Mit Osteopathie helfen

Der Osteopath Jürgen Schäfer ist im Rahmen seines Masterstudiums mit der ersten wissenschaftlichen Studie zu den Möglichkeiten der osteopathischen Behandlung von Kindern mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) beauftragt worden. In der Studie sind noch einige Plätze frei.

 Osteopath Jürgen Schäfer untersucht in einer Universitätsstudie den Einfluss der Osteopathie auf Kinder, die an ADHS leiden. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Osteopath Jürgen Schäfer untersucht in einer Universitätsstudie den Einfluss der Osteopathie auf Kinder, die an ADHS leiden. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Kelberg. (bb) Der Frankfurter Arzt Heinrich Hoffmann hat Kinder, die nicht still sitzen und sich nicht konzentrieren können, vor mehr als 150 Jahren in seinem weltberühmten Kinderbuch "Struwwelpeter" als Zappelphilipp bezeichnet. Heute sprechen Fachleute, wenn die Unruhe krankhafte Züge annimmt und die Ablenkbarkeit extrem ist, von ADHS. Dann wird häufig der Arzneistoff Methylphenidat gegeben. Oder es werden andere Therapieverfahren angewandt (siehe Hintergrund).

Jürgen Schäfer setzt auf die Osteopathie. "Ein ganzheitlicher Therapieansatz, bei dem nicht Diagnosen, Symptome oder Krankheiten, sondern Menschen behandelt werden", erklärt der 52-Jährige und betont: "Osteopathie ist weder Massage noch Chiropraktik noch Physiotherapie, und sie hat nichts mit Spiritualismus oder Geistheilung zu tun."

Die Behandlungsmethode orientiere sich streng wissenschaftlich an der Anatomie und der embryonalen Entwicklung des Menschen, erläutert er. Sie basiere auf der Erkenntnis, dass nur das fehlerfreie Zusammenspiel von Körper, Seele und Geist wirkliche Gesundheit bedeute. Erster Schritt in der Osteopathie sei, nach Störungen im Schädel, in den Eingeweiden, an der Wirbelsäule und am Bewegungsapparat zu suchen und dann die selbst heilenden Kräfte des Körpers zu aktivieren.

Die Faszination, leidenden Menschen helfen zu können, habe ihn von jeher motiviert, sich immer weiter auszubilden, sagt Schäfer, der seine berufliche Laufbahn 1975 als Masseur und medizinischer Bademeister begann; als Physiotherapeut war er später unter anderem Betreuer der Deutschen Fechtnationalmannschaft.

Von 2001 bis 2006 studierte er berufsbegleitend Osteopathie, von 2006 bis 2008 absolvierte er ein Aufbaustudium in Kinderosteopathie. Auf dem Weg zum Mastertitel erstellt Jürgen Schäfer nun eine Facharbeit, in deren Rahmen er Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren in einem Zeitraum von acht bis zehn Wochen vier Mal osteopathisch behandelt. Die Eltern und Lehrer der Teilnehmer begleiten die Studie, indem sie vor und nach der Behandlung Fragebögen ausfüllen. "Alle Fragen sind von einer Ethikkommission geprüft worden, der Ablauf der Studie wird von Universitätsmitarbeitern überwacht", erklärt Schäfer. Es seien noch Plätze für Kinder mit ADHS-Diagnose und mit ADHS-Verdacht frei.

Kontakt: Jürgen Schäfer, Kelberg, Telefon 02692/1435, E-Mail: schaefer@bvko.de.Extra ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom) ist gekennzeichnet durch stark ausgeprägte und seit der Kindheit bestehende Störungen der Konzentrationsfähigkeit sowie der Planungs-, Handlungs- und Impulskontrolle und teilweise durch motorische Hyperaktivität. Sie kann Lern- und Verhaltensstörungen hervorrufen und zu Depressionen, Angstzuständen, Suchtproblemen und anderen psychischen Erkrankungen führen. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Neben der medikamentösen Therapie werden psychologische Betreuung, Ergotherapie, Logopädie, Krankengymnastik und die sogenannte multimodale Therapie, die verschiedene Therapieformen einbezieht, angewendet.

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