Millionen für heimische Banken

"Die Einlagen der Kunden sind zu 100 Prozent sicher", heißt es unisono aus den regionalen Geldinstituten, die derzeit enorme Zuwächse an Kundengeldern verzeichnen. Bei der Kreissparkasse Vulkaneifel wird die Entwicklung dadurch getrübt, dass sie Geld bei Lehman angelegt hat, das derzeit auf Eis liegt.

Daun/Gerolstein. Die brisanteste Auskunft zu Beginn: "Wir haben einen geringen Teil unserer überschüssigen Liquidität in Anleihen auf die Lehman-Holding angelegt. Derzeit sind diese Gelder eingefroren", sagt Dieter Grau, Direktor des Kreissparkasse Vulkaneifel, auf TV-Anfrage. Laut Grau handelt es sich "nur um eine homöopathische Dosis", wie viel es genau ist, wollte er nicht sagen. Der Banker ist aber davon überzeugt, dass "wir das Geld zurückbekommen, wenn die Bank wieder am Markt ist". Falls nicht, "wird sich das auch nicht groß bei uns niederschlagen". An Kunden seien solche Papiere nicht verkauft worden.

"Kundengelder sind absolut sicher"



Der Sparkassen-Direktor betont jedoch: "Die Einlagen unserer Kunden sind zu 100 Prozent sicher. Kein Kunde wird Geld, das bei uns liegt, verlieren. Egal, in welcher Höhe." Das garantiere das Sicherungssystem der Sparkassen-Organisation, durch das auch das Überleben der Sparkasse gesichert sei. Durch die Finanzkrise hat die KSK Vulkaneifel etliche neue Kunden gewonnen und einen "deutlichen Liquiditätszufluss" verbucht. Laut Grau "rund 30 Millionen Euro in den vergangenen Wochen". Bei einer Gesamtbilanz von 800 Millionen Euro entspricht das satten 3,75 Prozent. Vor allem von Direktbanken und "Geldinstituten mit ausländischen Namen" seien Kunden gekommen.

Stockkonservativ bis langweilig, aber sicher



Ähnlich sieht die Entwicklung bei den Genossenschaftsbanken im Kreis aus, die ebenfalls über eine Sicherungseinrichtung ihres Bundesverbandes abgesichert sind und deutliche Geldzuflüsse von Kunden verzeichnen. Dietmar Pitzen, Direktor des Regionalmarkts Vulkaneifel bei der Volksbank Rhein-Ahr-Eifel, geht von einem Einlagenwachstum von vier Prozent bis zum Jahresende aus. In den vergangenen drei Wochen seien in seinem Zuständigkeitsbereich "zwei Millionen Euro" hinzugekommen, bis zum Jahresende geht er von "acht Millionen Euro" aus.

Im Gesamtinstitut waren es bislang "zehn Millionen Euro", für Jahresende prognostiziert er "60 bis 70 Millionen". "Das ist immens, denn die Branche verzeichnet insgesamt ein Nullwachstum", sagt er und unterstreicht: "Wir gehen gestärkt aus dieser Krise hervor, denn den Kunden geht es derzeit nicht um höchstmögliche Rendite und Zinsen, sondern um Sicherheit und Vertrauen. Und das ist unser Pfund."

"Utopische Zinsen" jenseits von fünf Prozent könne und werde die Volksbank auch in Zukunft nicht zahlen. Dafür aber ist auch jetzt gewährleistet, dass Privatleute wie Geschäftskunden aus der Region in der Regel ihre Kreditwünsche erfüllt bekommen. "Bei uns gibt es keine Kreditklemme", sagt der Banker. Laut Pitzen zahle sich nun aus, dass die Volksbank stets "stockkonservativ, ja manche sagen, langweilig" bei Investments agiert habe. Pitzen: "Wir haben nicht eine Aktie, nicht einen Fonds, sondern legen unser Guthaben primär bei unserer Zentralbank oder in Bundeswertpapieren an." Bernhard Kaiser, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Rhein-Ahr-Eifel, fasst das so zusammen: "Klar, wir versprechen keine Überrenditen, dafür sind unsere Produkte und Anlagen aber zu 100 Prozent sicher. Schließlich fühlen wir uns als Regionalbank primär der Region und dem Wohlergehen der Menschen verpflichtet."

"Kunden waren sehr verängstigt"



Rainer Berlingen, Vorstand der Volksbank Eifel-Mitte mit Sitz in Gerolstein, spricht von "zuletzt stressigen Wochen". "Die Kunden waren sehr verängstigt. Es hat sie aber beruhigt, zu erfahren, dass ihr Geld bei uns zu 100 Prozent sicher ist", berichtet er. Nach seiner Aussage verzeichnete die Bank "in den vergangenen drei Wochen 15 Millionen neue Kundengelder". Solch eine Entwicklung habe er in seiner langen Zeit als Banker noch nicht erlebt. "Ja, wir sind Gewinner der Krise", sagt er und fügt hinzu: "Wir hatten nie Subprime-Produkte oder sonstige riskante Investments und agieren auch nicht international, sondern sind vorwiegend regional tätig."

Der eigene Überschuss werde "primär im eigenen Verband angelegt, dazu kommen einzelne Investments bei Landesbanken. Aber das sind immer nur kleine Positionen." Derzeit fragten die Kunden vorwiegend Investments mit Laufzeiten von ein bis zwei Jahren nach, "denn sie wollen reagieren können", meint der Banker.

Meinung

Renaissance alter Werte

Die vielen Millionen Euro der kleinen Sparer, die zurückgebracht werden, belegen: Die gute alte heimische Bank ist Gewinner der Finanzkrise. Das ist aus mehreren Gründen gut: Erstens können die Sparkassen und Volksbanken dank des unerwarteten Geldsegens leichter arbeiten und den regionalen Wirtschaftskreislauf durch günstige Kredite für die Menschen und Betriebe vor Ort in Schwung halten. Zweitens zeigt die Rückkehr der Sparer, dass das auch im Finanzsektor immer stärker verbreitete Motto "höher, schneller, weiter" angesichts der Kurseinbrüche und Bankenpleiten an Glanz verloren hat und Werte wie Vertrauen und Sicherheit eine Renaissance erleben. Wie lange das anhält, ist fraglich. Ob eine regionale Bank - und sei es nur mit kleinen Beträgen - riskant auf den internationalen Finanzmärkten agieren sollte ebenfalls. Da ist Herr Grau seinen Kunden wie dem Verwaltungsrat der Kreissparkasse Erklärungen schuldig. m.huebner@volksfreund.de

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