Lebensmittel überbrücken die Knappheit
Seit dem Herbst 2007 werden bei der "Dauner Tafel" Lebensmittel verteilt. Jetzt sind die Koordinatorin Karin Knötgen und der ehrenamtliche Mitarbeiter Adolf Gabriel der Frage nachgegangen, ob der dritte Geburtstag der Einrichtung ein Grund zu feiern ist.
Daun/Kelberg. "Jein", sagt der ehrenamtliche Tafel-Mitarbeiter Adolf Gabriel (Daun-Waldkönigen) auf die Frage, ob es einen Grund zu feiern gebe. "Nein, weil es in einem Wohlfahrtsstaat so eine Einrichtung eigentlich überhaupt nicht geben dürfte", erklärt Gabriel.
"Und ja, weil sich unglaublich viele Menschen für die Tafel engagieren", sagt er mit Blick auf den Dienst seiner mehr als 60 ehrenamtlichen Mitstreiter, auf Geldspenden von Fördermitgliedern, Privatpersonen und Geschäftsleuten, auf Aktionen von Kindergärten, Schulen, Erstkommunion- und Firmgruppen, Kirchengemeinden und Supermärkten. Allein schon deshalb, weil Lebensmittel, die früher weggeworfen worden seien, nun noch verwendet würden, könne ein Ausrufezeichen hinter die Formulierung "ein Grund zu feiern" gesetzt werden.
Die Fakten zur Tafel hat Karin Knötgen (Daun), Koordinatorin des Caritasverbands (siehe Extra). Die Lebensmittel aus dem Tafelladen seien keine Versorgung, sondern eine Unterstützung, betont sie. Zeitweise seien die Lebensmittel knapp.
Da sei es gut, dass immer wieder auch lang haltbare Produkte gespendet würden - etwa im Oktober, als viele Pfarrgemeinden zum Erntedankfest Haltbares wie Zucker, Mehl, Reis und Konserven gesammelt hätten. "Damit überbrücken wir die Knappheit", erklärt sie.
Ein Problem sei die große Fläche des Landkreises Vulkaneifel. Aus den Orten an den Kreisgrenzen kämen so gut wie keine Kunden zum Tafelladen, berichtet Karin Knötgen und erinnert an den Appell, der seinerzeit zur Eröffnung der Tafel an die Pfarrgemeinden herangetragen worden sei: Fahrdienste einzurichten, Bedürftige nach Daun zu bringen oder die Lebensmittelpakete dort abzuholen.
Dass es Leute gebe, die das System Tafel ausnutzten, könne nicht ganz verhindert werden, meinen die Organisatoren. "Es gibt überall schwarze Schafe", meint Adolf Gabriel, "aber im Großen und Ganzen sind unsere Kunden freundlich, dankbar und zuvorkommend."
Kürzlich hielten Karin Knötgen und Adolf Gabriel bei einem Vortrags- und Gesprächsabend der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) der Pfarreiengemeinschaft Kelberg, Hilgerath/Beinhausen/Uess einen Rück- und Ausblick zur Dauner Tafel. Bei der von der KEB-Leiterin Ilse Zeimetz moderierten Veranstaltung waren die Menschen, die meinen, dass der dritte Geburtstag der Tafel ein Grund zu feiern sei, in der Mehrzahl. Drei Fragen an ... Arnold Otten (67), pensionierter Kriminalbeamter aus Daun-Boverath, Ehrenamtlicher bei der Dauner Tafel: Seit wann sind Sie bei der Tafel, und welchen Dienst haben Sie übernommen? Otten: Ich bin von Anfang an dabei. Seit der Tafelgründung fahre ich, so oft es mir möglich ist, mittwochs nachmittags zu den Abholstellen in den Verbandsgemeinden Daun und Gerolstein. Wenn die Tafeln der Nachbarkreise Überschüsse haben, übernehme ich auch Fahrten dorthin. Was bewegt Sie bei Ihrer Arbeit am meisten? Otten: Das sind die Begegnungen mit den älteren Übersiedlerfrauen, die wirklich arm sind. Sie zeigen uns Tafelmitarbeitern ihre tiefe Dankbarkeit mit Gesten und Tränen. Mein bisher schönster Tafel-Einsatztag war im vorigen Jahr einen Tag vor Heiligabend. Danach war mir weihnachtlich im wahrsten Sinne des Wortes zumute. Was bedeutet Ihnen das Ehrenamt persönlich? Otten: Ich bin sehr froh, dass ich auf diese Weise bedürftigen Menschen aus meinem Landkreis etwas Gutes tun und ihnen helfen kann, ihren sicherlich nicht einfachen Alltag zu bewältigen. Ich mache auf jeden Fall weiter.EXTRA Die Dauner Tafel ist am 25. Oktober 2007 eingesegnet und am 28. Oktober der Öffentlichkeit präsentiert worden. Die erste Lebensmittelausgabe war am 8. November 2007. Seither werden die Lebensmittel donnerstags von 10 bis 13 Uhr verteilt. Anspruchsberechtigt sind Personen mit geringem Einkommen (Arbeitslosengeld-II-Empfänger sowie Berufstätige und Rentner, deren Einkommen nicht höher ist als Sozialleistungen plus 20 Prozent). 64 Frauen und Männer sind als Ehrenamtliche durchschnittlich dort tätig. Zurzeit sind 372 Berechtigungsscheine ausgestellt. (bb)