Lustreisen?? Lastreisen!!

Mal ehrlich: Würden Sie sich, eingezwängt in grobes Ölzeug, bei rauer See auf eine dieser gefährlichen Öl- oder Gasförderplattformen fliegen lassen oder, ihre Gesundheit gefährdend, in Begleitung eines Geigerzählers die atomare Aufbereitungsanlage im englischen Sellafield besichtigen?

Kämen Sie auf den Gedanken, nach Toledo in das heiße Zentralspanien zu reisen, um sich das noch heißere Solarkraftwerk anzusehen? Hätten Sie Lust, durch ein regnerisches und kaltes Schottland zu fahren, um dort irgendwo das Thema "Wasser-Abwasser" zu erörtern? Sie und ich hätten sicher Null-Bock auf solche aufreibenden Exkursionen. Doch unsere Landräte, auch andere Lokalmatadore, nehmen solche Plackerei auf sich, pflichtbewusst, wie sie nun mal sind. Losgerissen vom heimischen Schreibtisch und fern der geliebten Familie, oft Leib und Leben aufs Spiel setzend, scheuten sie keine Mühen - die Kosten übernahm das RWE -, sich auf den neuesten Kenntnisstand der Technik zu bringen um damit die Lebensbedingungen der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern. Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, dass das RWE die Kosten für Besuche in entsprechenden Etablissements, wo bekanntlich die zwischenmenschlichen Beziehungen vertieft werden, im Gegensatz zum VW-Konzern, nicht getragen hat. Das mag die Qualität des Angebotes für unsere Lokalpolitiker etwas geschmälert haben. Menschen, die trotzdem von Lustreisen schreiben und reden, muss entgegengehalten werden, dass die Reisenden mit ihren Auslandseinsätzen einen Beitrag dazu leisteten, lebenswichtige Fragen auch der Eifelbevölkerung zu beantworten. Als da sind: Aus welchen Tiefen wird das Öl respektive Gas gefördert und wie ernährt sich die Plattform-Mannschaft? Wird unser atomarer Abfall ordentlich behandelt, und wann wird das Aufbereitete wieder an uns zurückgegeben? Wie sammelt der gemeine Schotte das Regenwasser, und trägt ein Abwassertechniker dort den Kilt? Und welche Farbe hat der in Toledo erzeugte Strom? Immer wieder mussten unsere Leute, selbst beim mehrgängigen Arbeitsessen mit angemessener Schluckhilfe, ihre Fachfragen stellen; hellwach bei allen Reisen sein, die mit Fachvorträgen und Besichtigungen voll gespickt waren. Landrat Graef stöhnt heute noch: "Das war keine Erholung." Ich wünsche allen Teilnehmern eine gute Erholung und danke allen, besonders dem RWE.

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