Mit sportlichem Geschick durch die Wirtschaftskrise

O hne Kunz und Hera läuft nichts - auch nicht im Büro. Die beiden Hunde drängen sich um Petra van Oyen, streichen um ihre Beine.

Die ehemalige Tennisspielerin und Fernsehmoderatorin hat 2004 den väterlichen Betrieb "Pavoy" in Hillesheim übernommen. Die Vierbeiner, ein Dobermann und ein Labrador-Mix, sind seither ständig an ihrer Seite. "Das ist der Vorteil, wenn man der Chef ist", sagt sie und lacht. Petra van Oyen wirkt entspannt, trotz der Verantwortung für 76 Mitarbeiter.

Denn von der Wirtschaftskrise ist in dem stahlverarbeitenden Unternehmen nichts mehr zu spüren. Ganz im Gegenteil. "Krise konnte man das bei uns nicht nennen", sagt sie. Inzwischen müssten sogar alle Angestellten mehr arbeiten, um die Aufträge erledigen zu können. Auch van Oyen verbringt die meiste Zeit des Tages in der Firma und führt das Lebenswerk ihres Vaters Paul van Oyen fort.

Ein Leben, das sie sich noch vor 30 Jahren kaum hat vorstellen können. Denn als Jugendliche wollte van Oyen vor allem ihren eigenen Weg gehen. "Mit der Firma wollte ich nichts zu tun haben", sagt sie und ist selbst ein wenig erstaunt über den Lebenswandel. Ihre "früheren Leben" vermisst van Oyen aber nicht. "Heute bin ich froh, in meiner Eifel zu sitzen und meine Hunde zu haben", sagt sie. "Ich habe ja alles andere schon erlebt." Seit dem 16 Lebensjahr bestritt Petra van Oyen überall auf der Welt Tennisspiele, gehörte zeitweise zu den 80 Besten der Weltrangliste, gewann zehn deutsche Meistertitel. Doch der Sport strapazierte ihre Gelenke, zwang sie immer häufiger zu Operationen.

Sie zog die Notbremse. Ein Leben ganz ohne Sport konnte sie sich aber nicht vorstellen. "Mein Vater fragte, was möchtest du machen? Willst du ein Hotel eröffnen?", erzählt van Oyen. Sie machte wieder ihr eigenes Ding, nutzte die Kontakte zu Sportreportern und stieg beim ZDF ein. Vom Aktuellen Sportstudio ging es zu RTL und später in die Unternehmenskommunikation von Audi - ein turbulenter Lebensabschnitt jagte den nächsten.

Der Liebe zum Lebenswerk ihres Vaters ist geschuldet, dass sie nach Jahren wieder in die Eifel zurückkam. "Als mein Vater 2001 starb, war das für mich ein Notfall", sagt van Oyen. Ein Generalbevollmächtigter übernahm zunächst die Firmengeschäfte. "Im Frühjahr 2004 stand ich dann vor der Frage: Machst du es selbst oder lässt du es so weiterlaufen und nimmst die Insolvenz in Kauf?" Der Anblick von Stahl war ihr vertraut, von der Arbeit wusste sie aber nur wenig. Dennoch entschied sie sich für die Firma, für die damals 65 Angestellten, für die Herausforderung und für ihren Traum - zwei Hunde.

Aufgeben kam für die 49-Jährige nicht infrage. Schon im Sport hatte Petra van Oyen gelernt, sich durchzubeißen. Bei Niederlagen nicht verzweifeln und bei Siegen nicht abheben, ist auch heute noch ihre Devise. "Wir sind mit der Firma jetzt wirklich in gutem Fahrwasser, aber das verleitet mich nicht dazu, mich jetzt zurückzulehnen."

Das macht sie erst, wenn sie eine gute Lösung für ihre Nachfolge gefunden hat. Dann möchte sie ein abgeschiedenes Häuschen beziehen - natürlich mit Kunz und Hera.

Hannah Schmitt

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