Bruder der Trierer Schriftstellerin Ferdinand Viebig: Lebenserinnerungen eines preußischen Offiziers

Pelm · Ferdinand Viebig, Bruder der Schriftstellerin Clara Viebig, war Oberstaatsanwalt. Auch er hat eindrucksvoll geschrieben – etwa über seine Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Das zeigt die Veröffentlichung des Rhein-Mosel-Verlags auf Initiative von Thea Merkelbach aus Pelm.

 Titelseite des Buches „Ferdinand Viebig. Der Krieg 1870/71. Aus den Erinnerungen eines preußischen Offiziers“.

Titelseite des Buches „Ferdinand Viebig. Der Krieg 1870/71. Aus den Erinnerungen eines preußischen Offiziers“.

Foto: TV/Rhein-Mosel-Verlag

Vier Bände mit an die 1000 Seiten an Lebenserinnerungen hat Ferdinand Viebig (1847-1919) in dem Jahr nach seiner Pensionierung als Oberstaatsanwalt niedergeschrieben. Als ältester Sohn des Regierungsrats Ernst Viebig und seiner Ehefrau Klara war er 1847 in Posen auf die Welt gekommen. Hatte einen Teil seiner Kindheit und Jugend in Trier verbracht, wo sein Vater in der Finanzabteilung der Königlichen Regierung tätig war. Hatte nach dem Abitur  in Trier als zunächst noch „schmächtig und schüchtern“ beschriebener Jüngling in Bonn, Heidelberg und Berlin Jura studiert. Am 1. April 1869 war der angehende Jurist als Einjährig-Freiwilliger in den Militärdienst eingetreten.

   Von Ferdinand Viebigs militärischer Ausbildung und seiner Teilnahme am anschließenden Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 handeln die rund 200 Seiten, die nun in Buchform beim Rhein-Mosel-Verlag (RMV) erschienen sind. Sie handeln von mörderischen Schlachten und zermürbenden Belagerungen, von Heimweh, Leid und Tod ebenso wie von der offenbar angenehmsten Zeit als Besatzungssoldat in Burgund und Nancy bis zu seiner Heimkehr. Und: Ferdinand Viebig verliert dabei auch die französische Sicht nicht aus den Augen.

    Wie dieser Bericht und überhaupt die gesamten Lebenserinnerungen Ferdinand Viebigs inklusive der später verfassten Erinnerungen an seinen im Ersten Weltkrieg getöteten Sohn Werner an das pensionierte Lehrer-Ehepaar Thea und Wolfgang Merkelbach aus Pelm in der Vulkaneifel gelangten, ist eine eigene Geschichte. Bei früheren Recherchen über die letzten Lebensjahre von Clara Viebig (siehe Info) hatten die Merkelbachs Irene Viebig, die Witwe von Ferdinand Viebigs 1994 verstorbenen Urenkel Bernd, kennengelernt und von ihr – zu treuen Händen und zur freien Verwendung – eine Durchschrift der Lebenserinnerungen erhalten. Die Erstschrift befindet sich seit kurzem im Stadtarchiv Trier.

   Thea und Wolfgang Merkelbach nahmen das mehr als 100 Jahre alte literarisch-historische Vermächtnis Ferdinand Viebigs Wort für Wort unter die sprichwörtliche Lupe. Er habe durchaus Erzähltalent gehabt, meinten sie. Und habe als Beteiligter, Überlebender und Davongekommener erlebte Geschichte geschrieben. Wenn auch der Deutsch-Französische Krieg in der zeitgeschichtlichen Betrachtung und in der Erinnerungskultur Deutschlands gegenüber den beiden Weltkriegen oft ins Hintertreffen gerate – er sei in vieler Hinsicht ein Vorläufer und ein Keim der Weltkriege gewesen und der erste „moderne“ Krieg.

Herausgeberin Thea Merkelbach ergänzte die Aufzeichnungen durch umfangreiche Anmerkungen. Darunter sind jene, die Ferdinand Viebigs kurze Aufenthalte in Prüm und Bitburg und das Quartier auf dem Helenenberg während des Aufmarschs erläutern. „Als ich aber von der ‚Hohen Sonne’ das alte Trier da unten im Moseltale liegen sah, da biss ich noch einmal die Zähne zusammen, um das Ziel des Tages glücklich zu erreichen“, so erinnert sich Viebig an das Wiedersehen mit der Stadt seiner Kindheit und Jugend.Wolfgang Merkelbach zeichnete im Nachwort die beruflichen Stationen des preußischen Staatsanwalts, Bildungsbürgers und Familienmenschen Ferdinand Viebig im Kaiserreich nach. 

Info: Das Buch „Ferdinand Viebig. Der Krieg 1870/71. Aus den Erinnerungen eines preußischen Offiziers“ hat 256 Seiten und kostet zwölf Euro. Kontakt: Rhein-Mosel-Verlag, Brandenburg 17, 56856 Zell/Mosel, Telefon: 06542/5151, E-Mail: rhein-mosel-verlag@t-online.de, Homepage: www.rhein-mosel-verlag.de

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