte nach Afrika, Klimaschutz, Artensterben, europäische Agrarpolitik, die Verpachtung von Kirchenland an die Bauern. Und so war der Saal in der Schwarzbrennerei in Gerolstein voll, viele Landwirte aus der Region waren der Einladung des Kreisbauernverbands Daun sowie der Kirche gefolgt.

Zwei Stunden Zeit, um hemen zu erörtern, die Christen in der Kirche genauso wie auf dem Hof unmittelbar angehen. Doch Moderator Klaus Greichgauer gab zunächst ausführlich den Männern auf dem Podium Gelegenheit, sich vorzustellen: der saarländische Umwelt- und Verbraucherschutzminister Reinhold Jost (SPD) und der Trierer Weihbischof Franz Josef Gebert.

Jost erläuterte, wie verbunden er als gelernter Stahlbauschlosser dank dörflicher Sozialisation dennoch mit der Landwirtschaft ist. Er zeigte „vorwahlkämpferisch“  die Zähne: „Die Ergebnisse von grüner Agrarpolitik sind jämmerlich, aber die Klappe aufreißen können sie immer noch!“ Konzilianter gab sich der Weihbischof: „Ich stamme aus einer Winzerfamilie in Schweich, dieses Milieu bleibt einem.“

Der Moderator baute weiter Spannung auf: „Landwirtschaft und Kirche schrumpfen seit Jahren. Verbindet das?“

Geberts Antwort: „Es gibt keine selbstverständlich vorgegebenen Wege mehr für die Menschen, und das ist gut so. Es geht darum, das Evangelium neu zu entdecken.“ Und der Minister? „Die Gesellschaft hat sich verändert, viele aufs Land gezogenen Städter haben wenig Verständnis, wenn am Wochenende oder abends Traktoren fahren. Unsere Aufgabe als Politiker ist es, den Landwirten verlässliche Rahmenbedingungen zu bieten.“

Daran knüpfte sich eines der angekündigten Hauptthemen an: das Artensterben, nun mit einbezogen waren die Beiträge der Zuhörer.  Auch Marco Weber, Vorsitzender des Kreisbauernverbands, und Manfred Zelder, Vizepräsident des Bauernverbandes Rheinland-Nassau, hatten sich unter das Publikum gemischt.

Zelder outete sich einerseits als Windkraftfan, erklärte das Insektensterben jedoch auch mit einer neuen Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, laut der die Windräder pro Jahr 1200 Tonnen Insekten töten. Weber lieferte die Steilvorlage für weitere Diskussionen: „Wir haben seit 70 Jahren einen Ernährungsauftrag. Doch wen sollen wir ernähren: die Bienen oder die Menschen?“ Er wies die Hauptverantwortung der Landwirtschaft für den massiven Rückgang der Insekten zurück.

Im Gespräch mit dem TV erläuterte der Kreisbauernvorsitzende, dass nicht Honigbienen, sondern Wildbienen vom Aussterben bedroht seien. „Und da muss jeder vor seiner eigenen Haustür schauen. Blumen und Wiese statt kurzgemähtem Rasen oder statt modischer Schottervorgärten, die nur mit Glyphosat krautfrei bleiben. Das würde schon viel helfen.“ Er habe mit einer Annäherung von ökologischer und konventioneller Landwirtschaft kein Problem, „Hauptsache, es ist nachhaltig“. Gemeint seien unter anderem mehr Blühstreifen entlang der Felder und mehr Kreislaufwirtschaft. Vor allem mehr Wertschätzung aber auch seitens der Konsumenten für die erzeugten Lebensmittel und für die Erzeuger sieht er als Stellschraube für weniger Kostendruck auf die Landwirtschaft und damit für mehr Naturschutz. Um das zu erreichen, plädiert er für eine Veränderung, die vor allem Massentierhaltern in anderen, intensiv produzierenden Regionen wenig schmecken dürfte: „Jeder sollte nur so viele Tiere haben dürfen, wie er Fläche für deren Haltung hat, die Entkoppelung von Fläche und Nutztieranzahl muss ein Ende haben.“

Dann, so sein Argument, werde eine natürliche Mengenanpassung eintreten, die den ans Wegwerfen und an Niedrigpreise gewohnten Verbrauchern den Wert von Lebensmitteln wieder verdeutliche. Das werde auch die Position der Landwirtschaft gegenüber dem Handel stärken.

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