Meist zu schnell oder betrunken

BITBURG/GEROLSTEIN/DAUN. (red/har/mh) Keine Altersgruppe ist so häufig in Unfälle verwickelt, wie die 18- bis 25-Jährigen. In der Eifel ist der Anteil von jungen Verkehrsteilnehmer besonders hoch. Ein Fahrsimulator soll die jungen Menschen für die Gefahren sensibilisieren.

Nasse Fahrbahn, etwas zu schnell und schon ist es passiert: Ein Autofahrer gerät mit seinem PKW ins Schleudern, verliert die Kontrolle über das Fahrzeug, kommt von der Fahrbahn ab und überschlägt sich. Er wird im Fahrzeug eingeklemmt und schwer verletzt. Seine beiden Mitfahrer erleiden ebenso schwere Verletzungen. Ein Mitfahrer ist nicht angeschnallt und wird aus dem Fahrzeug geschleudert. Er stirbt noch an der Unfallstelle. Nur ein Beispiel, doch so geschieht es gleich mehrfach pro Jahr auf Eifeler Straßen.Statistik enthüllt Dramatik der Situation

"Die Zahl der Unfälle, an denen junge Fahrer beteiligt sind, ist über die Jahre gesehen konstant hoch", sagt Polizei-Hauptkommissar Klaus Schnarrbach von der Polizei-Inspektion Bitburg. Dies gelte nicht nur für den Bereich der Polizei-Inspektion Bitburg, sondern für die gesamte Eifel. Das bestätigt auch Horst Krämer von der Polizei Daun, der sich seit Jahren um die Verkehrserziehung von Heranwachsenden und Fahranfängern kümmert. Er sagt: "Die Trends der vergangenen Jahre bestätigen sich."Wie dramatisch die Situation in der Eifel ist, zeigt ein Blick in die Verkehrsunfall-Statistik. Der Anteil der jungen Fahrer beträgt rund acht Prozent an der Gesamtbevölkerung. Im ländlichen Raum sind junge Fahrer jedoch überproportional oft in Unfälle verwickelt.18- bis 25-Jährige waren im Jahr 2002 an 32,7 Prozent der insgesamt 2513 Unfälle im Altkreis Bitburg beteiligt. Im Kreis Daun waren es 29 Prozent der insgesamt rund 1900 Unfälle. Der Bundesdurchschnitt für diese Altersgruppe liegt bei rund 25 Prozent.Für 2003 sehen die Zahlen nicht besser aus. 38,4 Prozent der bei Unfällen schwer Verletzten im Altkreis Bitburg waren junge Fahrer. Bei den leicht Verletzten sind es 41,6 Prozent. Noch gravierender ist der Anteil junger Menschen bei Toten im Straßenverkehr. Neun Menschen starben im vergangenen Jahr auf den Straßen des Altkreises. Drei von ihnen waren jünger als 26 Jahre.Für den Kreis Daun darf Krämer - vor der Ministererlaubnis - noch keine 2003er-Zahlen nennen. Er sagt lediglich: "Insgesamt liegen die Zahlen im Raum Bitburg etwas höher als bei uns, weil es dort mit der B 50 und B 51 mehr offenkundige Gefahrenstellen gibt."Die Ursachen für die schweren Unfälle: zu schnelles Fahren, riskante Überholmanöver, Alkohol- und Drogengenuss, Vorfahrtmissachtung. Die Gründe für das riskante Verhalten sind vielfältig: geringe Fahrpraxis, erhöhte Risikobereitschaft, die Einstellung zum Auto, das Bedürfnis nach dem Kick, der Wunsch, sich und das Fahrzeug zu erproben, an Leistungsgrenzen zu gehen, mangelnde Konzentration wegen des ausgelassenen Verhaltens in der Gruppe, Imponiergehabe, der Drang, sich zu beweisen, überlaute Musik. Und Verkehrsexperte Krämer macht auf einen weiteren wichtigen Punkt aufmerksam: "In der Eifel sind überproportional viele junge Leute an Unfällen beteiligt, weil sie hier auch auf das Auto angewiesen sind. In der Stadt setzen sich die jungen Leute in den Bus, um zur Disko zu fahren."Simulator stellt Gefahrensituationen nach

Um den hohen Anteil junger Menschen an Unfällen zu verkleinern, wird bis Donnerstag, 22. Januar, ein Verkehrssimulator im Bereich der Polizei-Inspektion Bitburg eingesetzt. Am Simulator werden die besonderen Gefahren bewusst und erlebbar gemacht.Der Simulator wird an verschiedenen Stellen eingesetzt. Am Montag, 12. Januar, ist er am Gymnasium in Biesdorf; Dienstag, 13. Januar, Schulzentrum Neuerburg; 14./15. und 16. Januar, Kreissparkasse Bitburg-Prüm in Bitburg; Donnerstag, 15. Januar, ab 18 Uhr in der Fahrschule Reiter in Körperich; 19. bis 22. Januar an der Theobald-Simon-Berufsschule in Bitburg. Anschließend macht der Simulator Station im Altkreis Prüm.Im Kreis Daun soll die Pilotveranstaltung vom Herbst 2003 an der Berufsbildenden Schule Gerolstein sowohl im Mai als auch im Herbst wiederhollt werden (Krämer: "Das ist super angekommen.") Zudem will er auch die Dauner Gymnasien für die Aktion gewinnen. Konkrete Termine liegen aber noch nicht vor. Nicht nur die betroffenen Jungen Fahrer sind eingeladen, sich einmal zu testen und mit den Beamten zu diskutieren, sondern alle Autofahrer sind angesprochen, das Angebot anzunehmen."Je mehr Verkehrsteilnehmern wir die besondere Gefährdung der Fahranfänger bewusst machen können, desto größer ist die Chance, die Unfallzahlen zu senken. Denn jeder Autofahrer kann als Multiplikator dienen, um den Betroffenen die Gefährdung bewusst zu machen", sagt Polizei-Hauptkommissar Klaus Schnarrbach.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort