Mit Eifeler Technik auf der sicheren Seite

WIESBAUM. Eine von drei großen Firmen für Ortungstechnik in Deutschland sitzt im Wiesbaumer Gewerbegebiet. Die Ebinger GmbH stattet die Bundespolizei, Gerichte, Gefängnisse, Kampfmittelräumdienste (KMRD) in sieben Bundesländern, europäische Königshäuser und Räumtrupps in 29 Ländern mit Suchgeräten aus.

"Bitte verlassen sie sofort das Gebäude und die Bahnsteige. Wegen einer Bombendrohung muss der Bahnhof evakuiert werden", schallt es aus den Lautsprechern am Kölner Bahnhof. Eine typische Situation, bei der Ebinger-Technik zum Einsatz kommt. Bernd Gräf von der Bundespolizei berichtet: "Der herrenlose Koffer oder Personen, die verdächtig werden, Bomben bei sich zu tragen, werden bundesweit von uns ausschließlich mit Metallsuchgeräten von Ebinger untersucht." Der Polizeihauptkommissar arbeitet seit 30 Jahren mit Ebinger-Technik, 23 Jahre davon für die GSG 9. Gräf: "Es wurden viele Geräte für die speziellen Bedürfnisse konstruiert, auch Unterwassersuchgeräte." Lob für das "Ohr am Kunden"

Als einen Meilenstein in der Bombenentschärfungstechnik bezeichnet Gräf das "elektronische Stethoskop". Er erklärt: "Es geht darum, Zeitzünder zu orten. Damit kann man auch das Ticken von Quarzuhren hörbar machen." Gräf ist einer von vielen Gästen, die zum 35-jährigen Firmenjubiläum in die Eifel gekommen waren. Seit vier Jahren ist in Wiesbaum die Ebinger-Zweigstelle für die Produktion. 2004 machte das Unternehmen einen Jahresumsatz von 4,5 Millionen Euro. In Wiesbaum sind elf Mitarbeiter beschäftigt und im Kölner Stammsitz 24. Am Rhein werden die Exportgeschäfte in 29 Länder abgewickelt und Neuentwicklungen konzipiert. Das "Ohr am Kunden" lobt Horst Lenz, Chef des 15-köpfigen KMRD-Teams in Rheinland-Pfalz. "Unsere Erfahrungen aus der Praxis werden immer berücksichtigt", sagt er. Lenz, seit 21 Jahren mit Ebinger-Technik vertraut, bezeichnet die Geräte als "sehr gut und robust". In der Region wurden beispielsweise bei der Räumung in Hallschlag-Kehr oder auf dem ehemaligen Sprengplatz in Spangdahlem der Ebinger "Minenscanner" eingesetzt. Die Metallkonstruktion auf Rädern, aufgerüstet mit moderner Computertechnik, wird von einem Techniker über das kontaminierte Areal geschoben. Lenz ist begeistert: "So können große Flächen effektiver abgesucht werden. Die Aufnahmen, die das Gerät macht, werden später am PC ausgewertet. Dann sehen wir genau, wo, was, wie tief liegt." Auch Aristokraten verlassen sich auf Ebinger-Technik, wie Jürgen Meyers, Chef der Wiesbaumer Niederlassung, erzählt: "Das norwegische Königshaus hat Minensuchgeräte bei uns bestellt." Es geht auch kleiner - die Handsonden, die aussehen wie große Lupen und die jeder Tourist vom Sicherheitscheck am Flughafen kennt, werden auch in Wiesbaum produziert. Alle deutschen Verkehrsflughäfen, viele Gefängnisse und Gerichte wurden damit ausgestattet. Eine so genannte Torsonde, die "Tür" als Sicherheitsschleuse, steht sogar im Kriegsverbrecher-Tribunal-Gebäude in Den Haag. Zu den Jubiläumsgästen gehörte auch John Wyatt vom höchsten Sicherheitsstab in Großbritannien. Er referierte über die aktuellen Bombenattentate in London. Peter Willers, ehemaliger Bundeswehr-Oberstleutnant, begeisterte mit seinen Berichten über humanitäre Arbeit in Afrika. Er hat sich im Ruhestand ganz den Minenräumprojekten einer internationalen Hilfsorganisation verschrieben. Willers: "Wir haben mit 60 Ebinger Detektoren innerhalb von fünf Jahren im Tschad 65000 Blindgänger und 12600 Minen geräumt. Das sind mit 567 Tonnen exakt so viel wie ein Airbus wiegt." Die Gäste waren vom Firmengelände in Wiesbaum mit Bomben-Testfeld, Minensuchfeld, überdachten Minengassen und Tauchtank begeistert. Dennoch denkt Firmengründer Klaus Joachim Ebinger nicht an den kompletten Umzug in die Eifel. Der 64 Jahre alte Unternehmer sagt: "Der Standort Wiesbaum bedeutet für uns Bewegungsfreiheit, aber die Entwicklung bleibt in Köln und die Produktion in der Eifel."

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