Integration Schneller Mann, schneller Pass

Daun · Samuel Fitwi Sibhatu, Flüchtling aus Eritrea und großes Lauftalent, ist nun Deutscher. Landrat  Thiel hat ihn nach dreieinhalb Jahren eingebürgert.  

 Lauftalent Samuel Fitwi Sibhatu aus Eritrea ist nun Deutscher: Landrat Heinz-Peter Thiel (rechts hinten) hat ihn im Beisein von Familienmitgliedern, Freunden, Bekannten und Verwaltungsmitarbeitern eingebürgert.

Lauftalent Samuel Fitwi Sibhatu aus Eritrea ist nun Deutscher: Landrat Heinz-Peter Thiel (rechts hinten) hat ihn im Beisein von Familienmitgliedern, Freunden, Bekannten und Verwaltungsmitarbeitern eingebürgert.

Foto: Mario Hübner

Bei Samuel Fitwi Sibhatu (21) geht irgendwie alles recht schnell. Das Laufen sowieso, denn bei den Cross- und Mittelstreckenrennen in der Region läuft er bereits seit geraumer Zeit allen davon. Auch bei den überregionalen bis bundesweiten Wettkämpfen mischt er schon oft ganz vorne mit. Und auch mit seiner Einbürgerung hat es rasch geklappt. Viel schneller als üblich, wie Landrat Heinz-Peter Thiel bei dem kleinen feierlichen Akt in seinem Dienstzimmer in der Kreisverwaltung betonte: „Die Einbürgerung ist das höchste Gut, das wir verteilen, und eine besondere Würde, die wir als deutscher Staat verleihen können. Normalerweise ist das jedoch mit einem Marathon gleichzusetzen, weil viele Kriterien erfüllt sein müssen. Bei dir, Samuel, war es eher ein Sprint.“ In der Regel müsse man unbescholten sein (trifft zu), bereits lange (normalerweise mindestens acht Jahre) hier leben (trifft nicht zu; er ist erst 3,5 Jahre in Deutschand), und seinen Lebensunterhalt selbst verdienen (trifft zu, da er eine Lehre als Maler und Lackierer absolviert). Man müsse die deutsche Sprache einigermaßen beherrschen (trifft zu) und sich integriert haben (trifft zu).

Thiel betonte dennoch die Besonderheit der Entscheidung, da die absolute Mindestfrist des Aufenthalts in Deutschland drei Jahre betrage, bevor jemand trotz Sonderinteresses eingebürgert werde. Und eine solch schnelle Einbürgerung habe es bislang in der Geschichte des Kreises Vulkaneifel (ehemals Daun) auch noch nicht gegeben.

Thiel sagte: „Bei Samuel ist die Integration bereits prima vollzogen, wofür vor allem der Familie Linden, die ihn aufgenommen und ihm eine Heimat und Geborgenheit geboten hat, und den Menschen in den Sportvereinen VfL Jünkerath und LG Vulkaneifel zu danken ist. Zudem besteht wegen Samuels außergewöhnlichem Lauftalent ein besonderes öffentliches Interesse, dass er den deutschen Pass erhält.“

Schließlich sei es auch eine tolle Werbung für die Region, wenn ein Athlet aus der Vulkaneifel Titel gewinne. Falls es sogar einmal ein Deutscher Meistertitel sein sollte, ist Samuel nun auch auf anderer Ebene als der körperlichen Fitness gerüstet: Angeführt vom stimmlich begabten Sachbearbeiter für Einbürgerungen, Josef Pütz, stimmte die kleine Festgesellschaft nach der Verleihung der Einbürgerungsurkunde die deutsche Nationalhymne an. So wie es bei der Siegerehrung bedeutender Wettkämpfe ist – sofern der Gewinner ein Deutscher ist.

Der neue Deutsche fühlte sich geehrt und bekam vor Aufregung gar nicht so viele Worte heraus. Er sagte schlicht: „Danke.“ – und kündigte auf Nachfrage und in seiner bescheidenen Art an, dass er sich nun freue, offiziell bei den nächsten deutschen Crosslauf-Meisterschaften starten zu wollen und zu dürfen und dann auch gewertet zu werden.

Denn: 2017 lag er kurz vorm Ziel mit Abstand vorne, hätte höchstwahrscheinlich gewonnen, wurde dann aber aus dem Rennen genommen, weil er keinen deutschen Pass hatte.

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