Tourismus Wandern ohne Eile

Ellscheid · Mit sechs Mußepfaden wollen die Touristiker den Wandergästen beim Langsam-Trekking die Natur und Kultur der Vulkaneifel einmal anders näherbringen. Im Mittelpunkt stehen nicht Fakten, sondern Fantasie und Gefühle.

 Entschleunigt wandern und träumen: Jeder Pfad hat etwa ein halbes Dutzend von Mußeplätzen.

Entschleunigt wandern und träumen: Jeder Pfad hat etwa ein halbes Dutzend von Mußeplätzen.

Foto: TV/Klaus-Peter Kappest

Die Inszenierung passte: Zum Thema Wind, welches am Muße-Platz hoch über dem Geflügelhof Janshen mit Gartenbank, Gartenzaun und Erlebnislandkarte gestaltet wird, pfiff es gehörig, als die versammelten Touristiker ihr neuestes Wanderkonzept vorstellten. Doch der kühlen Maibrise zum Trotz ging es um seelenwärmende Emotionen, die geweckt werden sollen: Von magischen Momenten beim Augenschließen und Innehalten erzählte Geopark-Ranger Herbert Michels.

„Wir sind Sehnsuchtserfüller“, bestätigte Wolfgang Reh, Produktentwickler bei der Eifel Tourismus GmbH, nicht ohne dann doch von den Dingen zu reden, die ganz handfest zur Leitbranche Tourismus in der Eifel beitragen. „Die Gäste haben immer speziellere Bedürfnisse, also müssen wir Innovationen bieten und nichts von der Stange. Für uns heißt das: Storytelling und eine authentische ‚Metastory‘ finden.“

Die große Geschichte der Eifel, um die es also einmal mehr geht, ist die des Kampfes der Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde in Form des Vulkanismus. Allerdings wird dies den Wandertouristen nun nicht nur mit Verweis auf die geologischen Fakten vermittelt.

Sondern entlang der sechs neuen Mußepfade, die den Eifelsteig flankieren, verbindet sich Erdgeschichte mit Märchen und Mythen. Auf den auffallend roten Pulttafeln, die zu jedem auserkorenen Mußeplatz gehören, dürfen die Texte durchaus lyrisch sein, es ist Platz für Gedichte oder Gruselgeschichten passend zum jeweiligen Standort. Jeder Pfad hat etwa ein halbes Dutzend dieser Mußeplätze zum Ausruhen und auch ein Symbol, das einen Wiedererkennungswert gibt und die Orientierung erleichtert.

Zum Beispiel ist der Schneifelpfad in der Grenzregion zum früheren Westwall dem Thema Frieden gewidmet, ein stilisierter Grenzstein ist der „rote Faden“.

Andreas Schüller, Geschäftsführer der Natur- und Geopark Vulkaneifel GmbH, bezeichnete die Mußepfade als Herausforderung: „Es gab eigentlich keine Blaupause für unsere ‚Metastory‘, wir mussten von Grund auf neu erfinden, wie wir die geologischen und historischen Tatsachen und Theorien in eine Praxis verwandeln, die emotional anspricht.“ Gästeführerin Irene Sartoris schilderte, wie viel Umgewöhnung es für die Guides bedeutet, von herkömmlichen Gruppentouren auf die neue Art des Erzählens umzuschalten. „Anfangs war das schwer, aber die Resonanz zeigt uns, dass die Gäste begeistert sind von der Gelassenheit und der Aufmerksamkeit auch für die ganz kleinen Dinge am Wegesrand, die nun mehr im Vordergrund sind.“

Entstanden sind Pfade und Plätze, an denen die Wanderer fast automatisch achtsam werden und vom Alltag einen Gang runterschalten, eben Muße finden, wie Volker Teuschler schilderte. Seine Cube Werbung GmbH mit Sitz in Daleiden (Eifelkreis Bitburg-Prüm) fand für die Anforderungen die passende Gestaltung in Wort und Bild.

Die Mußepfade sollten in Etappen erwandert werden, empfahl Winfried Balzert als Vertreter des Eifelvereins. Denn ein arg sportliches Tagespensum würde wohl kaum zum Entschleunigen passen. Er sah es als besonders positiv, dass die Geschichten, die entlang der Pfade erzählt werden, nicht von außen übergestülpt wurden, sondern authentisch zur Region gehören. Teils verlaufen die neu ausgeschilderten Strecken auf schon länger bestehenden Wanderrouten.

 Alle Infos auf einen Blick zum neuen Mußepfad. Foto: Eifel Tourismus GmbH

Alle Infos auf einen Blick zum neuen Mußepfad. Foto: Eifel Tourismus GmbH

Foto: TV/Uschi Regh

Sie werden auch gut von den Eifelvereinswanderern angenommen, und künftig, so hoffen alle, dank besonderer touristischer Arrangements von Hotels und anderen Gastgebern auch von Besuchern, die ihre Eifelliebe erst noch entdecken wollen.

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