Märchenhaft im doppelten Sinn

Die Gerolsteiner Burgschauspieler haben bei wunderbarem Sommerwetter auf der Löwenburg eine glanzvolle Premiere gegeben: 60 Akteure allen Alters spielten mit "König Drosselbart" erstmals ein Märchen. Auf dem Spielplan stehen noch fünf weitere Aufführungen unter freiem Himmel.

Gerolstein. Was sich zwischen den Ausrufen des Hofnarren (Thomas Krämer) zu Beginn - "Es sollen sich Männer melden, die die Prinzessin heiraten wollen" - und am Ende - "Wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute" - auf der Bühne vor der Burgruine ereignete, war in doppeltem Sinne märchenhaft. Es wurde nach dem Text der Gebrüder Grimm und der Theaterfassung von Heiner Schnitzler ein von Regisseur Ernst Krämer überarbeitetes und ergänztes Märchen mit allerhand Verwicklungen gespielt.

Darin werden zum guten Schluss aus Armut Wohlstand, aus Arroganz Fürsorge und aus einer Prinzessin (Elli Nuthmann) und einem König (Frank Kalmes) ein Hochzeitspaar. Gleichzeitig hatte die Aufführung selbst märchenhafte Züge - so gut war es Kulissenbauern, Kostümschneidern, Requisitenbesorgern und in besonderer Weise den Schauspielern gelungen, ihr Publikum aus dem Alltag heraus in die Welt von Königen und Bettlern, Markthändlern und Gauklern zu versetzen.

Nach der mit viel Beifall bedachten Premiere sagte Margret Tombers, die Vorsitzende der Burgschauspieler, dem Trierischen Volksfreund: "Die Stimmung unter den Akteuren ist super, denn das Publikum hat sehr gut reagiert und deutlich gemacht, dass ihm unser Spiel gefällt." Ganz vorne unter den Zuschauern sitzt die elfjährige Sabine Töller aus Büscheich. "Die Geschichte ist lustig, und die Kostüme sind ganz toll", findet sie. Und: "Der Hofnarr ist klasse." Sabines Kölner Oma Hedi Töller ist seit Jahren immer auch dann zu Besuch in Gerolstein, wenn die Burgschauspieler eine Aufführung haben: "Ich staune über die fantastische Leistung, denn es sind ja alles Laien."

Die Atmosphäre auf der Löwenburg sei einmalig, und von den Tanzbeiträgen der Kinder sei sie total begeistert. Evi Linnerth aus Gerolstein hat die mehrmonatige Probenzeit hautnah miterlebt, haben doch ihr Mann Georg Linnerth als Marquis Dick de la Dack, ihre Tochter Sandra Kalmes als Zofe Topasia und ihr Schwiegersohn Frank Kalmes als König Drosselbart Hauptrollen in dem Stück. "Mich beeindrucken am meisten die Verbundenheit und der Gemeinschaftsgeist unter den Burgschauspielern", sagt sie dem TV.

"Sehr gut" hat die Premiere dem Autor Heiner Schnitzler gefallen. Der Stuttgarter machte während seines Moselurlaubs einen Abstecher nach Gerolstein, um sich das Stück anzuschauen: "Der Regisseur hat meine Theaterfassung mit etwas Lokalkolorit gewürzt und viele eigene Ideen realisiert. Die Schauspieler sind sehr engagiert, der Aufführungsort ist einmalig."

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