Leichenhalle ist weg, Buntglas-Wand auch

Gerolstein · Trotz aller Appelle: Die bunte Glasrückwand der Leichenhalle Sarresdorf ist beim Abriss des Gebäudes zerstört worden. Während mehrfach gefordert worden war, sie auszubauen, rechtfertigt die Stadt ihr Vorgehen damit, dass dies zu aufwendig und teuer gewesen wäre.

 Die Leichenhalle Sarresdorf wird abgerissen, das Areal dient schon heute als Parkplatz. TV-Foto: Mario Hübner

Die Leichenhalle Sarresdorf wird abgerissen, das Areal dient schon heute als Parkplatz. TV-Foto: Mario Hübner

Gerolstein. Zwischen Beschluss des Haupt- und Finanzausschusses und dessen Umsetzung ist nicht einmal ein Monat vergangen: Direkt zu Jahresbeginn rückte der Bagger an und machte die alte und heruntergekommene Leichenhalle des Friedhofs auf Sarresdorf dem Erdboden gleich. Und mit ihr die Rückwand aus Buntglas.
Die aber hätte nach Meinung der Stadtratsfraktion der Grünen erhalten und eventuell an einen Interessenten verkauft werden sollen. Und auch Stadthistoriker Karl-Heinz Böffgen hatte sich im Vorfeld des Abrisses dafür ausgesprochen, die Glaswand zu erhalten. Kurz vor Weihnachten hatte er nochmals in einem Leserbrief im TV gemahnt, die "kunstvollen Glasfenster" zu erhalten.
Denn Böffgen hatte noch einen anderen Vorfall gut in Erinnerung: Beim Ausbau der Hauptstraße Ende 2013, so erinnert er sich, "wurden die in der Einfahrt der Mühlenstraße zur Erinnerung an ermordete jüdische Mitbürger verlegten Stolpersteine mit dem Straßenbauschutt entsorgt". Er sagt: "Die Steine konnten zwar nachgefertigt und wieder verlegt werden, die Glaswand der Leichenhalle ist unwiederbringlich verloren."
Denn seine ebenfalls geäußerte Befürchtung, die Fenster könnten womöglich "einem Bagger und einigen Kunstbanausen" zum Opfer fallen, bewahrheitete sich. Er ist sauer über die "Beseitigung einer hochkarätigen Glaskunst-Arbeit des Gerolsteiner Künstlers Alfred Tombers". Zumal es einen Interessenten für die Fenster gab.
Böffgen vermutet daher, dass der Abbruch bewusst ruck,zuck über die Bühne ging, um größeres Aufsehen zu vermeiden.
Dem widersprechen die Verantwortlichen in Bauverwaltung und Stadt. So sagt Gerolsteins Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (CDU): "Es handelte sich nicht um Bleiverglasung. Vielmehr waren die Scheiben alle in Beton eingelassen: Sie hätten also alle einzeln herausgeschnitten werden müssen. Ein Riesenaufwand und nicht zu bezahlen."
Es habe sich aber dennoch ein Interessent bei ihm gemeldet, berichtet Bongartz. Den habe er an die Baufirma verwiesen. "Keine Ahnung, was die dann miteinander ausgemacht haben", sagt der Stadtbürgermeister.
Den Auftrag für den Abriss der Leichenhalle hatte die Firma Bauer aus Hillesheim erhalten - und ihn an einen Subunternehmer weitergegeben.
Matthias Maas, der zuständige Bauleiter bei der Firma Bauer, bestätigt, dass sich ein Interessent gemeldet habe. Dennoch wurde die Leichenhalle "in zwei Tagen abgerissen". Er sagt wieso: "Wir haben von der Stadt einen Auftrag für den Abriss und die Entsorgung der Leichenhalle bekommen. Nicht mehr und nicht weniger. Und diesen Job haben wir erledigt."
Hätte die Baufirma die Glaswand ausbauen sollen, "wäre das natürlich ein deutlich höherer Aufwand" gewesen. Maas sagt: "Es ist ein Riesenunterschied, ob man ein Gebäude mit dem Bagger einreißen oder von Hand Stein für Stein abtragen soll." Zudem habe er Zweifel daran, dass die Glaswand hätte komplett erhalten werden können, da die Fenster einbetoniert gewesen seien.
Für Gerolsteins Bauamtsleiter Carsten Schneider ist ohnehin klar: "So toll war die Glaswand gar nicht."

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