"Meine Familie fehlt mir sehr"
39 Soldaten der Eifelkaserne in Gerolstein haben vor wenigen Tagen ihren Einsatz in Afghanistan angetreten. Voraussichtlich vier Monate werden die Frauen und Männer dort die Fernmeldestation betreuen. Mit dabei ist Oberleutnant P. Der TV hat mit ihm vor seiner Abreise gesprochen.
Gerolstein/Mazar-E-Sharif. Oberleutnant P. sieht entspannt aus. Und das, obwohl der 30-Jährige vor einem schwierigen Einsatz steht. Nach dem Gesprächstermin mit dem Trierischen Volksfreund bleiben dem jungen Soldaten nur noch wenige Stunden - dann geht es für ihn und die 38 anderen Soldaten seiner Truppe nach Afghanistan. In Mazar-E-Sharif werden sie die Fernmeldestation übernehmen und für die Kommunikation vom Feldlager in die Heimat zuständig sein.
Für den 30-jährigen Oberleutnant, der aus Halle an der Saale stammt, ist der bevorstehende Auslandseinsatz kein Neuland. In den zehn Dienstjahren bei der Bundeswehr war er bereits zweimal in Krisengebieten. Zur Jahrtausendwende war er für sechs Monate im Kosovo eingesetzt. 2005 hat er drei Monate als Soldat in Bosnien verbracht. "Trotzdem ist jeder Einsatz anders", sagt er. Eines sei aber bei jedem Aufenthalt im Krisengebiet gleich: "Es ist sehr spartanisch." Untergebracht in Mehrbettzimmern in der aufgebauten Container-Anlage müssen die Soldaten mit wenig Komfort und Platz auskommen.
Freizeit gibt es für die Soldaten während des Einsatzes nur wenig. "Eigentlich ist man ja die ganze Zeit dort im Dienst", sagt der Oberleutnant, der an der Universität der Bundeswehr Politikwissenschaften studiert hat. Die dritte Kompanie der Gerolsteiner Eifelkaserne wird hauptsächlich im Feldlager selbst arbeiten. Nur bei Sondereinsätzen seien die Gerolsteiner Kameraden außerhalb des Lagers unterwegs. Trotzdem begleitet die Gerolsteiner Soldaten nicht weniger Angst. "Wir sehen dort ja auch die anderen Kameraden, die zu Außeneinsätzen fahren. Wenn man dann einen von ihnen sieht, der draußen schwer verletzt wurde, belastet einen das schon sehr", sagt der Soldat.
"Zu der ständigen Bedrohungslage kommt dann auch die fehlende Familie", sagt Oberleutnant P. Er lebe zwar als Single in Lissingen, aber seine Familie und seine Freunde in der Heimat werde er während der vier Monate vermissen. Auch seine Wahl-Heimat in der Eifel wird dem 30-Jährigen fehlen. "Hier ist alles so schön grün. In Afghanistan erwartet uns nur eine gelblich-braune Landschaft." Um sich von den Gefahren und dem Heimweh abzulenken, helfe bei ihm nur eines: "Sport. Dabei kann ich am Besten den Stress abbauen."
Den fehlenden Kontakt mit den Freunden und Verwandten ersetzen die Soldaten während des Einsatzes oft durch intensive Gespräche mit den Kollegen. Um den Kontakt nach Hause beizubehalten, greift Oberleutnant P. während seines Auslandseinsatzes auf ein altes Kommunikationsmittel zurück. "Ich werde meiner Familie und meinen Freunden Briefe schreiben. Das hat eine andere Qualität als ein Telefonat und E-Mails, und man hat etwas in der Hand", sagt er. Wenn alles nach Plan läuft, wird Oberleutnant P. seine Familie in rund vier Monaten wiedersehen können. "Weihnachten feiere ich auf jeden Fall zuhause," sagt er.
Um die Angehörigen des Soldaten zu schützen, hat sich der TV dazu verpflichtet, den Namen des Gesprächspartners nicht zu nennen. Dieser Auflage der Bundeswehr haben wir zugestimmt, weil wir unseren Lesern diese Geschichte nicht vorenthalten möchten. Extra In der Gerolsteiner Eifelkaserne, in der das Führungsunterstützungsbataillon 281 beheimatet ist, sind rund 850 Männer und Frauen beschäftigt. Jährlich gehen von dort bis zu 120 Soldaten in einen Auslandseinsatz. Im Jahr 2009 waren es 116. Dabei haben sie in Krisengebieten in Afghanistan, Bosnien und im Kosovo gearbeitet. (as)