Mehr Investitionen für Kinder und Senioren

Gerolstein · Die Verbandsgemeinde Gerolstein schrumpft - und das nicht erst seit gestern. Um dem Bevölkerungsrückgang entgegenzuwirken, investiert die Stadt in Bildung, altersgerechtes Wohnen und wird demnächst eine Studie zur Gebäudenutzung in der Stadt und den Ortsgemeinden durchführen.

Gerolstein. Weniger Menschen, dafür mehr Ältere, die sich zum Teil nur schwer fortbewegen können, das ist eine Folge des gesellschaftlichen Wandels. Eine, die auch die Verbandsgemeinde (VG) Gerolstein trifft. Seit 2003 nimmt die Einwohnerzahl kontinuierlich ab. Richtig gut dagegen ging es der Verbandsgemeinde von 1992 bis 2002. In diesem Zeitraum ist sie stetig gewachsen. Diesen Trend gab es deutschlandweit durch den Zuzug von Migranten. Aktuell sind über 58 Prozent der Bevölkerung zwischen 35 und 80 Jahren alt. In der gesamten Verbandsgemeinde schrumpft die Bevölkerung, während es in Daun oder Kelberg Ortsgemeinden gibt, deren Einwohnerzahl konstant bleibt oder sogar wächst. Gewinner sind im Gerolsteiner Land diejenigen, die am wenigsten Einwohner verloren haben, so wie die Doppelgemeinde Kalenborn-Scheuern.
Die Zahl, die wächst, ist die der älteren Einwohner, deshalb wird am Stadtstandort Gerolsteiner Brunnen 2013 eine Anlage für altersgerechtes und gesundes Wohnen entstehen. Das heißt: "Eine Kombination aus öffentlicher Nutzung - also Geschäfte - und Wohnen", erklärt Verbandsgemeindebürgermeister Matthias Pauly (CDU). Über die Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft haben sich die Verantwortlichen in der VG schon frühzeitig Gedanken gemacht. So hat Gerolstein bereits von 1989 bis 1992 am Bundesforschungsprogramm für experimentellen Wohnungs- und Städtebau teilgenommen. Thema der Untersuchung: "Ältere Menschen und ihr Wohnquartier". Im Rahmen dieses Projektes wurde auch die alte Schule zum Seniorenzentrum St. Josef umgebaut. Mit dem Maternus Stift (118 Plätze), dem Stift Sankt Christophorus (50), den Lebenshilfe Wohngemeinschaften (147) und dem Seniorenzentrum St. Josef, sei Gerolstein auch bisher gut ausgestattet gewesen, so Pauly.
Die jetzige Altersstruktur wirkt sich wiederum auf die Wohnhäuser aus. "Wir haben zwischen 25 und 30 Prozent Bausubstanz in den Dörfern, die nicht mehr genutzt werden. Die Dorfkerne sind besonders betroffen", sagt Pauly. Mit einem Projekt, dass von der EU gefördert wird, will sich die VG um die Dorfinnenentwicklung kümmern. Die vorhandenen Häuser sollen nach Möglichkeit umgebaut werden, damit man sie anders nutzen kann. Nur im Extremfall denkt Pauly an Abriss.
Die Verbandsgemeinde Gerolstein geht nicht nur speziell auf ältere Menschen ein. Sie investiert auch in das Schulangebot und baut in der Raderstraße einen neuen Kindergarten, um junge Menschen zu halten, erklärt Pauly. Er verweist dabei auf die Realschule Plus, vor allem aber auf die Berufsbildende Schule und die Berufsoberschule. Darüber hinaus habe Gerolstein auch einen Antrag als Träger eines beruflichen Gymnasiums für Wirtschaft und Technik gestellt.
Der Versuch, Familien durch ein entsprechendes Schulangebot zu halten, ist in Gerolstein übrigens keineswegs neu. Schon 1909 stellte die Stadt einen Antrag für eine höhere Knabenschule, um die Kinder der Post- und Bahnbeschäftigten weiterbilden zu können.

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