Mehr als nur Astronomie auf dem Hohen List

Schalkenmehren/Daun · Im ehemaligen Observatorium auf dem Hohen List bei Schalkenmehren soll künftig nicht mehr nur die Astronomie Gäste anziehen. Mehrere Künstler sind bereit, dort Ateliers zu mieten. Von großen Plänen wie ein Besucherzentrum hat man sich mangels Investoren vorerst verabschiedet.

Schalkenmehren/Daun. Wie die Zukunft des Observatoriums Hoher List bei Schalkenmehren aussehen könnte, darüber haben sich schon viele den Kopf zerbrochen. Und das bereits, bevor die Universität Bonn ihre Einrichtung vor drei Jahren für die wissenschaftliche Arbeit aufgegeben hat. Das bundesweit tätige Beratungsunternehmen Drees und Sommer (Hauptsitz Stuttgart) hat im Auftrag der Verbandsgemeinde (VG) Daun die Sternwarte untersucht. Besondere Lage, besondere Atmosphäre, besondere Umgebung: Angesiedelt auf dem 550 Meter hohen Hohen List, die markanten Kuppeln als Blickfang, die Nähe zu den Maaren und dem Eifelsteig - es gibt vieles, was an positiven Dingen in die Waagschale geworfen werden kann. Und doch ist die im Herbst für das Beratungsunternehmen noch vorstellbare große Lösung (von einem Investitionsvolumen von mehr als acht Millionen Euro war die Rede) erst mal vom Tisch.
Einen Hauptinvestor zu finden, sei "unwahrscheinlich", ein großes Besucherzentrum "nicht in Sicht", verkündeten die Experten bei der Vorstellung ihrer Ergebnisse. Immerhin: Die Gebäude sind durchweg gut in Schuss, die Kosten für eine "angemessene Sanierung" werden auf etwas mehr als 200 000 Euro geschätzt.
Aber wie das spezielle Ensemble erhalten und noch mehr bieten als die bewährten und beliebten Vorträge und Führungen der Astronomischen Vereinigung Vulkaneifel (AVV)? Klar ist: Vor allem anderen muss verlässlich geregelt werden, ob eine längerfristige Nutzung von Gebäuden möglich ist.
Derzeit sieht die Situation so aus: Die Einrichtung gehört dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes Nordrhein-Westfalen, Mieterin ist nach wie vor die Uni Bonn, obwohl sie die Sternwarte nicht mehr nutzt. Die AVV hat eine Kuppel von der Uni gemietet, aber jeweils nur für ein Jahr. Die vielen offenen Fragen sollen mit dem NRW-Landesbetrieb geklärt werden. Neben der Astronomie könnten Kunst und Kultur weitere Standbeine werden. Zu den Empfehlungen des Beratungsunternehmens gehört, dass zunächst einige Räume des Observatoriums als Ateliers an Künstler vermietet werden. Fünf haben bereits Interesse bekundet, und eine weitere Vermarktung ist möglich, erklärte Kunstschreiner Ludwin Sartoris in der Ausschusssitzung. Allerdings warnte er vor zu hohen Erwartungen: "Ohne eine gewisse Anlaufzeit geht es nicht."
Verläuft der vom Beratungsunternehmen so genannte "Testbetrieb" mit der Konzentration auf Kunst, Kultur und Astronomie erfolgreich, können sich die Experten vorstellen, dass ein Neubau auf dem Gelände oberhalb des Schalkenmehrener Maars entstehen könnte, beispielsweise für ein Gästehaus. Die Gesamtkosten werden auf bis zu 4,2 Millionen Euro geschätzt. Sie sollen von privaten Investoren und Stiftungen finanziert werden. sts
Meinung

Noch viele hohe Hürden
Auch wenn die Fachleute des von der VG beauftragten Beratungsunternehmens ihre Erwartungen und Ziele deutlich niedriger gehängt haben: Es gibt noch reichlich hohe Hürden zu überspringen für eine langfristige erfolgreiche Nutzung der Sternwarte. Auf jeden Fall darf die VG Daun nicht länger allein gelassen werden mit der Frage, wie es auf dem Hohen List weitergeht. Wer diesen speziellen Ort erhalten will, muss mit ins Boot, und das nicht nur ideell, sondern vor allem finanziell. Wobei auch das schwierig wird: Bei Land und Kreis ist wohl kaum etwas zu holen, von der Ortsgemeinde Schalkenmehren gar nicht zu reden. Klar ist aber: Ohne staatliche Unterstützung wird es nicht gehen. s.sartoris@volksfreund.deExtra

Ein Dauner Geologe hatte die Astronomen der Universität Bonn Anfang der 1950er Jahre auf den Hohen List als Standort für eine Sternwarte aufmerksam gemacht. Baubeginn war 1952. Zunächst entstanden das Hauptgebäude und drei Kuppeln. Der Erweiterungsbau und zwei weitere Kuppeln mit einem Durchmesser von acht Metern folgten 1964. Die Gebäude gehören dem Land Nordrhein-Westfalen und stehen seit 2013 unter Denkmalschutz. sts

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