Freizeit Mit dem E-Bike auf dem Jakobsweg - Ein Dauner hat’s geschafft

Daun · Josef Lepping aus Daun fuhr mehr als 2500 Kilometer bis nach Santiago de Compostela. Nun hat er ein Buch über seine Erlebnisse geschrieben, über beschwerliche, aber auch schöne Momente.

  Lepping legt Steine aus der Vulkaneifel am Cruz de Ferro ab.

Lepping legt Steine aus der Vulkaneifel am Cruz de Ferro ab.

Foto: TV/Josef Lepping

Wenn man im Münsterland aufwächst und noch dazu an der Grenze zu Holland, kommt man schon früh im Leben zum Fahrradfahren. Mit sechs Jahren stand Josef Lepping, der 2007 „der Liebe wegen“ nach Daun zog, erstmals auf den Pedalen des Drahtesels seiner Mutter, damals noch mit gebogenem Lenkrad und viel zu groß für den kleinen Jungen. Daraus entstand das Hobby, das bis heute geblieben ist.

Klar, dass er im Laufe seines Lebens auch weite Touren unternommen hat. „Und als Mitglied im SV Neunkirchen-Steinborn sowieso“, sagt Lepping.

Mit dem Fahrrad, besser gesagt mit dem E-Bike oder Pedelec, hat Josef Lepping auch seinen lang gehegten Traum erfüllt: eine Reise über den Jakobsweg von Daun nach Santiago de Compostela. „Aus Zeitgründen habe ich das nie machen können“, sagt er. Denn in seinem Beruf als Polizeibeamter in Bonn wäre das schwierig gewesen.

Erst nach seiner Pensionierung 2016 war die Zeit gekommen. Angeregt und beeindruckt von den Büchern Paulo Coelhos und Hape Kerkelings, die beide über ihre Pilgerreise nach Santiago schrieben, fing er an zu planen. „Mit ein Grund war auch die Herausforderung, ob ich das schaffe. Ich wollte es für mich machen“, sagt Lepping, „und ich sah die Chance, anzukommen, eher mit dem E-Bike als zu Fuß.“

 Geschafft: Josef Lepping vor der Kathedrale in Santiago de Compostella.

Geschafft: Josef Lepping vor der Kathedrale in Santiago de Compostella.

Foto: TV/Josef Lepping

Mit 62 Jahren, 24 Kilogramm Gepäck, einem Ladekabel und Ersatzspeichen fuhr Lepping am 1. Mai 2017 nach Absprache mit seiner Lebensgefährtin alleine los. Von Daun aus ging es zunächst über den Mosel-Maare-Weg in Richtung Trier, die erste Rast legte der Dauner in Merzkirchen, wenige Kilometer vor der luxemburgischen Grenze, ein.

Weiter fuhr er über Metz in Richtung Le Puy en Velay in der Auvergne über den ältesten französischen Jakobsweg bis Saint Jean Pied de Port. Genau nach einem Monat, am 1. Juni, erreichte Lepping sein Ziel: Santiago de Compostela. Nicht ganz ohne Zwischenfälle.

Ob es am Gewicht seines Gepäcks oder einem Materialfehler lag, kann der ehemalige Polizeibeamte nicht sagen, aber seine Speichen zeigten mehrmals Brüche. Teils konnte er sie selbst wechseln, weil er vorsorglich welche mitgenommen hatte, oder er fuhr in eine Werkstatt. Zwischen drei bis sieben Stunden saß er im Sattel und 50 bis 120 Kilometer legte er täglich zurück.

Eine der heftigsten Strecken war die Pyrenäenüberquerung, aber nichts gegen den Aufstieg zum Cruz de Ferro (Eisenkreuz) in den Montes de Léon, mit 1500 Metern der höchste Punkt des französischen Jakobswegs (Camino Francés). „Seit Jahrhunderten ist es Brauch, dass Pilger an diesem Kreuz einen Stein hinlegen, als Symbol der Lebenslast, die man hier abwirft“, erklärt Lepping. So habe er es auch gemacht und gleich drei Steine abgelegt, die er von zu Hause mitgebracht hatte: für seine beiden Töchter und sich selbst.

Zwar sei die Auffahrt sehr beschwerlich gewesen, aber die Abfahrt auch nicht weniger. „Ich musste unten anhalten, weil mir die Hände und Arme weh taten vom ständigen Bremsen.“ Keine Probleme habe er mit dem Aufladen des E-Bikes gehabt, „denn an jeder Unterkunft konnte ich mit meinem eigenen Ladekabel aufladen.“

Er habe wunderschöne Landschaften gesehen, Sonne und Regen erlebt und interessante Begegnungen mit Menschen gehabt. Auch Hilfeleistungen habe er bekommen, die er nie erwartet hätte. Ihm selbst habe der Weg zumindest eins mitgegeben: „Er hat mich darin bestärkt, jeden Tag positiv zu begrüßen. Und für manche Menschen könnten sich nach einer solchen Reise neue Strukturen im Leben ergeben“.

Um seine Erlebnisse zu teilen, hat Josef Lepping über die 2544 Kilometer seiner Fahrt nun ein Buch mit dem Titel „Mein Camino mit E-Bike“ geschrieben. „Da ich mir unterwegs Notizen gemacht hatte, war die Grundlage schon da“, sagt der heute 66-Jährige. Außerdem seien verschiedene Leute auf ihn zugekommen und hätten ihn darin bestärkt, das Buch zu schreiben.

Und da man während Corona nicht viel anderes tun konnte, fing er im Dezember vergangenen Jahres damit an. Virtuell sei er den Weg so noch einmal gefahren. Nicht nur seine persönlichen Erfahrungen schildert Lepping in seinem Werk, er gibt auch touristische Hinweise, Tipps zu Übernachtungsmöglichkeiten und Fahrradwerkstätten.

Mehr als 80 Farbfotos dokumentieren lebhaft das Abenteuer der Pilgerreise. „Und da das Jahr 2021 ein heiliges Jakobsjahr ist, könnte es für viele Leser von Interesse sein“, glaubt der Pedelec-Pilger Josef Lepping.

Das Buch „Mein Camino mit E-Bike – 2544 km von Daun nach Santiago de Compostela“ von Josef Lepping ist im BoD Verlag Norderstedt erschienen und kostet 19,90 Euro. Es ist unter der ISBN: 978-3-753 443-34-8 erhältlich.

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