Marode Hochbrücke muss einem Neubau weichen

Gerolstein · Die Hochbrücke in Gerolstein wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt - voraussichtlich 2017/2018. Hintergrund ist eine europäische Richtlinie, nach der Brücken künftig 25 Prozent mehr Lasten aufnehmen müssen. Diese Vorgabe erfüllt das sanierungsbedürftige Bauwerk aber nicht mehr.

Gerolstein. "Die Brücke ist nicht einsturzgefährdet, aber in einem schlechten Zustand. Wir geben ihr die Note 3,4 - wohlgemerkt auf einer Skala von 1 bis 4. Also mangelhaft bis ungenügend." Mit diesen Worten beschreibt Oliver Arimond, Brückenexperte beim Landesbetrieb Mobilität (LBM) Gerolstein, den Zustand der Hochbrücke in Gerolstein, die die Bundesstraße 410 zwischen Kelberg und Prüm über die Kyll und die Bahngleise in Gerolstein führt. Sie wird täglich von knapp 16 000 Fahrzeugen befahren (darunter rund 1000 LKW) und ist somit ein bedeutendes Verkehrsnadelöhr in der Region.
Der Zustand führt aber nicht dazu, dass es durch einen Neubau ersetzt wird, "denn dafür ist im Bundesfernwegeplan kein Geld eingestellt", sagt Arimond. Auch die Unfallgefahr ist nicht ausschlaggebend. Und das, obwohl bekannt ist, dass es wegen der engen Kurven vor allem beim Begegnungsverkehr mit LKW oft zu Rückstaus und kritischen Situationen kommt. Brenzlig wird es auch oft, wenn die Schülerscharen morgens und mittags zwischen dem Bahnhof und den Schulen über die Hochbrücke pendeln. "Grund für die Planung eines Neubaus ist eine europäische Richtlinie, nach der Brücken künftig 25 Prozent mehr Lasten aufnehmen müssen. Das schafft sie Brücke aber nicht, da schon jetzt ihre Tragfähigkeit kritisch ist." Deshalb sei bereits vor geraumer Zeit eine Begrenzung vorgenommen worden, die vorgibt, dass LKW einen Mindestabstand von 70 Metern zum Vordermann beim Befahren der Brücke einhalten müssen - worauf mit Schildern hingewiesen wird. "Nur hält sich keiner daran", weiß Arimond.
Reparatur zu teuer


Weshalb nun ein Abriss samt Neubau angestrebt wird, sagt LBM-Abteilungsleiter Helmut Bell: "Eine Reparatur ist wirtschaftlich nicht zu vertreten." Und: Mit dem Neubau soll auch der Verkehrsfluss auf dem Nadelöhr verbessert werden. Dazu haben sich die Planer gleich eine Reihe von Neuerungen überlegt: Die Ampelkreuzungen an der Postbrücke und der Einmündung der Raderstraße sollen durch Kreisverkehre ersetzt werden. Fahrbahnteiler sollen den Fußgängern das Überqueren der Straße erleichtern, ein drei Meter breiter Fuß- und Radweg über die Brücke installiert, die Fahrbahn auf der Brücke von derzeit sechs auf acht Meter verbreitert und die Brücke neu ausgerichtet werden, um das Befahren zu erleichtern. Auch die marode Bahnhofstraße soll im Zuge des Neubaus erneuert werden.
Bell: "Dadurch, dass beide Ampelkreuzungen wegfallen, wird sich der Verkehrsfluss in Gerolstein stark verbessern." Wehrmutstropfen ist, dass für den Kreisverkehr an der Einmündung der Raderstraße ein gutes Stück des Kirmesplatzes genutzt werden muss, wodurch etliche Parkplätze wegfallen. Zwischen Volksbank-Kreisel und Bahngleisen könnten aber neue Parkplätze entstehen, so der LBM-Vorschlag.
Die Planer kalkulieren derzeit mit Baukosten von rund fünf Millionen Euro, die zum überwiegenden Teil der Bund übernehme. Das meiste Kopfzerbrechen bereitet ihnen aber die Bauzeit, die mit zwei Jahren veranschlagt ist, sowie die damit einhergehenden Verkehrsbehinderungen. So sagt Arimond: "Allein mit den Fragen, wie wir den überörtlichen Verkehr umleiten und den innerörtlichen Verkehr lenken, haben wir riesige Aufgaben vor uns. Da wird es sicherlich einige geben, die nicht froh sein werden mit uns. Aber irgendwann hätten wir die Brücke ohnehin schließen müssen." Ob die Stadt Gerolstein den Planungen zustimmt, wird der Stadtrat laut Ankündigung von Stadtbürgermeister Bernd May (parteilos) in seiner ersten Sitzung im kommenden Jahr entscheiden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort