Lernen, mit der Depression umzugehen

Daun · Im April 2012 war auf Initiative von Elvira Schäfer der Gesprächskreis "Meine Seele darf sprechen" ins Leben gerufen worden. Seither trifft sich die Gruppe alle zwei Wochen - am 25. Mai zum 100. Mal. Vier Teilnehmer erzählen ihre Geschichte.

Daun. Ja, es habe Mut erfordert, den Schritt in den Gesprächskreis zu tun. Darin sind sich die drei Frauen und der Mann einig, die unter geänderten Namen von sich erzählen. So wie Ursula H., die von Anfang an zu den Treffen kommt. "Ich fühle mich hier in Höhen und Tiefen gut aufgehoben", sagt sie mit Blick auf die wechselnden Phasen ihrer Depression. Sie sei im Kreis eher die Zurückhaltende, höre gern zu, lasse sich von den Erfahrungen der anderen Teilnehmer anregen oder trösten, je nachdem. "Hier kann jeder ohne Angst sprechen", betont die 60-Jährige. Und meint, dass Depressionen trotz aller Aufklärung immer noch ein Tabu seien.
Seit etwa zwei Jahren kommt Klara B. (65) regelmäßig zum Gesprächskreis. "Ich habe zwei schwere Schicksalsschläge innerhalb kürzester Zeit erlebt", sagt sie. Auf Empfehlung von Manfred Wientgen vom Pflegestützpunkt Vulkaneifel habe sie hierher gefunden. "Dass ich hier in einem geschützten Raum offen und vertrauensvoll sprechen kann, tut mir gut und hilft mir, auch wenn ich mit meinen seelischen und körperlichen Sorgen noch nicht über den Berg bin", sagt sie.
Mit einer Frau aus dem Gesprächskreis habe sie sich angefreundet und privat getroffen; diese Freundschaft bestehe noch, obwohl die Frau inzwischen in eine andere Stadt gezogen sei.Christoph P. ist 45 Jahre alt. Seit seiner Kindheit leidet er an chronischen Erkrankungen. "Wenn man nicht gut drauf ist und keinen Job machen kann, wird man schnell zum Außenseiter und landet in der Depression", erklärt er. "Ich war meistens schlecht drauf, und ich war einsam", bringt er Jahrzehnte seines Lebens auf den Punkt. Psychosomatische Klinikaufenthalte wechselten sich mit ambulanten Therapiesitzungen ab. Als ihm ein Therapeut riet, in eine Selbsthilfegruppe zu gehen, sei er in diesem Gesprächskreis fündig geworden. Die ersten Treffen seien sehr schwierig gewesen, doch die Herzlichkeit, Freundlichkeit und Offenheit hätten es ihm von Mal zu Mal leichter gemacht. "Hier braucht keiner dem anderen zu erklären, was eine Depression ist", sagt er, "aber hier lernt man, damit umzugehen." Auch Nina L. sagt: "Ich bin so froh, dass ich die Gruppe gefunden habe." Sie hatte imTV die Terminankündigung eines Treffens entdeckt und ist erst seit kurzem dabei.
Als großen Vorteil empfinde sie, dass sie sich niemals gedrängt fühle, etwas zu erzählen. "Aber ich spüre, dass ich immer freier und lockerer werde und dass mir der Austausch gut tut."
Extra

Der Gesprächskreis "Meine Seele darf sprechen" bietet Menschen mit seelischen Problemen unter dem Motto "Wege entstehen, indem man sie geht" im zweiwöchentlichen Abstand die Möglichkeit, zwischenmenschliche Kontakte zu fördern, Vereinsamung und Isolierung entgegenzuwirken, neue Perspektiven und Wege aufzuzeigen. Einmal im Jahr wird ein Themenabend für die Öffentlichkeit veranstaltet. Kontakt: Elvira Schäfer, Telefon 06573/839, und Manfred Wientgen, Telefon 06592/95000. Die Treffen finden im DRK-Haus in Daun, Leopoldstraße 34, statt. Weitere Infos: <%LINK auto="true" href="http://www.vulkaneifel.drk.de" text="www.vulkaneifel.drk.de" class="more"%>. bb

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