Mehr Ersthelfer im Kreis wollen Leben retten
Gerolstein/Hillesheim · Sie sind schon da, wenn der Rettungsdienst noch nicht am Unfallort angekommen ist: die Ersthelfer, auch First Responder genannt. 68 Menschen sind schon im Kreis Vulkaneifel aktiv, immer mehr Gemeinden engagieren sich.
Gerolstein/Hillesheim. Bei einem Notruf zählt jede Minute. Versagt das Herz eines Menschen, treten schon nach drei Minuten erste Hirnschäden auf, nach fünf Minuten sind sie irreparabel. Die Überlebenschancen sinken alle 60 Sekunden um zehn Prozent. Um in den entscheidenden ersten Minuten nach einem Zusammenbruch zu handeln, gibt es Ersthelfer. Diese sogenannten First Responder des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) überbrücken die Zeit, bis der Rettungswagen eintrifft. "Wir hatten da wirklich schon alles", sagt Sascha Singh vom DRK-Kreisverband Vulkaneifel. Bewusstlose Menschen und Schlaganfälle sind besonders häufig. 180 Einsätze haben die First Responder pro Jahr, Tendenz steigend.
"Die Ausbildung ist zeitaufwendig. Hut ab, vor allen, die das machen", sagt Singh. Die nächste Schulung beginnt im September. Wichtig sei nicht nur die Vorbereitung der Helfer, sondern auch die Notfallnachsorge: "Die erleben schreckliche Situationen", erzählt Singh. "Vor dem Einsatz sind sie immer nervös, weil sie nicht wissen, was sie erwartet. Die meisten denken nur: Hoffentlich sind keine Kinder dabei."Gefühle machen Arbeit schwerer
Während des Einsatzes schalten die Ersthelfer ab und handeln nach Schema, Gefühle behindern nur die Arbeit. Gerade in der Eifel ist das eine besondere Herausforderung: "Wir kennen uns alle und leben zusammen."
Mittlerweile gibt es im Kreis 68 Menschen, die als Ersthelfer geschult sind. Seit dem Startschuss im April 2010 ist die Verbandsgemeinde (VG) Daun Vorreiter, fast alle Ortsgemeinden sind mit Helfern abgedeckt. In der VG Gerolstein zog die Gemeinde Duppach Ende 2011 nach: 15 Frauen und Männer sind aktiv, inklusive Ortsbürgermeister Gottfried Wawers. Neu hinzugekommen sind vier First Responder im Gerolsteiner Stadtteil Lissingen. Und auch die VG Hillesheim nimmt das Projekt in Angriff und ist mit je einem Helfer in Oberehe-Stroh eich und Wiesbaum gestartet.
"Wir sind stolz, dass wir so viele First Responder haben", sagt Singh. Nur die VG Obere Kyll hat kein Interesse. In der VG Kelberg kümmert sich ein Helfer aus Mannebach um drei Gemeinden. Die Kosten für das Ersthelfersystem tragen die Verbandsgemeinden. Jeder Ort, der sich engagiert, braucht einen Notfallrucksack mit Defibrillator, der knapp 2000 Euro kostet. In der VG Daun wurden bisher 150 000 Euro investiert. Schulung und Weiterbildung übernimmt das DRK.
Der Bedarf an Ersthelfern wächst: "Wir haben jedes Jahr zwischen sieben und zehn Prozent mehr Einsätze." Bei über 13 000 DRK-Rettungseinsätzen im Jahr (siehe Extra) hofft Singh auf noch mehr Menschen, die helfen, Leben zu retten.
Die nächste Ausbildung zum First Responder startet im September. Für Menschen ohne fachliche Vorkenntnisse wird eine Sanitätsausbildung angeboten. Termine sind ganztags an den Wochenenden 14./15., 21./22. und 28./29. September. Die Schulung zum First Responder folgt von 8. bis 10. November.
Für die Teilnehmer entstehen keine Kosten. Kontakt beim DRK-Kreisverband: Sascha Singh, Telefon 06592/95000, E-Mail: s.singh@vulkaneifel.drk.deExtra
Der DRK Rettungsdienst Eifel-Mosel-Hunsrück betreibt zehn Rettungswachen in den Landkreisen Vulkaneifel und Bernkastel-Wittlich. Im Jahr 2012 waren 300 haupt- und nebenamtliche Mitarbeiter beschäftigt. In der Vulkaneifel unterhält das DRK Wachen in Daun, Gerolstein, Jünkerath und Kelberg; an den Standorten Daun und Gerolstein werden dreijährige Ausbildungen zum Rettungsassistenten angeboten. Insgesamt zählte der DRK Rettungsdienst 2012 35 874 Einsätze (98 Einsätze am Tag), das sind zwei Prozent mehr als 2011. In der Vulkaneifel gab es 13 438 Einsätze, in 1652 Fällen mit Notarzt. Die Fahrzeuge legten hier insgesamt über 500 000 Kilometer zurück. maf
