Meistens Männer

DAUN. Fahrerflucht ist kein Kavaliersdelikt. Das hat jetzt ein 72-Jähriger vor dem Dauner Amtsgericht erfahren. Weil er nach einer Karambolage wegfuhr, muss er 750 Euro Strafe zahlen. Jede Woche werden bei der Polizeiinspektion (PI) Daun etwa fünf Unfallfluchten registriert.

"Flucht ist nicht mein Ding. Es tut mir Leid, dass alles so gekommen ist", sagte der pensionierte Frisörmeister vor Gericht. Im Frühjahr hielt er sich mit seiner Frau zu einem Kurzurlaub in Daun auf. Quartier hatten sie in einem Appartementhaus bezogen. "Weil es regnete und meine Frau dringend auf Toilette musste, bin ich die Stichstraße bis zum Eingang gefahren", erklärte der Rentner aus Nordrhein-Westfalen. Beim Rückwärtsfahren stieß er mit seinem Mercedes gegen einen geparkten Nissan. "Ohne sich um den Schaden zu kümmern, haben Sie Ihr Auto 40 Meter weiter auf dem Parkplatz abgestellt", warf ihm Staatsanwalt Norbert Herz vor. Pech für den Angeklagten: Augenzeugen hatten die Polizei informiert, die sofort anrückte. Richter Hans Schrot sagte: "Böse Absicht hin oder her: Entfernen vom Unfallort ist Fahrerflucht." Verteidiger Jürgen Verheul plädierte für die Einstellung des Verfahrens, weil "keine Verdeckungsabsicht" vorgelegen habe. Darauf ließ Staatsanwalt Herz sich nicht ein. Er sagte: "Ich bestehe auf der Geldstrafe, die sechs Punkte in Flensburg bedeuten. Er hätte vor Ort bleiben müssen" - auch wenn die Versicherung den Schaden von 1100 Euro anstandslos beglichen habe. Richter Schrot sagte: "Die Geldstrafe von 750 Euro bewegt sich im unteren Rahmen." Einzig beim einmonatigen Führerschein-Entzug ließ das Gericht mit sich reden: "Mit Blick auf sein Alter, damit er mobil bleibt." Anders als bei diesem Prozess, wo Augenzeugen für einen klaren Sachverhalt sorgten, stößt die Polizei bei der Aufarbeitung von Fahrerfluchten oft auf viele Hürden. Immerhin suchen bei rund fünf Unfällen pro Woche im PI-Daun-Bezirk die Verursacher das Weite. Polizeioberkommissar Horst Krämer erklärt: "Oft ist es schwierig, Augenzeugen zu finden." Obwohl nicht immer auf deren Erinnerungsvermögen Verlass ist, baut die Polizei dennoch auf die Mithilfe aus der Bevölkerung. Jede Information ist wichtig, um die Aufklärungsrate von rund 45 Prozent zu steigern. Krämer: "Es hilft uns schon, wenn wir nur Teilinformationen übers Kennzeichen bekommen." Die rasche Beseitigung der Unfallschäden ist für die Polizei ein Nachteil. Sie können, wenn sie ein verdächtiges Fahrzeug finden, kaum mehr Spuren festmachen. "Nachfragen in den Werkstätten bringen auch kaum was, denn die Unfallflüchtigen sagen da ja nicht, woher der Schaden stammt", erklärt er. Die mehr als 200 Unfallflüchtigen stammen aus allen Altersklassen. Allerdings ist bemerkenswert, dass drei Viertel aller ermittelten Verursacher Männer sind. Nicht immer sind es "Missgeschicke" auf Parkplätzen, auch nach Unfällen auf Straßen flüchten Autofahrer. Leider gibt die Polizeistatistik nicht her, ob und welche Plätze im Kreisgebiet in punkto Fahrerflucht am gefährlichsten sind. Auch können anhand der Statistik keine Angaben darüber gemacht werden, ob mehr auswärtige oder einheimische Autofahrer oder Fahrer "von dicken oder normalen Autos" sich davon machen. Bemerkenswert, dass sogar Personenschäden jährlich rund 20 Autofahrer nicht davon abhalten, das Weite zu suchen. Alkohol spielt bei den ermittelten Verursachern nicht die Hauptrolle fürs Fliehen. Im laufenden Jahr war das nachweislich nur bei acht von 93 der Fall.

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