Mit 73 fängt das Leben an

DAUN. Er malt, fährt Rad und steht seit kurzem wieder an der Spitze des von ihm vor 17 Jahren gegründeten Kulturkreises Daun: Der pensionierte Amtsgerichtsdirektor Karl-Heinz Schmitz steht mit 73 Jahren mitten im Leben.

Lieber Daun als Trier: Das stand für Karl-Heinz Schmitz bereits 1967 fest. Der damals 35-jährige Hillesheimer Amtsgerichtsrat schlug eine Stelle beim Landgericht Trier zu Gunsten einer beim Amtsgericht Daun aus, wo er Oberamtsrichter wurde. "Das war eine Entscheidung, die wir noch nie bereut haben", sagen Karl-Heinz Schmitz und seine Frau Leni unisono. Zusammen mit den damals noch kleinen vier Söhnen verlegte das Paar den Mittelpunkt seines Lebens in die Dauner Basaltstraße. "Verschmitzt", kommt einem unweigerlich in den Sinn, wenn man Karl-Heinz Schmitz auf seiner Gartenterrasse aus seinem Leben erzählen hört. "Schlau" steht im Duden zu verschmitzt. Doch bei Schmitz meint verschmitzt auch noch Herzlichkeit und Humor. Karl-Heinz Schmitz ist 1932 in Winningen geboren, 1939 zog die Familie nach Neuwied. Dort machte er Abitur und wollte zunächst Lehrer für die Fächer Latein, Kunst und Französisch werden. "Das war aber nicht das Richtige für mich", erinnert er sich. Er blieb zunächst in Bonn, wechselte das Fach, studierte Jura (später auch in Freiburg und Köln) und wurde Richter. Heinzchen, Judas Thaddäus und Kandinsky

Als Stationen seiner Laufbahn zählt Schmitz Bad Kreuznach, Kaiserslautern ("mein Intermezzo als Staatsanwalt"), Koblenz, Asbach, Betzdorf und Hillesheim auf. Von 1967 bis 1994 war er am Amtsgericht Daun, davon 22 Jahre lang als Direktor. In diese Zeit fallen die Umzüge des Gerichts von der Wirich- in die Leopoldstraße und schließlich ins Behördenhaus. Sein Ziel als Richter sei immer gewesen so viel Einigung, Ausgleich und Frieden wie möglich zu schaffen. Als er in den Ruhestand ging, schenkte er dem Land Rheinland-Pfalz zwölf seiner Ölbilder mit einer Auflage: Sie sollen immer im Amtsgericht Daun bleiben. Und in seiner Liebe zu Gemälden kommt bereits eine weitere seiner Passionen zum Ausdruck: Er malt. Schon von Kindesbeinen an. Seine erste Auftragsarbeit bekam er als 13-Jähriger. "Heinzchen", hatte eine Bekannte seiner Eltern damals gesagt, "du kannst doch so schön malen", und hat prompt einen "Judas Thaddäus" in Auftrag gegeben. In seiner Studienzeit hat er sich in Malseminaren geschult und später in Daun Kurse von Bernhard Gross besucht. Aber ausgelernt hat man als Künstler nie: Schmitz belegt Kurse bei der Sommerakademie in Trier und an der Londoner "Royal Academy of Fine Arts" in London. Bereits früh hat sich der Maler - beeinflusst von Wassily Kandinsky, Marc Rothko und Antonio Tapies - der abstrakten Malerei zugewandt. Christliche Motive wie etwa seine gotisch anmutende "Heilige Maria, lesend" aus dem Jahr 1958 oder die ungemein anrührende "Pieta" (2003) gehören ebenso zu seinem Werk wie großformatige Arbeiten in Farben, die an Erde und Wasser erinnern. Die Bilder von Karl-Heinz Schmitz waren in Einzelausstellungen in Daun, Köln, Bielefeld und auf Schloss Neersen zu sehen. Und natürlich immer in der Jahresausstellung des Kulturkreises Daun, den Schmitz vor 17 Jahren mitgegründet hat. Bei der jüngsten Mitgliederversammlung wurde Schmitz wieder zum Vorsitzenden gewählt. Spitzenpositionen bekleidete er aber nicht nur am Amtsgericht und im Kulturkreis, sondern auch beim Reit- und Fahrverein Daun sowie in den Pfarrgemeinderäten in Hillesheim und Daun. Seine Kondition kommt vom Fahrradfahren, einem weiteren Hobby. Mehrere tausend Kilometer fährt er im Jahr. 15 davon hat der fünffache Enkelinnen-Großvater an diesem Nachmittag schon zurückgelegt: zum Schwimmen im Schalkenmehrener Maar und wieder zurück.

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