Mit Arbeitslosen auf dem richtigen Weg?

Betroffen und besorgt über das Programm der Bundesregierung, Arbeitslose nach einem Schnellkurs zur Betreuung von Demenzkranken einzusetzen, hatte der Oberkurs der Dauner Fachschule für Altenpflege sich in einem Projekt mit dem Thema befasst. Nun gab eine Expertenrunde Erklärungen und Perspektiven ab.

Daun. (bb) Als am Ende Schul- und Projektleiter Hermann-Josef Melchiors den Schlagabtausch mit den Worten zusammenfasste: "Wir haben unterschiedliche Perspektiven gehört, es wurden viele Fragen angerissen; fragwürdig bleibt aber nach wie vor, ob die geplanten Beschäftigungsverhältnisse der richtige Weg sind", erhielt er bestätigenden Beifall aus dem Publikum.

Zunächst hatten der filmische Blick auf den Alltag einer demenzkranken Frau in einem Altenpflegeheim für Betroffenheit und eine von Schülerinnen nachgestellte Szene über den komplexen Ausbildungsanspruch von Pflegekräften für Nachdenklichkeit gesorgt. "Gut durchdacht, aber schlecht unter die Leute gebracht", meinte zu der Initiative der Bundesregierung die Landtagsabgeordnete Ingeborg Sahler-Fesel, die als Mitglied des Sozialausschusses zur Haltung der Landesregierung und des Landtags befragt wurde.

Die Berichterstattung habe mit dem Blick auf die Rekrutierung von Langzeitarbeitslosen bei gleichzeitiger Arbeitslosigkeit von 35 000 Altenpflegekräften in Deutschland einen Aufschrei ausgelöst. Das Programm solle ein Instrument sein, um die Faktoren Zeit und Zuwendung aufzufangen, erklärte sie. "Keine einzige Anfrage bisher", berichtete der Leiter des Jobcenters Daun, Franz-Josef Jax. Den Schülern und Examinierten riet Jax, nicht in Panik zu verfallen: "Sie werden mehr denn je gebraucht."

Nur Vorteile und daher unbedingte Unterstützung, war der Tenor von Roland Sader von der AOK Rheinland-Pfalz, der aus Sicht der Kostenträger Stellung nahm. Für Unmut sorgte seine Erklärung, dass die Pflege von demenzkranken Menschen Defizite aufweise. "Das Programm ist gut, wenn die Richtigen ausgewählt werden", betonte Heimleiter Michael Förster und nannte als besondere Anforderungen Gelassenheit, würdevolle Umgangsformen und Zuverlässigkeit.

Wenn sich die Betreuungssituation verbessere, sei die Initiative nur zu begrüßen, sagte die Geschäftsstellenleiterin des Caritasverbands, Marlene Wierz, und erteilte dem Abbau von Fachkräften eine klare Absage. "Im Gegenteil: Pflegepersonal muss entlastet werden", sagte sie.

Großes Interesse an bedarfsgerechten, humanen und finanzierbaren Angeboten konstatierte Kreis-Sozialamtsleiter Dietmar Engeln und appellierte an die Entlastung der pflegenden Angehörigen - "denn sie sind der größte Pflegedienst der Nation."

Den pflegenden Angehörigen stellte auch der Dauner Seniorenbeirats-Vorsitzende Helmut Giesen in den Mittelpunkt. Bei Menschen, die immer mehr Lebensqualität verlören, dürfe die Kostenfrage nicht entscheidend sein. Alle Initiativen, die dem Menschen dienten, seien zu begrüßen, sagte Doris Seis von der Bundesarbeitsgemeinschaft Leitender Pflegekräfte. "Wir haben aber ein Problem mit dem ,Zusammenwerfen' von Langzeitarbeitslosen und Demenzkranken", räumte sie ein und mahnte die Professionalität der Pflegekräfte als oberstes Gebot an.

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