Lösung liegt nahe

Entscheidung gefällt: Die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord als Obere Landesplanungsbehörde hat sich für die geplante Ortsumgehung Hillesheim auf die ortsnahe Trasse über den ehemaligen Bahndamm festgelegt. Die von Stadtrat und Bahndamm-Anwohnern favorisierte Variante über die Schwedenschanze ist damit vom Tisch.

 Die Trasse für die Ortsumgehung Hillesheim steht fest: Sie wird ortsnah über den Bahndamm führen. Mit der Umgehung wird sich eine erhebliche Verkehrsentlastung für die Innenstadt erhofft. Foto: Landesbetrieb Mobilität Gerolstein

Die Trasse für die Ortsumgehung Hillesheim steht fest: Sie wird ortsnah über den Bahndamm führen. Mit der Umgehung wird sich eine erhebliche Verkehrsentlastung für die Innenstadt erhofft. Foto: Landesbetrieb Mobilität Gerolstein

Hillesheim/Koblenz. Mit der Entscheidung der SGD Nord zu Gunsten der ortsnahen Trasse ist das so genannte Raumordnungsverfahren für die Ortsumgehung abgeschlossen. Darin wurden die Pro- und Con-tra-Argumente der möglichen Trassen gegeneinander abgewogen. Miteinbezogen wurden laut SGD die "jeweiligen Belange und zu vertretenden Schutzgüter" (Kosten, Nutzen, Verkehrsentlastung, Freizeitwert...) des Planungsträgers (Land Rheinland-Pfalz), der Stadt Hillesheim und der von der bisherigen Verkehrsführung betroffenen Gemeinden wie Kerpen und Üxheim sowie des Naturschutzes. Und bei letzterem Punkt schneidet die Mittel-Variante über die Schwedenschanze deutlich schlechter ab als die ortsnahe Trasse. Denn um diese Trasse anzulegen, müsste auf der einen Seite vier Meter tief, auf der anderen Seite gar zehn Meter tief und 40 Meter gegraben werden. Das hatte bereits die in Auftrag gegebene Umweltverträglichkeitsstudie ergeben (der TV berichtete). Darüber hinaus sind laut SGD auch "die Äußerungen aus der Öffentlichkeit in die Würdigung einbezogen" worden.Begründung: Ortsnahe Trasse am verträglichsten

Begründet hat die Obere Landesplanungsbehörde ihre Entscheidung damit, dass die "ortsnahe Linienführung die raumverträglichste Lösung für eine Umgehung Hillesheim darstellt". Zudem hat die SGD angeordnet, dass "die notwendigen Lärmschutzmaßnahmen" zu treffen sind. Das betrifft in erster Linie die Bahndamm-Anwohner. Die sollen zum einen durch einen Lärmschutzwall, zum anderen durch Isolierverglasung vor dem Krach geschützt werden.Hillesheims Stadtbürgermeister Matthias Stein (CDU) sagte spontan: "Jawoll!" Und fügte hinzu: "Ich habe angesichts der umweltrechtlichen Bedenken gegen die Schwedenschanzen-Variante nichts anderes erwartet. Das ist die einzig vernünftige Lösung." Vor knapp drei Monaten hatten sich Stein und die Stadtratsmehrheit für die Mittel-Variante ausgesprochen. Falls diese aber verworfen werde, sollte die Bahndamm-Variante realisiert werden, so der zusätzlich artikulierte Wunsch. Davor war das Gremium stets für die ortsnahe Trasse.Das Votum für die Mittel-Variante also nur taktisches Kalkül, um die Bahndamm-Gegner ruhig zu halten? "Wenn wir uns nur auf die Mittelvariante festgelegt hätten, wäre die Umgehung gestorben. Aber so konnten wir den Gegnern gut entgegen kommen. Ja, es war auch eine "taktische Entscheidung", sagte Stein auf TV-Frage. Er denkt an eine Realisierung "in drei bis fünf Jahren". Theo Valerius, Sprecher der Bahndamm-Gegner, meinte: "Was soll ich da sagen? Die Argumente sind ausgetauscht, und wir haben immerhin einen Stimmungsumschwung im Stadtrat erreicht." Dennoch beinhalte die Entscheidung für ihn einen Widerspruch: "Eine Umgehung soll in erster Linie die Menschen entlasten, diese Variante ist aber nachweislich für den Menschen am schlechtesten. Das passt nicht." Zudem ist er davon überzeugt, dass durch die ortsnahe Umgehung das Naherholungsgebiet an der Schwedenschanze "vom Ort abgetrennt" und der Einzelhandel "Einbußen erleiden" werde. Er geht auch davon aus, dass im Rahmen des nun folgenden Planfeststellungsverfahrens die Anwohner "massiv und fundiert ihre Einsprüche erheben" werden: "Es wird eine Klagewelle geben." Meinung Protest programmiert Die Entscheidung der SGD Nord war zu erwarten. Zu schwer wogen die naturschutzrechtlichen Bedenken gegen die Mittelvariante, die sich tief in das Naherholungsgebiet auf der Schwedenschanze eingegraben hätte. Das wäre vieleicht noch vor 20 Jahren denkbar und durchsetzungsfähig gewesen, nicht aber im 21. Jahrhundert, wo weltweit ein schonender Umgang mitder Natur propagoiert und als überlebenswichtig.

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