"Man muss es erleben, um zu wissen, wie es ist"

NÜRBURGRING. (red) Wenn der Ring zum 24-Stunden-Rennen ruft, reisen Tausende Motorsportbegeisterte aus dem In- und Ausland in die Eifel und verwandeln die legendäre Nordschleife in eine Partymeile. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Der Magnetwirkung der Eifelrennstrecke offensichtlich auch nicht.

Auch in diesem Jahr wurde das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring seinem Kultstatus gerecht. Rund 198 000 Zuschauer tummelten sich allein am Wochenende rund um die "Grüne Hölle". 780 Fahrer machten die Piste um Adenauer Forst, Karussell und Döttinger Höhe zu ihrem Spielplatz. Wie immer gestalteten sich die Bereiche um die Streckenabschnitte Schwalbenschwanz-Brünnchen-Wippermann zur Partymeile für Motorsportfans und feierbegeisterte Fans. Ein ungewöhnliches Warnschild sticht sofort ins Auge und weist darauf hin, dass sich in den Zelten hinter dem rot-weiß gestreiften Absperrband der Niederzissener Ortsteil "Pflanz-Garten" befindet. Hineinspaziert - zu der zwölfköpfigen Gruppe, die seit einigen Jahren alljährlich diesen Platz okkupiert. "Seit 19 Jahren fahren wir zum Ring", berichtet Gerd Esten, "und wir kommen wieder, solange es dieses Rennen geben wird." Bei einer Grundstücksinspektion zeigt Hans-Willi Kempenich den komfortablen Zeltschlafsaal der Truppe: Übernachtung mit Frühstück, Fernsehen und Eigenbau-Dusche mit WC sind inklusive. Aus allen Ecken dröhnt Musik. Bon Jovi liegt hoch im Kurs, Christina Stürmer auch. Kurz vor dem Brünnchen steht eine Gruppe aus dem Bergischen Land am Zaun, eine Pyramide aus 30-Liter-Fässern zeigt, dass das Feiern in den vergangenen Tagen nicht zu kurz gekommen ist. "Die Atmosphäre ist super", schwärmt Florian aus Reichshof-Allenbach, "tagsüber tolle Leute kennen lernen, und am Abend Party machen, bis der Arzt kommt."Das 20-jährige "Dabei-Sein" wird kräftig gefeiert

Nur ein paar Meter weiter ist "Central Park West" - die Luxuslage am Nürburgring. Hier, hoch über dem Brünnchen, hat das Team Weibern sein Quartier aufgebaut - aus Brettern und Bohlen gezimmert, eine Treppe führt in die gute Stube. Mit den Ettringer Nachbarn wird auf gute Nachbarschaft angestoßen. Guido feiert in diesem Jahr Jubiläum: Das zwanzigste Mal dabei, das muss gefeiert werden. Der Ausblick aus der Hütte ist atemberaubend - und vor allem unverbaubar. "Hier lässt's sich leben", bemerkt René. Und in der Tat: Die "Hütte" ist ausgestattet mit Polstergarnitur, Hi-Fi-Anlage und zahlreichen Kühlbehältern - für die Getränke. Überdacht ist das "Zimmer mit Aussicht" mit einer Plastikplane - man weiß ja nie. Nur ein Fernseher fehlt. Doch der wird, wie Martin erklärt, hier und jetzt nicht gebraucht: "Am Mittwoch haben wir mit anderen das Deutschland-Spiel gesehen, aber ansonsten fehlt uns die WM nicht." Das sieht bei Andreas und seinen drei Freunden aus Baden-Württemberg anders aus: Hier steht der Fernseher im offenen Großraumzelt neben dem Bunsenbrenner. "Wir sind zum fünften Mal am Brünnchen", erzählt Andreas. Seine Gruppe ist seit Donnerstag da. Gefragt nach den vier vor dem Zelt angeleinten Bobbycars, grinst er und meint: "Die haben ihr 24-Stunden-Rennen schon hinter sich. Donnerstagabend sind wir damit vom Wippermann runter ins Brünnchen gefahren." Magnetwirkung hat das Rennen auch auf ihn. "Ich bin schon oft von Freunden gefragt worden, warum ich immer zehn Tage herkomme. Die Freundschaft, die Stimmung, das ganze Flair - das ist schwer in Worte zu fassen. Man muss es einfach mal erlebt haben, dann weiß man, was es ist."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort