Wirtschaft Leerstände als große Herausforderung
Daun · Der Gewerbe- und Verkehrsverein (GVV) Daun freut sich über neue Mitglieder. Sorgen bereitet ihm allerdings, dass immer öfters in der Innenstadt Geschäfte schließen und sich kein Nachfolger findet.
Wer aufmerksam durch Daun geht, der sieht: So gut gefeit gegen Leerstände wie in früheren Jahren ist die Innenstadt nicht mehr. Vor allem die Burgfriedstraße und die Lindenstraße weisen Lücken auf oder manche Ladenlokale und gastronomischen Angebote bestehen dort nur kurzfristig. „Als Gewerbetreibende haben wir kaum Einfluss darauf“, sagt GVV-Vorsitzende Stefanie Mayer-Augarde dazu, „aber denkbar ist künftig ein konzertiertes Leerstandsmanagement im Schulterschluss mit der Stadt und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft“. Schließlich sei das auch eine klassische Aufgabe von öffentlicher Standortförderung. Ob eine solche Kooperation zu Stande kommt, konnte auf der herbstlichen Mitgliederversammlung nicht geklärt werden. Und so sollen auch andere Instrumente helfen, die Innenstadt lebendig zu halten.
Kein Allheilmittel, aber eine notwendige Rezeptur ist es da, die Herausforderungen der Digitalisierung anzunehmen. Dazu zählt eine stets aktuelle Pflege der sozialen Medien, die GVV-Beirat Alexander Chruszcz vom Haus der Gesundheit für die GVV-Mitglieder anbietet, sowie eine von Marina Stolz, der zweiten Vorsitzenden, neu gestaltete Homepage des Vereins. Hier finden Interessierte zum Beispiel ein Verzeichnis aller im Verein organisierten Unternehmen – derzeit 143 inklusive sechs Neuzugängen im zurückliegenden Jahr – sowie Veranstaltungshinweise und andere News aus dem Dauner Geschäftsleben.
„Wir wollen die Stadt in der allgemeinen Aufmerksamkeit präsent halten und die Möglichkeiten im Internet nicht nur als Konkurrenz sehen, sondern auch als Vorteil, den wir selbst nutzen“, sagt Mayer-Augarde – und fügt hinzu: „Bereits seit mehr als zwei Jahren sind wir intensiv mit dem Thema befasst und haben viele Informationen gesammelt, viele Kontakte geknüpft. Es ist offenbar kein einfacher Weg, es gibt etliche Stolpersteine. Aber wir bleiben dran!“
Lizenz- oder Franchiseportale, die man aus anderen Städten hätte übernehmen müssen, erwiesen sich nach Überprüfung als ungeeignet für die hiesigen ländlichen Verhältnisse. Darum soll es nun für Daun eine in der Region selbst maßgeschneiderte Lösung geben. Dazu präsentierte Tim Becker, Chef der Agentur Denkunternehmung und Mitglied des GVV, ein eigenes Konzept. Das geht über die üblichen Shop-Portale oder Internetverzeichnisse hinaus und bindet zum Beispiel Vereine, Schulen oder andere Initiativen der Vulkaneifel mit ein. „Ziel ist es, Aufmerksamkeit auf das Angebot in Daun zu lenken auch von Leuten, die nicht schon mit einem Kaufwunsch im Netz surfen. Ziel ist es auch, die Menschen sichtbar zu machen, die hinter den heimischen Unternehmen und Organisationen stehen.“ Stichwort: Storytelling.
So könne eine unmittelbarere Verbindung geschaffen werden zwischen dem regionalen Gewerbe und der Bevölkerung, die zum Heimatshoppen statt bei Amazon motiviert wird. „Wichtig ist, dass da nichts von oben herab bestimmt wird. Jeder kann mitmachen. Alle Beteiligten klären gemeinsam, welche Module und technischen Voraussetzungen gewollt sind und welche Kosten entstehen“, so Becker.
Ein Kick-off-Workshop mit dem Aachener Informatik- und Kommunikationsprofessor Thomas Ritz, der beim GVV Daun bereits über den Sinn der Digitalisierung im Einzelhandel referiert hatte, soll den Einstieg leisten. Die für die Umsetzung einer solch neuartigen Lösung dann notwendige „Manpower“ sei in der Vulkaneifel vorhanden, war Becker überzeugt.
Vielleicht hatte er dabei schon zwei GVV-Neulinge im Blick: ein Fachunternehmen für Bürotechnik und eine selbstständige Mediendesignerin, die vor Kurzem aus dem Ballungsraum in die Eifelheimat zurückkehrte.
Auch das zweite „Dauner Schulforum“, welches am jetzigen verkaufsoffenen Sonntag in der Dauner Filiale der Volksbank RheinAhrEifel stattfindet und kurz vorgestellt wurde, passt zur Philosophie, heimische Wirtschaft und Bevölkerung aller Altersklassen stärker als bisher miteinander zu vernetzen.