Motorsport-Club Oberehe Mit Vollgas gegen das Seuchenjahr

OBEREHE · Der Motorsport-Club (MSC) Oberehe versucht mit aller Macht von seinem Jahresprogramm zu retten, was noch zu retten ist – teilweise kann das sogar gelingen.

 Rennen sollen stattfinden - in anderer Form als sonst, aber immerhin.

Rennen sollen stattfinden - in anderer Form als sonst, aber immerhin.

Foto: TV/Jürgen C. Braun

Zwei große Motorsport-Events aus dem Rallyebereich, eine Weltpremiere, ein zweifacher Junioren-Europameister am Start, internationale Aufmerksamkeit, dazu Fachpresse aus dem In- und Ausland: 2020 hätte das Jahr des MSC Oberehe werden können, ja eigentlich müssen. Doch dann kam Corona. Jetzt versucht das Team aus der Vulkaneifel zu retten, was noch zu retten ist. Und es hat zumindest in Ansätzen noch Chancen, dass 2020 nicht völlig zum wortwörtlichen „Seuchenjahr“ wird.

„Wir haben noch eine Sitzung mit dem Gemeinderat deswegen heute Abend. Bis 18 Uhr kannst Du mich aber noch erreichen.“ Wer Wolfgang „Wolli“ Bürgel, den Vorsitzenden des Motorsportclubs Oberehe, in diesen Tagen an die Strippe kriegen will, der muss erstens ein bisschen Glück haben und zweitens nicht wenig Geduld aufbringen. Denn noch kämpft Bürgel mit vielen Motorsport-Enthusiasten, jeder Menge freiwilliger Helferinnen und Helfern aus befreundeten Vereinen darum, zumindest in Ansätzen den Leuten 2020 noch Rallyesport bieten zu können.

Die „Leute“, das sind in diesem Jahr vor allem die Protagonisten einer völlig neuen, zukunftsweisenden Form des Motorsports. Im Rahmen der alljährlichen Rallye des MSC Oberehe hätte am ersten August-Wochenende der erste Lauf des ADAC Opel e-Rallye Cup s ausgetragen werden sollen. Der weltweit erste Wettbewerb im Rallyesport mit ausschließlich batterie-elektrisch betriebenen Rallye-Fahrzeugen.

Der mittlerweile zur französischen PSA-Gruppe gehörende deutsche Autobauer soll sich nach dem Willen der neuen Herren aus Paris als „grüner Ableger“ des Mutterkonzerns entwickeln.

Opel, ausgestattet mit viel Erfahrung dank seines Engagements in der Rallye-Szene mit Verbrennermotoren, kam im vergangenen Jahr auf die Motorsportler aus der Vulkaneifel zu. Die Truppe aus Oberehe hat einen guten Ruf, was Streckenführung, Organisationstalent, Reputation bei den Fahrern, sowie Aufmerksamkeit und Interesse bei den Fans und der Presse angeht.

Nach langer Vorbereitungs- und Entwicklungszeit waren die Ingenieure mit ihren Partnern soweit, dass der Opel Corsa e-Rallye sein Wettbewerbsdebüt bei „der Oberehe“ hätte feiern sollen. Am Steuer unter anderem Lokalmatador Marijan Griebel, zweifacher Junioren-Europameister und Gewinner des ADAC Opel Rallyecups. Ein gern gesehener alter Bekannter in Oberehe.

Nachdem der Veranstalter seine Rallye dann aber aus den bekannten Gründen hatte absagen müssen, drehen die flotten Stromer-Flitzer ihre Runde derzeit lediglich unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf dem Testgelände in Dudenhofen nahe Rüsselsheim. Das ergibt zwar Daten für die Ingenieure, aber keine Erfahrungswerte unter Belastung auf einer Wertungsprüfung.

Und genau dafür war die Rallye der Eifeler Truppe ausgesucht worden. „Wir versuchen jetzt, unter den notwendigen Auflagen der jeweils geltenden Corona-Schutzverordnung Opel und dem ADAC noch die Möglichkeit eines Rollouts auf einer unserer Wertungsprüfungen zu bieten. Dann könnten die neu entwickelten Fahrzeuge einen simulierten Wettbewerb erledigen. „Das ist ja das, um was es allen ging.“, erklärt Bürgel.

Darüber sprechen die Obereher Club-Verantwortlichen derzeit mit Opel, dem ADAC, den Behörden. Sie lassen prüfen, welche Verordnung wie ausgelegt ist und wie sie interpretiert werden kann. „Wir hoffen, dass wir da auf jeden Fall noch etwas hinbekommen“, gibt sich Bürgel optimistisch.

Ob, falls das Vorhaben gelingt, das mit oder ohne Zuschauer an der Strecke über die Bühne gehen kann, ist erstens eine Frage der Definition einer Großveranstaltung und zweitens auch des Zeitpunktes. Dann, so Bürgel, „hätten wir unsere Weltpremiere ja doch noch in diesem Jahr. Zumindest ein Stückchen davon.“ Internationale Aufmerksamkeit anderer Serien-Betreiber wäre dem MSC Oberehe – in welcher Form auch immer – sicher.

Noch nicht ganz abgeschrieben haben die rührigen MSC’ler aus der Nähe von Hillesheim auch die „Oberehe Klassik“, die im Oktober mit wunderbaren Young- und Oldtimern über die Bühne gehen sollte. Die Veranstaltung vermeldet von Jahr zu Jahr immer mehr Teilnehmer und das alte „Garagengold“ findet viele Bewunderer in den Dörfern.

„Der ADAC Mittelrhein hat jetzt zwar seine Klassik-Meisterschaft, zu der unsere historische Rallye auch gehörte, für dieses Jahr gestrichen. Aber wir überlegen, ob wir nicht im Spätherbst eine historische Rallye genehmigt bekommen, die dann zwar ohne Meisterschafts-Prädikat wäre, aber den Leuten die sehnlichst erwartete Möglichkeit einer Ausfahrt böte.“ So die Intention des MSC.

 Der MSC Oberehe versucht sein Jahresprogramm so weit ist geht durchzuziehen. Foto: Jürgen C. Braun

Der MSC Oberehe versucht sein Jahresprogramm so weit ist geht durchzuziehen. Foto: Jürgen C. Braun

Foto: TV/Jürgen C. Braun
 Der MSC Oberehe versucht sein Jahresprogramm so weit ist geht durchzuziehen. Foto: Jürgen C. Braun

Der MSC Oberehe versucht sein Jahresprogramm so weit ist geht durchzuziehen. Foto: Jürgen C. Braun

Foto: TV/Jürgen C. Braun

Und so tun sie derzeit in und um Oberehe alles, dem „Seuchenjahr 2020“ mit Vollgas doch noch das eine oder andere Mini-Highlight „abzuluchsen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort