Lebenslauf für Schusswaffen: Kreis speichert Infos in Datenbank

Daun/Gerolstein/Jünkerath · 1900 Waffenbesitzer gibt es in der Vulkaneifel. Ihre Daten hat die Kreisverwaltung jetzt in das neue nationale Waffenregister übertragen. Die zentrale Datenbank soll der Polizei bei Fahndungen helfen - und wird auch von Sportschützen begrüßt.

 Sonderangebote in der Auslage eines Waffengeschäfts in Daun. TV-Foto: Tobias Senzig

Sonderangebote in der Auslage eines Waffengeschäfts in Daun. TV-Foto: Tobias Senzig

Daun/Gerolstein/Jünkerath. Die Schützengesellschaft ist der älteste Verein in Jünkerath. Schon 1889 wurde der traditionsreiche Club in der Ortschaft an der Oberen Kyll gegründet. "Den Nachwuchsproblemen im Schießsport konnten wir mit der Einführung des Bogensports entgegenwirken", sagt Vereinspräsident Heinz-Werner Dämmer. Denn beim Schützenheim im Lindbachtal wird seit einigen Jahren auch das populäre Schießen mit Pfeil und Bogen angeboten. 130 Mitglieder hat die Gesellschaft, 20 von ihnen sind Inhaber einer Waffenbesitzkarte für Schusswaffen.
1900 Waffenbesitzer im Kreis


Insgesamt gibt es im Vulkaneifelkreis 1900 Waffenbesitzer. Meist sind dies Sportschützen oder Jäger. Jeder von ihnen besitzt durchschnittlich vier Pistolen oder Gewehre. Denn insgesamt sind in den Waffenschränken zwischen Daun, Jünkerath und Kelberg 7670 Schusswaffen verstaut. Das ist die offizielle Zahl, die die Kreisverwaltung an das neue Nationale Waffenregister (NWR) gemeldet hat.
In die zentrale Datenbank, die beim Bundesverwaltungsamt in Köln angesiedelt ist (siehe Extra), müssen seit Ende 2012 alle Waffen eingetragen werden, die sich in Deutschland in den Händen von Privatleuten befinden. Dazu werden auch die persönlichen Daten des Besitzers wie Adresse, Geburtsdatum und Staatsangehörigkeit erfasst. Zudem werden Informationen zur Art der Waffenbesitzkarte und natürlich über die Waffen selbst gespeichert: Hersteller, Modell, Kaliber, Seriennummer.
Auf all diese Daten kann die Polizei zugreifen. Denn Grund für die Schaffung des NWR ist vor allem, den Ordnungshütern schnellere Fahndungen zu ermöglichen.
Weniger Formalitäten


Auch Heinz-Werner Dämmer begrüßt die neue Datenbank. "Das ist aus Sicht der Sportschützen sehr nützlich", erklärt er im Gespräch mit dem TV. Durch die zentrale Erfassung der Informationen werde der Handel mit gebrauchten Waffen unter den Schützenkameraden vereinfacht. "Der Waffenverkauf ist einfacher, da die Formalitäten unkomplizierter sind", sagt Dämmer. Denn wenn jetzt eine gebrauchte Waffe den Besitzer wechselt, bekommen alle zuständigen Behörden dies im selben Moment mitgeteilt. Früher habe man mit verschiedenen Dokumenten zu den jeweils zuständigen Ämtern gehen müssen, erklärt Dämmer.
"Heute ist das viel einfacher: Man kann den Verbleib einer Waffe direkt nachvollziehen - wo wurde sie auf der Besitzkarte ausgetragen, wer hat sie verkauft, wo wurde sie wieder eingetragen?" Auf diese Weise lasse sich für jede Waffe eine Art Lebenslauf erstellen. "Das heißt: Weniger Aufwand bei erweiterter Kontrolle", sagt Dämmer. "Und es ist gut, wenn Waffen unter Kontrolle sind."
Für die Mitarbeiter der Waffen- und Jagdbehörde, die die Pistolen und Gewehre registrieren, bedeutet die neue Datenbank in Zukunft aber einen größeren Aufwand: "Die Eingabe der waffenbezogenen Daten muss jetzt wesentlich exakter erfolgen", sagt Verena Bernardy, Pressesprecherin der Kreisverwaltung. Denn nur wenn das Datenformat absolut korrekt sei, würden die Werte vom Zentralrechner in Köln akzeptiert. Es kann deshalb vorkommen, dass deshalb die Waffenbesitzer noch einmal befragt und kontrolliert werden müssen.
Laut Bernardy mussten die Verwaltungsmitarbeiter bei diesen Kontrollen, bei denen auch die sichere Unterbringung der Waffen überprüft wird, bis jetzt noch keine Schusswaffe einziehen. Anders als beispielsweise im Landkreis Trier-Saarburg, wo bei 105 Kontrollen 117 Waffen konfisziert wurden. "Die Waffenbesitzer in der Vulkaneifel gehen in der Regel sehr verantwortungsvoll mit den Waffen um", sagt die Pressesprecherin.
Und sehe man vom Mehraufwand bei der Erfassung der Daten ab, werde die Arbeit durch die zentrale Datenbank auch für die Waffenbehörde einfacher, betont Bernardy. Denn auch die Kreisverwaltung kann direkt auf die Daten anderer Behörden zugreifen.
Das neue Waffenregister soll nämlich nicht nur der Polizei dienen, sondern auch einen Teil zur Modernisierung altbackener Verwaltungsvorgänge beitragen. "Die Eingabe der vorhandenen Daten in das spezielle Computerprogramm des NWR dauerte von Herbst 2011 bis zum Sommer 2012", sagt Verena Bernardy. Denn bei der Waffen- und Jagdbehörde wurde bis zu diesem Zeitpunkt noch mit Karteikarten gearbeitet.
Extra

Das Nationale Waffenregister (NWR) ist beim Bundesverwaltungsamt in Köln angesiedelt. Es hat im Januar dieses Jahres seinen Dienst aufgenommen. Bis zu diesem Zeitpunkt mussten alle Behörden und Kommunen die Waffen und Waffenbesitzer in ihrem Zuständigkeitsbereich erfasst und gespeichert haben. Und das hat auch geklappt: "Alle zum automatisierten Verfahren zugelassenen Waffenbehörden haben 2012 die Daten übermittelt", sagt Annette Beaumart vom Bundesverwaltungsamt. Insgesamt seien 5,4 Millionen Waffen und 1,4 Millionen Waffenbesitzer in der Datenbank gespeichert. sen

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