Lehrbuchreife Prachtbombe

STROHN. Ein geologisch hochinteressanter Fund wurde in der Lavagrube Wartgesberg gemacht. Vulkanhaus-Leiterin Irene Sartoris fand bei einer ihrer Besichtigungen der Grube eine so genannte Flugbombe, die nun geborgen und neben der berühmten Lavabombe ihren Platz finden wird.

Dass in Strohn der Vulkanismus in der Vergangenheit besonders aktiv war, zeigen die vielen geologischen Relikte: die berühmte Lavabombe oder die im Vulkanhaus zu sehende Lavaspaltenwand. Das Strohner Märchen und die so genannte Strohner Schweiz, durch die vor 12 000 Jahren ein Lavastrom floss, sind weitere Hinterlassenschaften der vulkanischen Vergangenheit. Für geologische Überraschungen ist besonders die Lavagrube Wartgesberg aber immer noch gut. Irene Sartoris, Leiterin des Vulkanhauses, hatte bei einer ihrer Erkundungen vor vier Wochen eine wichtige Entdeckung gemacht. "Ich gehe mit offenem Auge immer wieder mal schauen, was es in der Grube Neues und Schönes zu entdecken gibt. Man sieht hier viele kleine Lavabomben, aber die hier ist etwas Besonders und ist mir sofort aufgefallen", erzählt sie erfreut. Sie nahm Kontakt zu Michael Wuttke vom Landesamt für Denkmalpflege (Referat Erdgeschichtliche Denkmalpflege) auf, der der Gemeinde auch schon bei der Realisierung des Vulkanhauses zur Seite stand. Mit drei Helfern rückte Wuttke zur Bergung der Lavaflugbombe an. Kooperativ zeigte sich die Betreiberfirma der Lavagrube, die Firma Scherer aus Simmern. "Wir haben die Produktion für ein paar Stunden eingestellt, um mit Arbeitskräften und Maschinen zu helfen, die Flugbombe zu bergen", sagt Betriebsleiter Bernard Douw. Ganz hingerissen ist Wuttke von dem Fund: "Was für eine Prachtbombe, das macht richtig Spaß, die zu bergen. Diese vulkanische und gasreiche Bombe ist von der Oberfläche und ihrer Form wirklich lehrbuchreif. Man sieht deutlich: Sie ist ein typisches Objekt aus basaltischer Schlacke, das im glutflüssigen Zustand durch die Luft geflogen ist und dadurch schon etwas erkaltet ist." Vor etwa 13 000 Jahren ist dies passiert, als hier drei Vulkane wie Perlenschnüre hintereinander lagen. Wuttke: "Kleinere Lavabomben findet man hier im Wartgesberg viele, aber eine Flugbombe in dieser Größe habe ich noch nie gesehen." Baggerfahrer Günter Keil musste behutsam mit dem schweren Gerät agieren, um die durch Bänder gesicherte Flugbombe vorsichtig auf eine Palette zu heben. Rentner Willi Weber aus Strohn, der die Bombe mit dem Traktor ins Dorf fahren soll, hatte schon Bedenken, ob der Anhänger den Stein trägt. Stolze 1,46 Tonnen wiegt die Flugbombe mit einem Durchmesser von etwa 1,20 Metern an der dicksten Stelle, ist etwa zwei Meter lang und geformt wie ein Baseball. "Typisches Objekt aus basaltischer Schlacke"

Gerade die Form und ihre Entstehung unterscheidet sie von der berühmten Strohner Lavabombe. Die löste sich einst am nördlichen Wartgesberg-Vulkan als ein Stück Kraterwand und rollte in den Schlot zurück. Auf ihrem Weg sammelte sie glühende Lavafetzen ein, die auf der Oberfläche festklebten. Beim nächsten Ausbruch wurde sie wieder nach oben transportiert, um dann erneut herab zu rollen. Dieser Vorgang ereignete sich mehrere Male, bis die heutige Größe erreicht war. Dann wurde die Kugel in den Kraterwall eingeschlossen, erst durch den Abbau kam sie wieder zum Vorschein. "Wir werden die neue Bombe demnächst neben der großen Lavabombe positionieren, um zu demonstrieren, was eine wirkliche Flugbombe ist", sagt Wuttke. Da man schon am Werk war, wurden noch eine weitere, eine Tonne schwere Flugbombe und etwa 30 kleinere Lavabomben eingesammelt, die am Vulkan-Erlebnispark Strohn vom Vulkanhaus-Museum bis in die Strohner Schweiz am Weg entlang drapiert werden. "Wir sind gerade dabei, den Vulkan- Erlebnispark zu konzipieren und umzusetzen. Die kleinen Lavabomben sollen den Besuchern den Weg weisen", verrät Wuttke. Im Frühjahr soll der Erlebnispark eröffnet werden.

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