Mit Flammen geht's dem Winter an den Kragen

Der Junggesellenverein im Gerolsteiner Stadtteil Gees pflegt am ersten Fastensonntag den alten Brauch des Winteraustreibens. Bevor das Feuerrad die Baarley runterrollt, ist das ganze Dorf auf den Beinen.

 Erst wenn das Feuerrad richtig heftig lodert, wird es den Berg hinuntergerollt. Die Geeser Junggesellen sind konzentriert bei der Sache. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Erst wenn das Feuerrad richtig heftig lodert, wird es den Berg hinuntergerollt. Die Geeser Junggesellen sind konzentriert bei der Sache. TV-Foto: Gabi Vogelsberg

Gerolstein-Gees. (vog) Der "Scheefsunnech" ist die Großveranstaltung des Geeser Junggesellenvereins. Singend ziehen sie durchs Dorf, um Eier zu sammeln. Unzählige Male erklingt: "Hei lustig Geeser Jungen, dat sin mir, jetauft met Drees, Wasser un met Bier, jesond an Herz, do sin mir oser Motter ihre allerbeste Jong.""Heddelichkuchen" mit Rübensirup

Am Nachmittag finden sich viele Bürger und Gäste im Gemeindehaus ein. Die Frauen backen "Heddelichkuchen" (Pfannkuchen aus Buchweizenmehl), die mit Rübensirup bestrichen verzehrt werden. Günter Kirst aus Neuwied ist zum ersten Mal dabei. Der 68-Jährige lebt seit sechs Jahren in Gerolstein. Sein Urteil: "Die Heddelichkuchen schmecken super. Wir sind nächstes Jahr wieder dabei." Ebenso wie die Junggesellen. Der 16-jährige Dominik Schmitz meint: "Es macht jedes Jahr wieder Spaß, und der Brauch soll auch in der nächsten Generation fortgeführt werden." Die 15 Junggesellen rund um "Anführer" Volker Rätz haben alles bestens organisiert. Unter Aufsicht der Gäste wird vorm Gemeindehaus das Rad "gebunden". Dafür werden in das Rad aus Eisen fest gewickelte Strohschläuche gestopft. Bei Einbruch der Dämmerung zieht die Riege mit Traktorgespann los in Richtung Baarley. Am Nordhang des 530 Meter hohen Berges wird das Feuerrad in Richtung Dorf gerollt. Damit es nicht schon nach den ersten Metern erloschen ist, wird eine 20 Meter lange "Strohbahn" ausgestreut und angezündet. Über diesen Teppich fegt das Feuerrad als Symbol für die Frühlingssonne in Richtung Tal. Noch keine zwei Minuten dauert das Spektakel. In diesem Jahr rollte das Feuerrad schnurstracks 600 Meter bis zum Dorfrand. Eine faszinierende Kulisse in der klaren Winternacht. Pascal Schellen (22 Jahre) prognostiziert: "Weil es so gut gelaufen ist, wird es wohl einen tollen Sommer geben." Der trockene Berghang bot beste Bedingungen. Bei einer Schneedecke ist das nicht der Fall. Senior Josef Rätz ist begeistert: "In Gees ist das Rad schon immer gelaufen. Seit dem Krieg ununterbrochen." Auch im Laufe des Jahres kommt das Eisenrad zum Einsatz - beim "Schleifen" an Polterabenden.Der "Scheefsunnech" endet in Gees mit kollektivem Eieressen im Gemeindehaus und der "Taufe" der neuen Junggesellen. Peter Esch und Julian Roth wurden mit Drees und Bier getauft in den Junggesellenverein aufgenommen.Ebenso wie in Gees wurde in Rockeskyll, Neroth und Steffeln der Winter ausgetrieben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort