Mit kühlem Kopf durch heiße Sitzung

Bewährungsprobe bestanden: SPD-Interimsstadtbürgermeister Hermann Lux (59) hat in seiner ersten Ratssitzung als Vorsitzender eine gute Figur abgegeben. Trotz heißer Themen wie dem Neustart des Kindergarten-Projekts und hoher Temperaturen hat er sich nicht aus der Ruhe bringen lassen.

Gerolstein. (mh) Es war ein Sprung ins kalte Wasser. Das wird angesichts der hochsommerlichen Temperaturen zwar eher als Wohltat wahrgenommen. Für den SPD-Ortsvereinsvorsitzenden und ersten Stadtbeigeordneten Hermann Lux aber kam die Nachricht vom überraschenden Rücktritt von CDU-Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz (CDU) wie aus heiterem Himmel. Für ihn stand aber "zu keinem Zeitpunkt in frage, dass ich die Verantwortung übernehme". Dennoch habe er erst einmal "tief durchatmen" müssen.

Und nicht nur er. "Als ich meiner Frau erzählt habe, dass Karl-Heinz Schwartz überraschend zurückgetreten ist, hat sie spontan gesagt: Oh Gott." Das Pikante an der Konstellation: Seine Frau Monika ist seit Jahren Sekretärin des Stadtbürgermeisters - und nun eben die ihres Mannes. "Aber da gibt es keine Probleme, das kriegen wir beide prima hin", sagt der 59-Jährige, der kommende Woche zudem runden Geburtstag feiert.

Aber angesichts der aktuellen kommunalpolitischen Lage mit der Kindergarten-Misere (der TV berichtete) ist derzeit mehr schweißtreibende Arbeit denn Vergnügen angesagt. Rund anderthalb Stunden hat sich der Stadtrat hinter verschlossenen Türen und unter seiner Leitung mit der Kritik des Landesrechnungshofs zur bisherigen Kindergarten-Planung auseinandergesetzt und einstimmig einen gemeinsamen Neustart beschlossen. Das ist sicherlich nicht der Verdienst von Lux. Dass es aber kein Hauen und Stechen sowie gegenseitige Schuldzuweisungen unter den Fraktionen gegeben hat, kann er sich gleichwohl ein Stück weit auf seine Fahne schreiben.

"Ja, ich war schon nervös vor dieser Sitzung, das hat sich dann aber gelegt", gesteht der 59-Jährige. Zumal er das Schreiben aus Speyer erst am Morgen vor der Sitzung auf seinem Schreibtisch hatte. Da blieb nicht allzu viel Zeit zur Vorbereitung. "Doch die Unterstützung aus der Verwaltung war hervorragend", sagt Lux, der sich auch im öffentlichen Teil der Sitzung vor rund 20 Zuhörern souverän gab.

Anstatt sich als Experte aufzuspielen hat er dort, wo er nicht weiter oder andere es besser wussten, das Wort an die Fachbereichsleiter Hans-Josef Hunz (Kindergarten-Angelegenheiten), Klaus Jansen (Bauamt) oder Rathaus-Chef Matthias Pauly abgegeben.

Dass er zu Beginn der Sitzung seinen Dank an den nicht anwesenden Karl-Heinz Schwartz abgelesen hat, begründet er auch ohne Umschweife: "Da war ich zum einen noch nervös, zum anderen wollte ich mich gerade in diesem Punkt nicht verhaspeln."

Und nach weiteren anderthalb Stunden Sitzung in sommerlicher Hitze und einigen Wortgefechten hatte Lux dann endgültig seine Feuertaufe bestanden - und den Stadtrat zu einem gemeinsamen Eis eingeladen. Eine verdiente Erfrischung. Extra Stadtrat kurzgefasst: Stadtbürgermeisterwahl: Die Wahl findet am Sonntag, 19. September, statt. Der Termin für eine Stichwahl ist am 3. Oktober. Das hat der Stadtrat Gerolstein entschieden. Die Bewerbungsfrist für Kandidaten endet Anfang August. Bisher hat sich noch niemand gemeldet. Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz war am 15. Juni überraschend zurückgetreten. Neues Mitglied: Stefan Wolber (CDU) ist neu im Gerolsteiner Stadtrat. Er ist für Willi Chaineux nachgerückt. Der erste Nachrücker Herbert Faber aus Gerolstein-Roth hat seine Einberufung abgelehnt. (mh)

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