"Man kann nicht auf zwei Hochzeiten tanzen"

KELBERG. Das Familienunternehmen Wagner Maschinenbau Kelberg (WMK) hat seit kurzem neue Eigentümer. Der frühere Inhaber Rolf Wagner hat das Unternehmen verkauft, um sich ganz auf seine Firma Rowa konzentrieren zu können.

Den Grund für den Verkauf, der am 1. Oktober 2005 vollzogen wurde, erklärt der ehemalige Firmenchef so: "Man kann nicht gleichzeitig auf zwei Hochzeiten tanzen. Beide Firmen, WMK und Rowa, haben sich sehr dynamisch entwickelt. Da läuft man Gefahr, dass man das Gefühl für Details verliert. Ich habe in den vergangenen Jahren systematisch meinen Schwerpunkt zur Rowa verlagert und mich sukzessive aus der Geschäftsleitung zurückgezogen. Hermann Simon ist in die Führungsposition hinein gewachsen." Bei der Weihnachtsfeier im Dezember erfuhren die Mitarbeiter von der Veränderung. "Ihre" Firma, die WMK, soll verkauft werden, teilte Firmenchef Rolf Wagner den überraschten Beschäftigten mit. "Die Mitarbeiter waren teilweise geschockt, das ist ganz normal. Wenn das Unternehmen neue Besitzer bekommt, dann sind die Leute unsicher, wie es weitergeht", berichtet Wagner. Bei einer Betriebsversammlung am 20. Januar stellte sich mit Volker Warzecha einer der drei Investoren den Mitarbeitern vor und erläuterte ihnen die Pläne der neuen Eigentümer. "Unser Ziel ist die Fortführung des Geschäfts wie bisher in Kelberg - und darüber hinaus die Gewinnung neuer Kunden", erklärt Warzecha, der in der Geschäftsführung von WMK für Finanzen und strategische Unternehmensentwicklung verantwortlich sein wird. "Die Leute hatten natürlich Angst um ihren Arbeitsplatz. Die Ängste sind ihnen aber bei der Betriebsversammlung durch die Aussagen von Herrn Warzecha und durch die Beteiligung des alten und neuen Geschäftsführers Hermann Simon weitgehend genommen worden", sagt Betriebsratsmitglied Theo Engeln. "Meine Beteiligung soll ein Signal an die Mitarbeiter sein, das hier nichts im Verborgenen gemacht wird, weshalb sie Angst um ihren Arbeitsplatz haben sollten", sagt Hermann Simon. "Der Betriebsrat hatte auch Sorge, dass auf Grund weiterer Beteiligungen, die der Investor hat, möglicherweise Arbeiten, die wir jetzt haben, verlagert werden. Warzecha beruhigte die Mitarbeiter aber, das die WMK und der Standort Kelberg für die Eigentümer sehr gut sind und die Firma von den anderen Beteiligungen profitieren kann", erzählt Rolf Wagner. Er betont, "dass wir es hier mit einer erfahrenen Dreiergruppe von Unternehmern zu tun haben, die nicht ihr Geld hier investieren würden, wenn sie nicht davon überzeugt wären, dass man aus dieser Firma mehr machen kann". Die Unternehmer um Volker Warzecha haben noch Beteiligungen an einer Elektronikfirma (Werkzeugüberwachungssysteme) und einer Gießerei. Damit sind sie im Automobil- und Maschinenbau tätig und haben Querverbindungen. "Das war unsere Schwäche, nämlich die Abhängigkeit im Nutzfahrzeuggeschäft", erklärt Wagner. Das soll sich nun ändern. "Unser Ziel ist es, WMK nach vorn zu bringen sowie den Standort und die Beschäftigung hier zu garantieren. Deshalb wollen wir in anderen Branchen als dem Automobilbereich neue Kunden gewinnen. Wir können alles abdecken, wo Guss-, Schmiede oder Aluminiumteile gebraucht werden. Der Gedanke ist schon länger da, die Planungen und ersten Kontakte haben bereits stattgefunden", sagt Geschäftsführer Simon. Dafür ist das Unternehmen gut ausgestattet. In den vergangenen Jahren wurde viel Geld in neue moderne Maschinen investiert. "Dieser Betrieb steht gut da mit den Perspektiven und dem Produktionssystem hier. Der Ansatz der neuen Besitzer, alles auf eine breitere Basis zu stellen und mehr Kunden zu gewinnen, ist positiv", sagt Wagner.

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