Mehr als nur den Fuß in der Tür

WIESBAUM. Die Firma Vulkan-Technic strebt auf den Biotechnologie-Markt. Starthilfe soll ein Gerät zur rascheren Therapie-Diagnose bei Hautkrebs leisten.

46 Fähnchen auf der Weltkarte im Besprechungsraum zeigen, wo die Firma überall mit von der Partie ist. Ein medizinisches Gerät zur schnelleren Therapie-Diagnose bei Hautkrebs und anderen Hautkrankheiten soll dafür sorgen, dass die Mitarbeiter noch viele kleine Löcher in die Karte stechen müssen. Für die Firma Vulkan-Technic im Wiesbaumer Gewerbegebiet ist der Medizin- und Biotechnologiemarkt noch Neuland. Die Spezialmaschinenbauer waren bis 2001 vornehmlich in der Automobilindustrie aktiv. 30 Geräte in der Fertigung

Für den Kurswechsel ist nach Aussage von Edgar Caspers und Arno Koeb, geschäftsführende Gesellschafter von Vulkan-Technic, die Kölner Biotech-Firma "memorec" verantwortlich. "Sie suchten 2001 ein Unternehmen, das mit ihnen zusammen Biotech-Entwicklungen macht. Sie hielten Ausschau nach einem Partner aus der Automobilindustrie, da hier Neu-Entwicklungen binnen eines Jahres die Regel sein müssen." Die Chemie zwischen beiden Firmen habe sofort gestimmt, die Kooperation zwischen Köln und Wiesbaum war perfekt. Konkret ging es um den Bau einer so genannten "Hybridisierungs-Station". Mit ihr kann die richtige Therapie für die verschiedenen Hautkrebsarten ausgemacht werden. Wie das geht? Mit der Hybridisierung, also der Paarung zweier zueinander passender DNS-Einzelstränge in kranken und gesunden Hautzellen lässt sich feststellen, welches Segment im Genom (die Gesamtheit der DNS einer Zelle) nicht mehr funktioniert. Mit ihr kann der Unterschied zwischen kranken und gesunden Genen in den Zellen sichtbar gemacht werden. "Es gibt weltweit vier Hersteller solcher Hybridisierungs-Stationen", sagt Caspers, der in Gerolstein geboren wurde. "Das Patent in unserem System liegt darin, dass die Hybridisierungs-Zeit nur sechs Stunden beträgt, und nicht bis zu 32 Stunden wie bei den anderen Systemen." Damit lägen Forschungsergebnisse schneller vor, außerdem sei das Qualitätsergebnis höher. Bislang kommt das Gerät, dessen Entwicklung die Belegschaft der Firma laut Caspers eineinhalb Jahre auf Trab hielt, in der Forschung zum Einsatz. Die Uni-Kliniken Köln, Bonn, Aachen und Hannover oder die Charité Berlin sind mit im Boot, insgesamt zwölf Geräte stehen weltweit in Laboren. Weitere 30 sind in der Fertigung. Die Weiterentwicklung des Geräts zum Einsatz in der täglichen Praxis wird laut Caspers nochmals zwei Jahre in Anspruch nehmen. Einen Aufwand, den die Vulkan-Technic gerne in Kauf nehmen wird, wenn ein Investor gefunden wird, der für die Finanzierung sorgt. Denn der 37-Jährige bekennt: "Wir haben damit mehr als einen Fuß in der Tür im Biotech-Bereich. Die Gewinnspannen sind größer als im Automobilbereich. Deshalb werden wir Gas geben."

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