Kommunalpolitik Mehr als nur aus Pflichtgefühl

Immerath · Marion Divossen ist neue Ortsbürgermeisterin von Immerath. Sie wurde vom Gemeinderat gewählt und startet als Quereinsteigerin.

 Marion Divossen ist Ortsbürgermeisterin von Immerath.

Marion Divossen ist Ortsbürgermeisterin von Immerath.

Foto: TV/Angelika Koch

Sich für andere engagieren ist für die 51-Jährige schon immer ein Teil ihres Lebens gewesen: Die aus dem Oberbergischen stammende Marion Divossen war Krankenschwester. Seit 2006 lebt sie im Maardorf. „Ich habe zwischenzeitlich zwar auch in Bonn gewohnt, aber ein Kulturschock war das Leben auf dem Land trotzdem nicht. Im Gegenteil, die wunderbare Natur und die Ruhe entschädigen dafür, dass nicht alles fußläufig erreichbar ist.“

Die Vorzüge ihrer Wahlheimat vermittelt sie nun den Gästen ihrer Ferienwohnungen, die mit insgesamt 54 Betten zum Fulltimejob geworden sind. „Auf die Weise hole ich die Welt zu mir“, so Divossen. Dabei war sie mit der Firma Andalusien-Express, die sie bis März gemeinsam mit ihrem Ehemann führte, viele Jahre auch selbst oft in der Welt unterwegs, zumindest in der iberischen, um Öle, Früchte und andere spanische Leckereien in die Eifel zu importieren.

Statt der Listen mit Spezialitäten ist nun das voluminöse Kommunalbrevier ihr ständiger Begleiter. „Ich war ganz erstaunt darüber, dass man mich bei der Kommunalwahl dieses Jahres passiv in den Gemeinderat wählte, aber ich habe mich über das Vertrauen gefreut und die Wahl angenommen“, sagt Marion Divossen über die für sie selbst überraschende politische Karriere. „Da der bisherige Bürgermeister wegen beruflicher Anforderungen nicht mehr kandidierte, musste jemand anderes den ehrenamtlichen Posten übernehmen. Niemand drängte sich vor.“ Ein Phänomen, das immer mehr Dörfer teilen. Auch Divossen drängte sich nicht vor, aber gefragt wurde sie: „Du bist doch sowieso immer vor Ort, hieß es, du bekommst von uns erfahrenen Gemeinderäten auch jede denkbare Unterstützung.“

Trotzdem habe sie sich gut überlegt, ob sie dem Werben nachgeben sollte. „Schließlich ist es für mich erst mal ein fremder Arbeitsbereich, in dem der Teufel oft im Detail steckt“, hat sie Respekt vor den vielen Verordnungen, die eine Ortsbürgermeisterin kennen muss. Doch seit dem 17. Juli ist sie nun offiziell im Amt, bildet sich per Lektüre dafür fort und tauscht sich aus mit dem dem Ex-Bürgermeister.

Eine Ratssitzung musste sie bereits organisieren, Einladungen und Tagesordnung korrekt aufstellen. Und: Es geht gut, auch für sie als kommunalpolitische Quereinsteigerin. Ein Beispiel, das auch anderen Mut machen kann. Es ist für sie mehr als nur ein Ehrenamt aus Pflichtgefühl, weil es sonst niemand macht. „Für mich hat die Sache durchaus Faszination. So kann ich viel dafür tun, dass in Immerath ein gutes Miteinander gelebt wird, und zum Beispiel auch dafür, dass die Jugend noch besser eingebunden wird.“

Das sind zwei Herzensanliegen der parteipolitisch ungebundenen Bürgermeisterin. Große neue Projekte stehen für sie zunächst nicht an. „Ich arbeite mich ein und habe viel Unterstützung, etwa vom Gemeindearbeiter, welcher die öffentlichen Anlagen wie den Parcours der Sinne pflegt, oder von den Vereinen, die selbstständig die Feste des Dorfes organisieren.“ Es gehe erst mal darum, den guten Bestand zu pflegen, darüber hinaus sei vieles schon auf den Weg gebracht worden: Die Glasfaseranbindung ist da, das Gemeindehaus wurde erneuert, eine neue Brücke am Maar wurde gebaut, es gibt Platz für die Neuansiedlung junger Familien.

„Aber es kommen sicher noch spannende neue Projekte auf Immerath zu“, ist Marion Divossen überzeugt, dass es im 251-Einwohner-Dorf nie langweilig wird. Und sollte es doch Freizeit vom Ehrenamt geben: Lesen und in der Natur sein sind für sie ein Stück private Lebensqualität, die auch eine Bürgermeisterin braucht.

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